Das Laecheln der Fortuna - Director s Cut
Vater hatte keine Brüder, nur ein paar Vettern. Sie sind alle im Krieg. Arme Ritter ohne Land. Meine Mutter war nicht von hier. Sie stammte aus Yorkshire. Ich weiß nichts über ihre Leute.“
„Stimmt es, dass du im Kloster warst?“
„Ja.“
„Und sie wollten dich nicht behalten, nachdem …“ Er ließ den Satz unvollendet.
Robin aß den Rest seines Brotes, während er seine Antwort überdachte. Dann entschloss er sich kurzerhand, bei der Wahrheit zu bleiben. „Ich wollte nicht.“
„Und sie haben dich einfach so gehen lassen?“
Robin sah auf seine Hände und merkte zu spät, dass er mit den nackten Füßen unruhig im Stroh raschelte.
„Du bist ausgebüchst“, schloss Conrad mit einigem Erstaunen.
Robin nickte. Dann sah er alarmiert auf. „Du wirst mich nicht zurückschicken, oder? Oh, bitte, sag, dass du mich nicht zurückschickst!“
Conrad schüttelte kurz den Kopf. „Nein. Es ist nicht meine Sache, das zu entscheiden. Der neue Lord wird es vielleicht tun. Aber ich nicht.“
Maria kam herüber und setzte sich zu ihnen. „Warum sollte der neue Earl so etwas tun? Oder meinst du, dass das Lehen an eines der umliegenden Klöster geht?“
Conrad hob leicht die Schultern. „Wie soll ich das wissen?“
Maria verschränkte die Hände auf ihrem runden Bauch und nickte Robin aufmunternd zu. „Mach dir keine Gedanken, Junge. Es wird sich schon alles fügen. Dort auf der Anrichte liegen ein paar Sachen für dich.“
Robin erhob sich. Er nahm seine neuen Kleider an sich, zwei Paar Hosen, zwei Kittel, einen kurzen Umhang mit Kapuze, alle aus demselben, grauverwaschenen Tuch. Er fühlte den festen, gut gewobenen Wollstoff unter seinen Fingern. Er war froh. Oswins Sonntagsstaat trug die Spuren seiner ereignisreichen Reise. Die Wegelagerer hatten die Ärmel zerrissen. Und die Sachen waren fadenscheinig und zu dünn für den herannahenden Herbst. In den letzten beiden Nächten hatte er immerzu gefroren.
Conrad verfrachtete seinen Sohn auf sein anderes Knie und sah Robin ernst an. „Die Sattelkammer ist direkt an der Scheune im Hof hinter den Stuten. Weißt du, wo das ist?“
Robin erinnerte sich vage. „Ich denke schon.“
„Also dann. Leg dich schlafen. Unser Tag beginnt immer sehr früh. Morgen Abend wirst du wünschen, du wärest in deinem Kloster geblieben.“
Robin lächelte dünn. Das konnte er wirklich nicht glauben. „Gute Nacht. Danke für das Essen und die Sachen, Maria.“
Sie runzelte überrascht die Stirn, offenbar nicht daran gewöhnt, dass ihr jemand für ihre Mühen dankte. Dann lächelte sie ein bisschen verlegen. „Gute Nacht, Robin.“
Nach dem hell erleuchteten Haus kam ihm die Nacht schwarz und undurchdringlich vor. Vor der Tür blieb er einen Moment stehen, bis seine Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt hatten. Als er die Formen um sich herum erkennen konnte, machte er sich auf den kurzen Weg. Er dachte über Conrad und seine Familie nach. Er fragte sich, wie es sein mochte, ein solches Leben zu führen, in einer strohgedeckten Bauernkate voller Kinder. Maria war eine hübsche junge Frau, mit langen, rötlichen Locken unter ihrer weißen Haube, ein paar Sommersprossen und grünen Augen. Keine blasse, zerbrechliche Schönheit wie Lady Isabella, sondern wie gemacht für harte Arbeit und viele Schwangerschaften. Sie war freundlich und zeigte keine Furcht vor ihrem Mann, ebenso wenig wie seine Kinder ihn fürchteten. Das machte Robin Hoffnung. Vielleicht war der Stallmeister doch nicht so furchterregend, wie es den Anschein hatte.
Er fand die Sattelkammer mühelos. Die Tür zu dem kleinen Raum voller Sättel und Zaumzeuge stand offen. Drinnen roch es nach Stroh, feuchtem Leder und Pferden. Neben der eigentlichen Kammer führte eine steile Holzleiter nach oben. Robin klemmte seine neuen Sachen unter einen Arm und stieg hinauf.
Der Raum oben war ebenso klein wie die Sattelkammer und beherbergte außer Robin acht weitere Stallburschen. Für jeden gab es ein Strohlager mit einer Decke und eine kleine Holzkiste am Kopfende für persönliche Habseligkeiten. In der schrägen Wand war eine kleine Fensteröffnung, und im Dachstuhl entdeckte Robin zwei verlassene Schwalbennester. Der Holzboden war sauber gefegt.
An der Stirnwand des kleinen Raumes, gegenüber der Öffnung für die Leiter, stand ein Tisch mit einer Öllampe darauf, um den herum die anderen Stallburschen auf Strohballen saßen und würfelten. Als Robin eintrat, sahen sie auf, und es wurde still.
„Das ist der
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