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Das Labyrinth

Das Labyrinth

Titel: Das Labyrinth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Cruz Smith
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die Deutschen den Hörer ab und meldeten sich.
    Arkadi schlug die Nummer der Bayern-Franken Bank AG nach und verlangte, Herrn Schiller zu sprechen. Er hatte sich vorgestellt, mit irgendeinem kleinen Angestellten verbunden zu werden, aber ein leises Tuscheln am anderen Ende der Leitung deutete darauf hin, daß sein Anruf zu einer höheren Ebene durchgestellt wurde.
    Eine Stimme fragte: »Mit wem spreche ich?«
    Arkadi sagte: »Das sowjetische Konsulat.«
    Er wartete wieder. Die eine Seite der Straße wurde von einem Kaufhaus eingenommen, in dessen Schaufenster Lodenmäntel, hörnerne Knöpfe und Filzhüte zu sehen waren, die äußeren Kennzeichen bayerischer Identität. Auf der anderen Straßenseite befand sich ein Parkhaus. Wagen fuhren die Rampen herauf und herunter, BMW und Mercedesse Stoßstange an Stoßstange, stählerne Bienen in einem riesigen Bienenkorb.
    Jetzt meldete sich eine autoritär klingende Stimme und sagte auf russisch: »Hier ist Schiller. Kann ich Ihnen helfen?«
    »Ich hoffe. Sind Sie bereits einmal im Konsulat gewesen?« fragte Arkadi.
    »Nein, ich bedaure .« Es hörte sich nicht so an, als ob das Bedauern sehr tief sei.
    »Wir sind ziemlich neu hier, wie Sie wissen.«
    »Ja.« Ein trockener Ton.
    »Es geht noch alles etwas durcheinander«, sagte Arkadi.
    Die Antwort klang vorsichtig und belustigt zugleich. »Ist es die Möglichkeit?«
    »Vielleicht handelt es sich ja auch nur um ein Mißverständnis oder einen Übersetzungsfehler.«
    »Ja?«
    »Wir haben den Besuch einer Firma erhalten, die sich an einem Jointventure in der Sowjetunion beteiligen möchte. Was wir begrüßen, deswegen ist das Konsulat ja da. Und was uns besonders verheißungsvoll erscheint, ist, daß die Firma behauptet, sie könne in harter Währung zahlen.«
    »In deutscher Mark?«
    »Eine ziemlich große Summe. Ich hoffte, Sie könnten uns womöglich bestätigen, daß das Geld tatsächlich zur Verfügung steht.«
    Ein tiefer Atemzug am anderen Ende ließ die Anstrengung erkennen, die nötig ist, um kleinen Kindern finanzielle Sachverhalte zu erklären. »Die Firma besitzt vielleicht Gesellschaftsvermögen, private Einlagen, ein Darlehen von einer Bank oder einer anderen Institution, es gibt da etliche Möglichkeiten, und die Bayern-Franken kann Ihnen nur Auskunft erteilen, wenn wir selbst an dem Vorgang beteiligt sind. Ich rate Ihnen, die Referenzen der Firma zu prüfen.«
    »Aber genau das ist es ja, was ich gerade versuche. Man hat uns zu verstehen gegeben - zumindest haben wir es so verstanden -, daß die Firma mit der Bayern-Franken in Geschäftsbeziehungen steht und daß die Gelder von Ihnen kommen.«
    Ein erneuter tiefer Atemzug am anderen Ende. »Wie ist der Name der Firma?«
    »TransKom Services. Sie handelt mit Sportgeräten und bietet Dienstleistungen an …«
    »Unsere Bank beteiligt sich an keinem Unternehmen, das in der Sowjetunion involviert ist.«
    »Das habe ich befürchtet«, sagte Arkadi. »Aber vielleicht hat sich Ihre Bank ja bereiterklärt, bei der Finanzierung zu helfen.«
    »Bedauerlicherweise glaubt die Bayern-Franken nicht, daß die Situation in der Sowjetunion stabil genug ist, um Investitionen zu diesem Zeitpunkt empfehlenswert erscheinen zu lassen.«
    »Seltsam. Er hat den Namen Ihrer Bank immer wieder im Konsulat erwähnt«, sagte Arkadi.
    »Das ist etwas, was wir bei der Bayern-Franken sehr ernst nehmen werden. Mit wem spreche ich?«
    »Gennadi Federow. Wir hätten gern gewußt, und zwar wenn möglich noch heute, ob die Bank nun hinter der TransKom steht oder nicht.«
    »Kann ich Sie im Konsulat erreichen?«
    Arkadi schwieg so lange, wie nötig war, um in einem Terminkalender nachzuschauen. »Ich bin den größten Teil des Tages nicht hier. Ich muß einen belorussischen Chor am Flughafen in Empfang nehmen, dann die ukrainischen Künstler, ein Mittagessen mit den Bayerischen Filmstudios, danach einige Tänzer.«
    »Hört sich an, als seien Sie sehr beschäftigt.«
    »Könnten Sie um fünf anrufen?« fragte Arkadi. »Ich halte mir die Zeit frei, um mit Ihnen zu sprechen. Am besten erreichen Sie mich unter 5556020« Er las die Nummer von der Telefonzelle ab.
    »Wie war noch der Name des Bevollmächtigten der TransKom?«
    »Boris Benz.«
    Es gab eine Pause. »Ich kümmere mich darum.«
    »Das Konsulat weiß Ihr Interesse zu schätzen.«
    »Herr Federow, ich bin am guten Namen der BayernFranken interessiert. Ich rufe Sie Punkt fünf an.«
    Arkadi legte auf. Er nahm an, daß der Bankier den Anruf

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