Das Laecheln Deines Moerders
vor ihm stand, lebendig und unverletzt. Sie lebte. Sie hätte diejenige sein können, die sich in einem kritischen Zustand befand, aber sie war es nicht. Sie war gesund und munter. Sie stand vor ihm im Karateanzug, in offenen Sandalen und mit einem entsetzlich müden und verängstigten Ausdruck im Gesicht, aber sie war gesund und munter. Er musste sie anfassen, um sich zu vergewissern, dass sie wirklich aus Fleisch und Blut bestand, er musste sie unbedingt berühren.
So unbedingt. Aber würde sie es zulassen? Nach dem letzten Mal?
Was machte es schon? Seine Hand bewegte sich aus eigener Kraft aufwärts und auf ihr Gesicht zu. Sie legte ihre Wange hinein, und mehr brauchte er nicht als Aufforderung. Er schlang seine Arme um sie und zog sie fest an sich, und sie sträubte sich nicht, sondern ließ ihre Hände unter seiner Jacke um seine Taille gleiten und klammerte sich an ihn. Er küsste sie sanft auf die Schläfe, und sie schauderte.
Auch ihn fröstelte, doch aus einem anderen Grund. Ihre Freundin schwebte in Lebensgefahr, weil jemand versucht hatte, Jenna umzubringen. Wegen eines verdammten Footballspiels. Wie würde sie sich wohl fühlen, wenn sie herausfand, dass ihr Leben in Rudy Lutz’ Augen weniger wert war als ein verdammtes Footballspiel? Und was, wenn Davies Recht hatte und Lutz noch zu sehr viel schlimmeren Dingen fähig war? Erneut spürte er Zorn in seinem Magen brennen, aber er beherrschte sich, damit seine Berührung sanft blieb. Er strich ihr mit der Hand über das glänzende Haar und hob ihr Kinn, damit sie ihn ansah. Mit dem Daumen glitt er zärtlich über ihre Unterlippe. »Ich bin gekommen, sobald ich davon erfahren habe.«
Ihre dunklen Brauen zogen sich sofort zusammen, und er wünschte sich nichts sehnlicher, als die Sorgenfalten fortzuküssen. »Wieso hast du denn überhaupt davon erfahren?« Dies war nicht der richtige Zeitpunkt, ihr zu erklären, dass man ihr Leben bedrohte, fand Steven. Er konnte es ihr sagen, wenn sie allein waren. Damit sie in Ruhe fluchen und toben und weinen konnte. »Die Polizei rief mich an«, sagte er leise, während er wieder ihr Gesicht berührte, um sich noch einmal zu vergewissern, dass sie am Leben und unversehrt war. »Du weißt ja, wie die Gerüchteküche so ist. Du kommst mich an einem Tatort besuchen, und schon weiß die ganze Belegschaft, dass du … dass du …« Er zuckte mit den Schultern. »Was auch immer.«
Sie suchte seinen Blick, und sein Herzschlag setzte aus. »Dass ich was?«, flüsterte sie.
Dass du mir gehörst,
antwortete er stumm.
Mir, mir, mir ganz allein.
Aber er holte tief Luft und flüsterte stattdessen: »Ich würde gerne wissen, ob du überhaupt noch willst.«
Sie blinzelte, dann nickte sie. »Ja.«
Eine neue Welle der Erleichterung ließ ihm die Knie weich werden. »Kannst du dann hier auf mich warten? Ich möchte dich nach Hause bringen, aber ich muss vorher noch jemanden am Motel absetzen. Ich bin in einer Stunde zurück. Höchstens eineinhalb.«
Jenna blickte über seine Schulter. »Wer ist das?«
Davies trat mit ausgestreckter Hand vor. »Ich bin Detective Neil Davies. Ich arbeite mit Agent Thatcher an einem Fall.«
Steven warf Davies einen Blick zu und entdeckte in seinen Augen ein Leuchten, das ihm ganz und gar nicht gefiel. Es war das Leuchten in den Augen eines Mannes, der eine Frau begehrte. Steven war sicher, dass er Jenna genauso angesehen hatte, als er ihr zum ersten Mal begegnet war.
Jenna zog den Arm unter Stevens Jacke hervor und streckte Davies die Hand entgegen. Es war plötzlich kühl an der Stelle, wo ihr Arm gelegen hatte, und Steven fühlte sich nicht mehr vollständig. Außerdem wurde seine Laune immer schlechter. Er hatte zugelassen, dass Davies sich in seinen Fall einmischte, weil er den Killer möglicherweise kannte …
aber lass bloß die Finger von meiner Frau.
»Schön, Sie kennen zu lernen, Detective.« Jenna schenkte Davies ein umwerfendes Lächeln, und Steven versuchte, den Anflug von Eifersucht zu unterdrücken. »Ich bin Jenna. Ich bin froh, dass Steven bei diesem Fall Unterstützung hat, denn ich weiß, wie zeitintensiv er ist.« Mit einem Seufzen wandte sie sich wieder an Steven. »Danke für das Angebot, mich nach Hause zu fahren, aber ich bleibe lieber hier.«
»Nein, sie fährt.«
Überrascht wandten sie sich zu dem älteren Mann um, der die ganze Zeit schweigend dagestanden hatte. »Ich bleibe, Lucas.«
Der Mann namens Lucas schüttelte stur den Kopf. »Du hast gehört, was die
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