Das Laecheln der Fortuna - Director s Cut
Stille, „da hast du völlig recht. Darum habe ich meine Leute mitgenommen. Und die Wagen, die meine Lieferung nach Canterbury bringen, werden von einer kleinen Armee bewacht. Sehr teuer, sage ich dir, aber absolut notwendig.“
Robin grinste säuerlich und fasste unwillkürlich an die dicke Beule hinter seinem Ohr. „Da bin ich sicher, Sir. Wer sind diese Kerle, die harmlosen Reisenden auflauern? Ich dachte, jetzt nach dem Schwarzen Tod könnte jeder Mann ordentliche Arbeit haben.“
William schüttelte resigniert den Kopf. „Jeder ehrliche Mann, sicher. Ich weiß nicht, wer sie sind. Es heißt, seit der König erlassen hat, dass niemand höhere Löhne bekommen darf als vor der Pest, sind viele kleine Leute in Not geraten. Vielleicht lauern sie deshalb Reisenden auf. Ich weiß es nicht. Ich verstehe nichts von Politik.“ Er stand auf und streckte sich. „Isabella hat recht. Du siehst müde aus. Schlaf jetzt. Wir können uns morgen weiter unterhalten.“
Robin verspürte tatsächlich ein großes Bedürfnis nach Schlaf. „Gute Nacht, Sir. Und vielen Dank.“
„Gute Nacht, mein Junge. Schlaf unbesorgt. Einer meiner Leute oder ich werden auf Wache sein.“
Robin hatte das Gefühl, er müsse wenigstens der Höflichkeit halber anbieten, eine der Wachen zu übernehmen. Aber noch während er mit sich rang, fielen ihm die Augen zu.
Die Reisegesellschaft brach früh auf. Die ersten Sonnenstrahlen lugten gerade erst über den Rand der Lichtung, auf der sie lagerten, als die Männer die Pferde sattelten und das Lager abbrachen. Isabella kümmerte sich um das Frühstück. Robin trat zu ihr, um sich nützlich zu machen und um zu sehen, wie sie bei Tageslicht aussah. Er hatte sich nicht getäuscht. Sie war wirklich wunderschön. Ihre dunkelblonden Locken stahlen sich ungebändigt unter dem Rand ihrer engen Haube hervor. Ihr pelzbesetzter Reisemantel verbarg nur unzulänglich ihre runde, mädchenhafte Figur, und ihre blauen Augen lächelten ihn pfiffig an. „Guten Morgen, Robin.“
„Guten Morgen, Mistress Hillock. Was soll ich tun?“
„Bring mir die Schalen dort drüben. Dann kann ich die Grütze austeilen. Wir wollen so bald wie möglich los. Wenn wir gut vorankommen, sind wir heute Abend daheim.“
Robin holte die Schalen herbei und schenkte aus einem Krug dünnen Cider in die Becher. Das kleine Feuer prasselte wieder, und er wärmte sich dankbar die Hände. Der Morgen war kühl. Kein Zweifel, es wurde Herbst.
Die Männer kamen zum Frühstück, und Robin lernte den Gehilfen Harold und Jonathan den Lehrling kennen. Harold war ein griesgrämiger, alter Sauertopf mit einem gestutzten, grauen Bärtchen. Er löffelte seine Suppe schweigend und maß Robin mit argwöhnischen Blicken. Er schien nichts von ihrem neuen Reisegefährten zu halten. Jonathan war das genaue Gegenteil. Er war ein fröhlicher, braungelockter Junge, vielleicht zwei Jahre älter als Robin mit einem mutwilligen Grinsen, das Robin an Oswin erinnerte. Jonathan redete ohne Unterlass, nicht selten mit vollem Mund, und er sagte alles, was ihm in den Sinn kam, egal, wie unverschämt es sein mochte. William drohte ihm mit missbilligend zusammengezogenen Brauen die drakonischsten Strafen an, aber Jonathan schien zu wissen, dass er nichts riskierte. Und er hörte immer auf, bevor sein Meister wirklich ärgerlich wurde.
Nach der lebhaften Mahlzeit brachen sie auf. William ritt einen stattlichen Wallach, der ebenso schwarz wie das Haar des Reiters war, Isabella eine feurige, kleine Fuchsstute. Beide Pferde waren kostbar und gerade erst erstanden worden; ihre Reiter betrachteten sie wohlgefällig und stolz, als sie aufsaßen. Harold kletterte umständlich in den Sattel einer sanftmütigen, alten Mähre. Jonathan führte das Lasttier am Zügel, und Robin trottete neben ihm her.
Nach kaum einer Stunde öffneten sich die Bäume vor ihnen, und sie kamen auf die breite, alte Straße, die von London nach Canterbury führte, und die die Leute Watling Street nannten. Es war ein von vielen Wagenrädern ausgefahrener Weg. Hier und da konnte man noch erkennen, wo er gepflastert gewesen war; Robin hatte gehört, das hätten die Römer gemacht, die die Straße zuerst angelegt hatten. Viel war nicht mehr davon übrig, aber immerhin war jetzt, nach der langen Trockenheit, der Untergrund fest, und sie kamen schnell vorwärts. Der Wald blieb bald endgültig zurück, und links und rechts der Straße erstreckten sich Weiden und braune Felder. Hin und wieder kamen sie an
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