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Das Laecheln der Fortuna - Director s Cut

Das Laecheln der Fortuna - Director s Cut

Titel: Das Laecheln der Fortuna - Director s Cut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gabl
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schnell, dass er nie in seiner Aufmerksamkeit nachlassen durfte, auch wenn Argos angeblich das Lamm unter ihnen war. Stephen teilte die Reiter in Gruppen zu zweit auf, gab ihnen kurze, präzise Anweisungen und ließ sie verschiedene Manöver in unterschiedlichen Gangarten exerzieren. Er war mit keiner der Darbietungen zufrieden, und seine Kritik war schneidend und gnadenlos. Die Reiter waren konzentriert und angespannt, jeder hörte Stephen aufmerksam zu und nahm seinen Tadel widerspruchslos hin. Die jungen Pferde hingegen schienen keinerlei Furcht vor ihm zu haben; wann immer er sich einem näherte, stießen sie ihn vertrauensvoll an die Schulter. Seltsame Kreaturen, dachte Robin wohl zum tausendsten Mal. Was sie nur an ihm finden. Ihn erfüllte Stephens brüllende Kommandostimme jedenfalls mit Unbehagen und schließlich auch mit Ärger. Er hatte das Gefühl, dass er in besonders großzügiger Weise mit Beschimpfungen bedacht wurde. Trotzdem ging die Stunde irgendwie vorbei, und nachdem sie ihre Pferde abgerieben, gefüttert und ihre Ställe ausgemistet hatten, gab es Frühstück.
    Dankbar folgte Robin den anderen zum Küchenhaus, das wegen der Brandgefahr etwas abseits von allen Scheunen und Ställen, unweit von Conrads Haus auf einer Wiese stand. Es war eine einstöckige, niedrige Baracke, offenbar mit mehr Eile als Sorgfalt zusammengezimmert. Drinnen gab es einen langen Tisch und Bänke, an der rechten Stirnwand einen großen Herd und ein paar Regale mit Schalen und Tellern. Maria stand am Herd und schöpfte Grütze aus einem großen Topf. Genau wie am Abend zuvor stand ihre Tochter auf Zehenspitzen dabei, spähte in den Topf und runzelte konzentriert die Stirn. „Geh, hol die Schalen, Elinor“, sagte Maria, und das Mädchen verließ zögerlich ihren Beobachtungsposten.
    Als die Stallknechte eintraten, erwiderten Mutter und Tochter ihren Gruß. Neben der Tür stand ein Eimer Wasser auf einem Hocker, daneben lag ein graues Stück Seife. Unter Marias kritischen Blicken wuschen sie sich die Hände, und bald darauf kamen die anderen. Conrad folgte als Letzter, strich Elinor über den Kopf und setzte sich an die Stirnseite des Tisches nahe am Herd; im Winter zweifellos der beste Platz, dachte Robin flüchtig.
    Nach einem kurzen Tischgebet begannen alle, hungrig zu essen. Das Frühstück war gut und reichhaltig. Es gab eine große Schale Porridge für jeden, Käse, frisches, dunkles Brot, Äpfel und mit Honig gesüßtes Bier. Robin aß mit Hingabe, sah nicht nach links und rechts und sandte einen mitleidigen Gedanken an Lionel und die anderen, die vielleicht gerade jetzt über einem Stück hartem Brot und einem Becher dünnem Bier hockten, die erste Lateinstunde in Aussicht. Gott sei Dank, dachte er selig. Heute ohne mich. Heute und hoffentlich für immer und ewig ohne mich.
    „Robin“, riss Conrads leise Stimme ihn aus seinen Gedanken. „Wie ist es gegangen?“
    Er sah auf. „Ganz gut, denke ich.“ Er sah zu Stephen hinüber, obwohl er eigentlich nicht wollte.
    Stephen grinste hämisch und entblößte dabei große, gelbe Zähne. „Sagen wir, er ist kein hoffnungsloser Fall.“
    Conrad nickte. Beide Antworten schienen ihn zufriedenzustellen. „Nach dem Frühstück gehst du wieder mit Stephen und den anderen zu den Zweijährigen. In ein paar Tagen, wenn wir wissen, was du kannst, wirst du drei von ihnen fest übernehmen. Du wirst sie reiten und versorgen und ganz für sie verantwortlich sein, klar?“
    „Klar.“ Robin lächelte selig.
    „Wir behalten sie noch über den Winter. Im Frühjahr, wenn die neuen Fohlen kommen und die Zweijährigen Dreijährige sind, werden sie verkauft. Dann sind die nächsten so weit.“
    Robin nickte eifrig.
    „Bis dahin sind sie in deiner Obhut, und es wird von dir abhängen, wie gut sie sein werden und welche Preise sie erzielen. Also nimm es nicht auf die leichte Schulter.“
    „Nein, Conrad.“
    Conrad wandte sich an einen Mann auf seiner anderen Seite. „Wie sieht es mit dem Hafer aus, Daniel?“
    Daniel war einer der Männer aus dem Dorf, und er war Herr über die Futterscheune. Er wusste genau, welches Pferd welche Mengen an Hafer und Heu bekam. Da gab es große Unterschiede, stellte Robin erstaunt fest, während er der Unterhaltung lauschte, besonders bei den trächtigen Stuten. Der Hafer, so schien es, ging zur Neige, und der Verwalter schien nicht zu wissen, ob er noch befugt war, neue Vorräte auszugeben. Alles, berichtete Daniel, hing in der Schwebe. Conrad

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