Das Laecheln der Fortuna - Director s Cut
ohne große Mühe Robins Faust aus. „Nein, nein, vermutlich nicht. Aber der Betrieb hier steht morgen still. Füttern, misten und sonst nichts. Na ja, außer Kirche, natürlich“, schloss er düster.
Am nächsten Morgen war der Andrang an der Waschschüssel größer als gewöhnlich. Cedric, Alfred und Dick rasierten sich und machten ein großspuriges Getue um diesen Umstand. Dann umringten sie wie am Morgen zuvor Robin und sahen fasziniert zu, während er sich die Zähne putzte. Es war nicht weiter schwierig gewesen, Maria das dafür nötige Salz abzuschwatzen.
Mit ernsten, konzentrierten Gesichtern verfolgten sie seine Bemühungen.
„Warum tust du das nur?“, fragte Bertram stirnrunzelnd. „Es muss eklig schmecken.“
Robin spülte sich den Mund mit Wasser aus und spuckte es aus dem Fenster. „Stimmt. Aber es ist gut für deine Zähne.“
„Wer sagt das? So was kann einfach nicht gut sein. Es sieht schlimm aus, Mann.“
„Bruder Cornelius im Kloster sagt das. Der war in Spanien und hat es von den Heiden gelernt. Und er sagt, die Heiden hätten viel bessere Zähne als wir und seien gesünder, weil sie sich sauber halten.“
Die anderen lachten über solche Albernheit. Sie fanden Robins übertriebenen Sinn für Reinlichkeit furchtbar komisch.
Unter allgemeiner Heiterkeit verließen sie die Dachkammer und gingen zum Frühstück, das an diesem Morgen besonders köstlich war. Es gab Gemüsesuppe statt Porridge und mit Honig bestrichenes Weizenbrot. Die Männer aus dem Dorf waren nicht gekommen; sie blieben heute bei ihren Familien. Dafür war Conrads ganze Familie da, seine kleinen Söhne ebenso wie Marias Vater Henry, ein freundlicher, zahnloser Gevatter, der nach den Kleinen sah, während Maria für die Stallburschen kochte.
Bevor sie ins Dorf zur Kirche gingen, begutachtete Maria argwöhnisch die ganze Gesellschaft. „Crispin, du hast Stroh im Haar.“
Crispin fuhr sich eilig mit den Fingern durch seine langen Locken und förderte ein paar Halme hervor, die er unauffällig zu Boden fallen ließ.
„Isaac, zeig deine Hände.“
Isaac streckte bereitwillig die Hände aus.
Maria lächelte ihn an. „Von oben, meine ich.“
Isaac drehte ergeben die Hände um.
Sie runzelte die Stirn. „Deine Nägel sind schwarz wie die Nacht. So kommst du nicht mit.“
„Dann muss ich hierbleiben, Maria“, erwiderte Isaac ernst. „Es ist Ruß. Ich hab’s versucht, es geht nicht ab.“
„Hm. Vielleicht sollte ich es mal probieren. Kochende Seifenlauge wirkt Wunder, glaub mir.“
Isaac erblasste. „Äh … ich geh und versuch mein Glück noch mal.“
Sie nickte. „Beeil dich.“
Er kam in Windeseile zurück. Seine Finger glänzten rosig, so sehr hatte er sie geschrubbt, und der Ruß unter seinen Nägeln war zumindest verblasst.
„Na schön“, sagte Maria seufzend. „Lasst uns gehen, wir können nicht jeden Sonntag zu spät kommen. Vater Gernot wird kaum auf uns warten.“
Aber die Messe hatte noch nicht begonnen, als sie die Dorfkirche betraten. Der kleine Raum war fast bis auf den letzten Platz gefüllt, und es herrschte reges Stimmengewirr. Kleine Kinder krähten, Nachbarn tauschten Neuigkeiten aus, junge Mädchen tuschelten und verdrehten die Hälse, als Conrad mit seiner Gefolgschaft eintrat. Sie stellten sich in eine der hinteren Reihen. Eine Frau in der Reihe vor ihnen wandte sich um und erkundigte sich nach dem Verlauf von Marias Schwangerschaft.
Maria lächelte geduldig. „Mühsam und viel zu lange, Cecily. Wie immer.“
„Hast du den Tee getrunken, den ich dir geschickt habe?“
Maria verzog das Gesicht bei der Erinnerung. „Natürlich.“
„Ja, ich weiß, er schmeckt bitter. Das liegt am Löwenzahn. Aber nichts ist besser gegen Morgenübelkeit.“
Maria nickte höflich. „Wenn man ihn bei sich behält“, raunte sie, und Conrad grinste verstohlen.
Vater Gernot kam aus der Sakristei, und das Stimmengewirr ließ etwas nach. Er trat vor den Altar, sein schlichtes Ornat wallte um seine stattliche Erscheinung, und er wartete geduldig, bis Ruhe eingekehrt war.
„Wie ich höre“, begann er mit volltönender Stimme, „hat Gott in seiner Gnade Waringham mit einer reichhaltigen Ernte gesegnet. Wir wollen ihm dafür danken, und wir wollen nicht vergessen, dass Gott für seine Güte ein Anteil dieser Ernte zusteht. Ich weiß, dass einige Brüder in dieser Gemeinde glauben, Gottes Anteil sei der Fünfzehnte oder gar der Zwanzigste. Um diese Brüder von ihrem Irrglauben zu erlösen,
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