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Das Lachen und der Tod (German Edition)

Das Lachen und der Tod (German Edition)

Titel: Das Lachen und der Tod (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pieter Webeling
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und verschiedene Flaschen mit Reinigungs- und Desin fektionsmitteln, deren Gerüche mir in die Nase stiegen. Unmittelbar hinter der Tür gab es ein Feldbett, das mit richtigen Laken bezogen war.
    »Warum muss sie in einer Besenkammer liegen?«, fragte ich.
    »Der große Krankensaal ist nicht hygienisch genug«, sagte der Arzt. »Und für den Prominentensaal kommt sie wegen der Ansteckungsgefahr nicht infrage. Hier ist es sauber, und sie hat ihre Ruhe.«
    Helena setzte sich auf das Bett. Ich deckte sie mit dem Laken und der grauen Decke zu und strich ihr über die Stirn. Hier und da waren noch ein Büschel Haare oder die Kruste einer aufgekratzten Läusebisswunde zu sehen. Der Arzt brachte ein Glas Wasser. Sie musste sich aufsetzen und zwei Tabletten schlucken, bevor er ihren Puls fühlte.
    »Sie müssen sie gesund machen«, sagte ich.
    »Der Kommandant möchte, dass diese Frau die denkbar beste Pflege bekommt«, sagte der SS -Mann mürrisch, während er Helenas Zunge untersuchte.
    »Sie müssen sie wieder gesund machen!«
    Er sah mich kühl an. »Sie ist erschöpft und ausgetrocknet und braucht Ruhe. Sie sollten lieber gehen.«
    Ich umarmte Helena und versprach, dass ich bald wiederkäme. Sie gab mir einen Kuss direkt neben meinen Mund, ihr erstes Zeichen von Zuneigung an diesem Tag.
    Oben durfte ich hinter einem weißen Paravent die stinkenden Kleider des Sonderkommandos ausziehen. Auch ich musste desinfiziert werden. Ich wusch mich selbst mit einer Bürste und Seife und nahm eine heiße Dusche – ohne jedes Risiko, verprügelt zu werden. Anschließend wurde ich mit Lysol entlaust. Statt eines Jutesacks benutzte die Schwester Baumwolllappen. Es brannte, aber es scheuerte nicht. Der SS -Arzt untersuchte mich flüchtig mit einem Stethoskop. In sauberer, nach Chlor riechender Lagerkleidung wartete ich im Flur, bis der Kommandant mit seiner Besprechung fertig war.
    Ich durfte in den Künstlerblock, der nicht weit vom Frauenhospital entfernt war, sodass wir dorthin zu Fuß gingen. Im Block 24 ließ der Adjutant mich und den Kommandanten vorausgehen. Ich wusste, dass sich hier das Quartier und der Proberaum des Lagerorchesters befanden. Ich hörte die Lagerkapelle üben – Beethovens Fünfte. Wir stiegen die Treppe nach unten. Unsere Schritte hallten durch das ganze Gebäude. Der Adjutant öffnete eine Tür: Dies war nun mein Zimmer, klein und schlicht. Auf einem Holztisch warteten eine Schreibtischlampe, eine Schreibmaschine, ein Stapel Papier und ein Reservefarbband. Es gab einen hölzernen Schrank und ein hölzernes Bett mit einem Strohsack und Laken, genau wie in Schlomos Zimmer. Ich war befördert worden.
    »Hier können Sie sich in aller Ruhe auf Ihre Vorstel lung vorbereiten, Herr Hoffmann«, sagte der Komman dant triumphierend. »Ich weiß sehr wohl, wie Künstler arbeiten. Sie brauchen Ruhe, um die Aufführung langsam reifen zu lassen, stimmt’s?«
    »Gut beobachtet, Herr Obersturmbannführer.«
    »In ein paar Tagen werde ich vorbeischauen, um zu hören, welche Fortschritte Sie gemacht haben.«
    »Darf ich Helena besuchen, Herr Obersturmbannführer?«
    »Erst möchte ich etwas von Ihnen sehen. Haben Sie etwas Geduld! Sie ist in guten Händen.«
    Er ging zur Tür, drehte sich aber noch einmal um. »Herr Hoffmann, verraten Sie mir bitte … Wir haben schließlich eine Wette laufen: Ich hatte behauptet, dass Sie an dem Ort, wo Sie gerade herkommen, niemandem ein Lachen entlocken könnten. Habe ich recht behalten?«
    »Herr Obersturmbannführer: An einem Ort mit ineinanderverkeilten Toten inmitten von Blut und Erbrochenem – glauben Sie, da kann noch gelacht werden?«
    Er sah mich forschend an, schürzte die Lippen, nickte und verschwand.
    Ich griff nach dem Bürostuhl und setzte mich, ließ die letzten Stunden Revue passieren. Dass Helena noch lebte, konnte ich kaum fassen.
    Ich musste mir etwas für meinen Auftritt vor diesen Unmenschen ausdenken. Daran führte kein Weg mehr vorbei. Ich betrachtete die Schreibmaschine. Es war ein deutsches Fabrikat, eine Continental. Auf einer der runden Tasten war das SS -Symbol mit den beiden Blitzen zu sehen. Dieses Modell war ein Stück kleiner und zierlicher als das Prachtstück zu Hause, aber immer noch in gutem Zustand. Ich roch Maschinenöl.
    Während ich die Hände hinter dem Kopf verschränkte, dachte ich an meinen Vater. Auf jede erdenkliche Weise hatte ich ver sucht, ihn glücklicher zu machen. Es schien mein Schicksal zu sein, andere trotz widrigster Umstände zu

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