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Das Laecheln Deines Moerders

Das Laecheln Deines Moerders

Titel: Das Laecheln Deines Moerders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Rose
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ist die ganze Mühe wert.«

Samstag, 1. Oktober, 14.30 Uhr
    Marvin Eggleston kam mit solch einem Schwung auf die Füße, dass der Stuhl auf den Küchenboden krachte und seine Frau vor Schreck zusammenfuhr. »Sie wollen mir also sagen, dass Sie immer noch nicht mehr wissen als vor zwei Tagen?«, explodierte er. »Und meine Tochter?« Er stützte sich mit den Fäusten auf den Tisch, und seine Knöchel traten weiß hervor, als er sich vorbeugte und sein Gesicht dicht an Stevens brachte. »Haben Sie denn überhaupt etwas unternommen? Oder sitzen Sie bloß däumchendrehend auf Ihrem Hintern?«
    Steven roch den Whisky im Atem des Mannes und schwieg. Eggleston hatte Angst um seine Tochter, Steven konnte das verstehen. Es wäre ihm dennoch lieber gewesen, mit einem nüchternen Eggleston zu sprechen, wenn auch nur, damit er sicher sein konnte, dass seine Fragen beantwortet wurden. Aber jeder ging mit Furcht und Trauer anders um. Während sich Marvin Eggleston in seinen Zorn flüchtete, saß seine zierliche Frau still weinend daneben.
    Nun griff Anna Eggleston den Arm ihres Mannes und klammerte sich an ihn, als wenn es um ihr Leben ginge. Ihr Gesicht war ausgezehrt, der Blick gequält. Ihre Haut war nicht nur blass, sondern wirkte durchscheinend, als hätte man sie zu straff über die Knochen gezogen. Anna hatte achtundvierzig Stunden voller Angst und Tränen hinter sich. Ihre Stimme zitterte, als sie sprach, und Stevens Mitleid wuchs. »Marvin, bitte. Serena kann dich hören.« Steven war froh, dass Mrs. Eggleston die vierjährige Serena nach oben gebracht hatte, als er gekommen war. Kein Kind sollte seine Eltern in solch einem Kummer erleben. Wieder quollen Tränen aus Annas Augen und rannen ihr die Wangen herab, ohne dass sie sich die Mühe machte, sie wegzuwischen. »Das hilft uns allen nicht. Bitte setz dich wieder.« Sie wandte sich an Steven. »Bitte entschuldigen Sie. Wir haben einfach zu lange nicht mehr geschlafen.« Sie senkte den Kopf, und ihre Schultern bebten, als eine neue Welle unkontrollierter Schluchzer über ihr zusammenschlug. »Ich kann kein Auge mehr zumachen. Er hat mein Kind«, flüsterte sie.
    Steven legte seine Hand über ihre. Die Haut war kalt. »Schon gut, Mrs. Eggleston. Ich kann Sie verstehen, glauben Sie mir. Sie müssen sich nicht entschuldigen.« Er legte die andere Hand auf Marvins Arm, sodass sie alle drei in einem Kreis verbunden waren. »Mr. Eggleston, wenn ich wüsste, wo Ihre Tochter ist, dann wäre sie schon längst wieder bei Ihnen. Ich weiß, dass Ihnen das nicht weiterhilft, aber wir tun alles, was wir können.«
    Eggleston sackte in sich zusammen. Sein Kopf fiel auf die Brust. »Mein Gott, ich kann das alles einfach nicht glauben«, flüsterte er. »Ich fühle mich so furchtbar hilflos.« Er blickte auf, und in seinen Augen erkannte Steven dasselbe namenlose Entsetzen, das er selbst verspürt hatte, als dieses Schwein Winters Nicky in der Gewalt gehabt hatte.
    »Gestern hat der junge Kerl aus Ihrer Abteilung …« Eggleston schüttelte den Kopf, als ob er seine Gedanken klären wollte. »Der Mann, der den Abdruck von Sammies Schuh vor ihrem Fenster genommen hat.«
    »Agent Thompson?«
    Eggleston nickte, ohne den Blick von Steven zu nehmen. »Ja, den meine ich. Er hat uns erzählt, dass es Ihnen auch passiert ist. Dass jemand Ihr Kind entführt hat.«
    Steven war sich nicht sicher, ob er Kent danken oder ihn zur
    ewigen Verdammnis verfluchen sollte. »Das stimmt.«
    Anna blickte auf. Ihr Gesicht war verquollen. »Aber Sie haben Ihren Sohn zurückbekommen.«
    Steven nickte. »Ja.«
    Sie biss sich auf die Lippe. »War mit ihm … alles in Ordnung? Als Sie ihn wiederhatten?«
    Steven wusste, was sie wissen wollte. War sein Kleiner vergewaltigt worden? War sein Kind normal geblieben? War das Familienleben normal geblieben? Die Antwort auf alle drei Fragen lautete nein. »Der Mann, der meinen Sohn entführte, hat ihm körperlich nichts angetan, wenn es das ist, was Sie meinen, Mrs. Eggleston. Aber nein, mein Sohn ist ganz und gar nicht in Ordnung. Er hat Alpträume. Er weigert sich, in seinem Bett zu schlafen. Seine schulischen Leistungen haben gelitten. Und er lässt sich kaum noch anfassen.«
    Die Egglestons mussten diese Antwort erst einmal verarbeiten. Schließlich holte Marvin Eggleston tief Luft. »Also selbst wenn sie zu uns zurückkommt, wird sie nicht mehr unsere Tochter sein, richtig?«
    Steven mied sorgsam das Wort »falls«. Diese beiden Leute würden nach jedem

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