Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Lachen der Hyänen: Thriller (German Edition)

Das Lachen der Hyänen: Thriller (German Edition)

Titel: Das Lachen der Hyänen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Zacher
Vom Netzwerk:
neben dem Apparat, er sah aus wie ein totes Tier.
    »Soll ich rausgehen?«, fragte Pater Hubertus.
    »Nicht nötig.« Ich nahm den Hörer auf. »Ja?«
    »Tut mir leid, dass ich Sie störe, aber es ist wichtig.« Kleeberg. Ich erkannte seine Stimme sofort. Dennoch verschlug es mir für einen Moment die Sprache.
    »Sehr wichtig sogar«, fuhr er fort. »Ich mache es kurz, wir brauchen Ihre Hilfe.«
    Spätestens da hätte ich mich besinnen müssen und auflegen sollen. Ich legte nicht auf. Stattdessen hörte ich ihm zu, wie er mich köderte, wie er mir Honig ums Maul schmierte und zuletzt auch noch sagte, ganz unterwürfig, mit echtem Bedauern, dass es ihm leidtue wegen damals. Ich solle nicht vergessen, dass die Zeit Wunden heile und dass alles in weniger grässlichem Licht erscheine, wenn man es aus einiger Distanz betrachtete. Ich fühlte mich geschmeichelt. Scheiß Eitelkeit!
    Insgeheim hoffte ich auf Kompensation, vielleicht auf Vergeltung. Mein Kopf schwirrte von seinen Worten, bis Kleeberg mich schließlich fragte, wann ich kommen könne.
    »Alles in Ordnung?«, wollte Pater Hubertus wissen, nachdem ich aufgelegt hatte.
    Zwei Stunden später fuhr Pater Aurelius mich mit dem Wagen nach Sigmaringen zum Bahnhof.

SIE
    Er ist schon wieder da. Sie weiß nicht, wer er ist und was er will. Sein Gesicht ist weiß, ohne Kontur, keine Nase, keine Augen, kein Mund. Die Haare sind eine Fläche, wie ein schmutziger Putzlappen, braun.
    Die Ärztin sagt ihm, es sei besser, wenn er nicht mehr komme. »Ich glaube, es ist zum jetzigen Zeitpunkt besser für sie.«
    Der Mann streicht ihr über den kahlen Kopf.
    »Sie können ihr jetzt nicht helfen«, sagt die Ärztin.
    Er scheint jeden Moment in Tränen auszubrechen.
    Sie zerläuft. Sie rinnt aus sich heraus. Alles ist verflüssigt. Die Wunden, die Schnitte in ihren Armen und Beinen sind verschorft. Sie reißt die Haut auf. Es blutet.
    »Nein!«, sagt der Mann an ihrem Bett. »Bitte nicht.«
    Ein Nebel liegt über ihr, über allem. Wie Wasserdampf.
    »Ich muss dringend mit Ihnen reden«, sagt die Ärztin zu dem Mann.
    Worüber will sie reden? fragt sich die junge Frau. Und mit wem? Und wer ist der Mann, der aussieht, als wolle er gleich weinen?
    »Kommt ein Schwarzer in die Kneipe mit einem Papagei auf der Schulter«, sagt sie. »Fragt der Wirt: ›Sag mal, wo hast du den denn her?‹ Sagt der Papagei: ›Aus Afrika!‹«
    Niemand lacht. Sie auch nicht.
    »Das hat er mir erzählt«, sagt sie. »Ich habe gelacht, bis mir die Tränen kamen.«
    »Wer?«, fragt die Ärztin. »Wer hat das erzählt?«
    »Er«, antwortet sie. »Er, er, er«, immer lauter. »Er, er, er!« Sie schreit so laut, dass ihre Stimme sich überschlägt. » ER , ER , ER !«
    »Wer ist er?«
    »Das verstehst du nicht, du Fotze!«
    Die Ärztin schließt sie in die Arme, während der Mann den Kopf schüttelt. Er weiß nicht, was er sagen soll.
    Schließlich steht die Ärztin auf, geht zur Tür, bleibt noch einmal stehen und sagt: »Kommen Sie.«

ICH
    Der Weinbergspark in Berlin-Mitte ist abgesperrt. Überall rot-weiße Bänder. Bullen, wohin das Auge blickt. Ich bin zwanzig Minuten zu spät. Ich sehe Kleeberg schon von weitem. Als er mich bemerkt, winkt er mich zu sich. Neben ihm steht ein Mann in Anzug und Krawatte, ungefähr in Kleebergs Alter. Er sieht mich an, als wäre ich der Täter.
    »Na endlich!«, sagt Kleeberg. Er scheint aufgeregter zu sein als gestern. »Sie sind zu spät.«
    »Ist er das?« Der Mann neben ihm fragt es, als könne er es sich kaum vorstellen. Ich habe das Gefühl, er betrachtet mich wie ein exotisches Tier, ein hinterhältiges Biest, das undurchschaubar ist und dem man auf keinen Fall trauen sollte.
    »Das ist er«, kommt von Kleeberg, woraufhin der Blick des Mannes eine Spur entspannter wirkt. »Das ist KD Dr. Wenger«, stellt Kleeberg ihn mir vor. »Sie wissen schon, der Leiter der Kriminaldirektion.«
    Ich weiß es nicht, nein. Auch während meiner Zeit bei der Polizei habe ich den Kriminaldirektor nie zu Gesicht bekommen.
    »So hoher Besuch«, sage ich und will ihm die Hand geben, sehe dann aber, dass er kein Interesse hat.
    »Ich will ganz offen sein, ich war dagegen«, sagt Kriminaldirektor Dr. Wenger, wobei sein Blick deutlich seine Abneigung unterstreicht. »Ich halte nichts davon, ehemalige Beamte als verdeckte Ermittler einzusetzen. Wer draußen ist, ist draußen. Wer aus eigenem Verschulden draußen ist, soll da auch bleiben. Für immer, verstehen Sie?« Er atmet durch, als

Weitere Kostenlose Bücher