Das Laecheln der Fortuna - Director s Cut
mit den Stiefeln?“
Frederic maß seinen Fuß und murmelte das Ergebnis unablässig vor sich hin, viele Male, damit er es nicht vergaß. „Morgen Abend, Sir Robin.“
Robin machte sich schleunigst davon.
Auf dem Rückweg begegnete er mehreren Leuten aus dem Dorf, jungen Mädchen auf dem Weg zum Brunnen und ein paar Bauern, aber niemand erkannte ihn. Die Leute waren auch ihm zum Teil fremd, als seien sie erst in den letzten Jahren hierhergekommen. Und das war durchaus möglich. Seit der Pest hatte es viel Bewegung unter der Landbevölkerung gegeben, Familien verließen ihre angestammten Dörfer und begaben sich auf die Suche nach besserem Land zu günstigeren Pachtbedingungen. Jetzt gab es mehr Land als Leute, um es zu bebauen. Für eine Weile hatten die Bauern die Trumpfkarten in der Hand gehalten. Bis der König die neuen Gesetze erließ. Robin verstand, warum er es getan hatte, als er all die fremden Gesichter in Waringham sah. Aber er war froh über die fremden Gesichter. Je weniger Leuten wie Frederic er begegnete, desto leichter für ihn. Natürlich sah er auch halb vertraute Gesichter, und ein paar Leute blieben stehen und erwiderten seinen Gruß mit Verwirrung. Er würde wohl noch herausfinden, ob sie sich erinnerten und ihn dann als das annehmen würden, was er jetzt war. Das war im Augenblick nicht seine größte Sorge.
Er ging über den Mönchskopf zurück zu den Ställen. Inzwischen war es ganz und gar dunkel geworden. Die kleine Weide und die Ställe der Stuten lagen im Schatten. Aber im Haus des Stallmeisters brannte Licht, es leuchtete einladend durch die beiden Fenster links und rechts der Tür. Robin ging darauf zu und klopfte zaghaft.
„Nur herein“, rief eine energische Frauenstimme über das Plärren eines Kindes hinweg.
Robin trat ein. Unter der Tür blieb er stehen und sah sich verstohlen um. Er befand sich in der Küche, dem Hauptraum des Hauses. Der Boden war mit frischem Stroh ausgelegt, der Tisch zur Rechten, an dem Conrad saß und aß, war blank gescheuert. An der linken Wand war ein gewaltiger Herd unter einem tiefen Rauchabzug. Am Herd stand eine junge Frau über einen dampfenden Topf gebeugt, und überall um sie herum waren Kinder. Robin zählte verstohlen. Es waren nur vier, stellte er verwirrt fest, auf den ersten Blick hätte er eher ein halbes Dutzend geschätzt. Das älteste war vielleicht sechs, ein rotgelocktes Mädchen, das neben seiner Mutter stand und ihr stirnrunzelnd bei der Arbeit zusah. Die anderen vergnügten sich mit ein paar Holzspielzeugen am Boden.
Als die Frau sich umwandte, sah er ohne große Überraschung, dass sie schwanger war. „Was stehst du da, Robin. Komm schon herein. Wir werden dich nicht gleich auffressen, weißt du.“
Er trat näher und schloss die Tür.
Conrad wies auf einen freien Platz auf der Bank neben sich. „Setz dich. Maria …“
„Ja, ja, ich komme.“
Sie nahm eine Schale von einem Bord an der Wand, füllte sie aus dem dampfenden Topf und brachte sie zum Tisch. „Na komm schon, Junge. Du musst hungrig sein. Die anderen hatten ihr Abendessen schon. Das hier ist die letzte Gelegenheit.“
Robin rutschte eilig auf die Bank. Er war tatsächlich sehr hungrig. Seit dem Frühstück mit William Hillocks Reisegesellschaft hatte er nichts gegessen, und das schien Jahre her zu sein.
„Danke“, murmelte er und begann gierig zu essen. Es war ein einfaches Gericht aus Hammelfleisch und Weizengrütze, aber schmackhaft gewürzt, und das dunkle Brot, das sie ihm dazu gab, war frisch. Er aß, ohne aufzusehen. Die Anwesenheit des Stallmeisters machte ihn befangen, und wäre er nicht so ausgehungert gewesen, hätte er wohl nichts heruntergebracht. So schaufelte er Löffel um Löffel in sich hinein und betrachtete dabei aus dem Augenwinkel Conrads Familie. Die Kinder, drei Jungs und das größere Mädchen, wirkten sauber und ordentlich wie das Haus. Die Kleinen spielten ungehemmt und ziemlich geräuschvoll am Boden, ihr Vater schien nicht die einschüchternde Wirkung auf sie zu haben, die er bei seinen Stallburschen – alten wie neuen – hervorrief. Der Mittlere, vielleicht drei Jahre alt, krabbelte auf seinen Schoß und schmiegte sich vertrauensvoll an die Brust seines Vaters.
Conrad legte abwesend die Arme um ihn und wartete, bis Robin aufgegessen hatte. Schließlich fragte er: „Hast du keine Verwandten, die dich aufnehmen können?“
Robin rieb seine Schale und den Löffel sorgfältig mit dem letzten Stück Brot sauber. „Nein. Mein
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