Das Lachen der Hyänen: Thriller (German Edition)
Lippen bringst. Auch die Gefühle der anderen sind für dich nur eine bloße Zuschreibung, ein nüchtern beobachteter Umstand, der dich selten bewegt. Du bist ein autistischer Dreckskerl, der sein Aussehen und seinen Charme bemüht, um seinem nichtsnutzigen Leben wenigstens an der Oberfläche so etwas wie Sinn zu geben. Wie jämmerlich!«
»Was hast du gesagt?« Es ist Greta, die verschlafen in die Dunkelheit des Zimmers hinein murmelt. Der Käfer ist verstummt. Ich höre ihn nicht mehr, spüre ihn nur noch unter der Schädeldecke, wie er von innen seine Abscheu auf meinen Stirnbeinknochen kratzt wie eine dilettantische Tätowierung.
»Nichts.«
ICH
Wir vögeln. Das erste Mal bei mir in der Wohnung. Greta kommt zweimal kurz hintereinander, schreit dabei laut auf und krallt ihre Finger in meinen Rücken, dass es weh tut. Was mich noch mehr erregt. Anschließend liegt sie wie tot neben mir. Ich ziehe meinen Schwanz aus ihr heraus und spritze auf ihren Bauch ab.
»Wie ein Gemälde.« Ich betrachte das sämige Sperma um ihren Bauchnabel herum. »Action painting.«
»Und das?« Greta zeigt auf das Bild an der Wand. »Wer hat das gemalt?«
»Keine Ahnung.«
»Scheußlich.«
»Findest du?«
»Du nicht?«
»Es ist angeschraubt.«
»Angeschraubt?« Sie sieht mich an, als wollte ich sie verarschen. »Wer schraubt Bilder an die Wand?« Sie wischt sich mit dem Plumeau das Sperma vom Bauch.
»Warum Hyänen?«, frage ich.
»Was?«
»Warum hat sie sich den Hyänen zum Fraß vorgeworfen?«
»Wer?«
»Kitty.«
»Vielleicht solltest du dich mal fragen, warum sie sich überhaupt umgebracht hat.«
Natürlich habe ich mich das schon gefragt. Und natürlich bin ich dabei an mir selbst hängen geblieben. Als zumindest einem der infrage kommenden Gründe. Ich habe Kitty sitzen lassen, ja, aus ihrer Sicht womöglich. Obgleich wir eigentlich nichts Ernsteres miteinander hatten. Nicht mal eine kurze Affäre. Es war bloß ein One-Night-Stand. Dennoch habe ich ihr irgendwie übel mitgespielt, wenn auch nichtsahnend.
»Sag du es mir!«
Greta sieht aus, als wüsste sie es, wollte mich aber verschonen. Ebenso interessant wie das Warum ist für mich aber das Wie.
»Welche Rolle haben die Hyänen in ihrem Leben gespielt?«
»Es waren wohl ihre Lieblingstiere«, sagt Greta, steht auf, geht nackt zur Wand und überprüft das Bild.
»Ja, klar, aber warum?« Greta hat einen schönen kleinen Hintern.
»Lieblingstiere sind einem näher als andere.« Schöne, feste Brüste.
»Was hat sie an den Hyänen fasziniert?«
»Vielleicht das Lachen. Damit akzeptieren sie den niedrigeren Rang.« Greta rüttelt am Bild. Die Brüste hüpfen, der Hintern wackelt. Es erregt mich schon wieder.
»Ich werd verrückt, es ist tatsächlich angeschraubt.«
»Sag ich doch.«
Greta verschwindet aufs Klo. Ich höre Geräusche, das Rauschen der Spülung. Als sie zurück ist, bleibt sie vor dem Gemälde an der Wand stehen und sagt, als fiele es ihr erst jetzt wieder ein: »Kitty war schwanger.«
»Was?«
»Sie hat ein Kind erwartet.«
»Von wem?«
»Wer hat denn zuletzt mit ihr geschlafen?« Es klingt spöttisch.
Ich habe mit ihr geschlafen , denke ich, aber zuletzt?
»Keine Angst, sie hat das Kind verloren. Abgang.« Greta kommt wieder ins Bett, schmiegt sich erneut an mich.
»Woher weißt du das?«
»Von Laura.« Noch ehe ich weiterfragen kann, taucht sie mit ihrem Kopf unter dem Plumeau weg und macht sich zwischen meinen Beinen zu schaffen.
SIE
Ihre Arme sind blutig. Dünne horizontale Striche auf der Haut. Rot. Skizzen einer Tragödie. Zeige mir deinen Arm und ich sage dir, wie sehr du leidest. Sie hat keine Tränen mehr, keine Gefühle, kein Gespür. Für nichts. Schon gar nicht mehr für sich selbst. Auch die Schnitte in die Haut lösen nichts mehr in ihr aus. Das Wasabi, das sie mit den Fingern isst, schafft nur für Augenblicke Ablenkung.
Sie sitzt seit Stunden auf dem Bett. Die Vorhänge sind geschlossen, die Luft ist stickig. Sie starrt auf den Fernseher wie in das Loch zu einer anderen Welt, die sie nicht versteht. Sie hört nur Gerede, das ihr nichts sagt, und zeichnet dabei mit der Rasierklinge Striche auf ihre Haut.
Schritte sind zu hören.
»Kitty?« Er kommt den Flur entlang, bleibt wie vom Blitz getroffen an der Tür zu ihrem Zimmer stehen.
»Kitty!«
Er stürzt zu ihr, reißt ihr die Rasierklinge aus der Hand.
»Was tust du denn da!« Mehr Vorwurf als Frage.
Sie blickt ihn an und weiß nicht, was er meint. Um sie herum
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