Das Laecheln der Fortuna - Director s Cut
Ärgerlich wischte er sich mit dem Ärmel über die Augen. Das Heulen tat ihm im Bauch weh. Und es tat seinem Stolz weh.
Von Hector ging er zu Achilles. Wie friedfertig sie nebeneinanderstanden … Robin grinste geisterhaft, machte sich bedächtig an der Krippe zu schaffen, bis sie so blank war, dass er selber bedenkenlos daraus gegessen hätte. Als endlich alles getan war, ging er zu Argos zurück. Mit dem Fuß häufte er ein bisschen sauberes Stroh in der Ecke zwischen Tür- und Seitenwand zusammen und setzte sich. Er stöhnte leise und drückte eine Hand auf seinen Bauch. Argos warf ihm einen neugierigen Blick zu und fraß dann in Ruhe weiter. Er schien nichts gegen Gesellschaft zu haben. Robin stützte das Kinn auf die Faust und sah zu, wie es draußen dunkel wurde.
Als das letzte Tageslicht fast geschwunden war, kam Conrad in den Hof. Er beugte sich über die geschlossene Türhälfte und erspähte Robin in seiner Ecke.
„Ah. Ich dachte mir, dass du hier steckst.“ Er öffnete die Tür und trat ein. „Sag mal, findest du, meine Frau kocht nicht gut?“
Robin sah auf seine Hände. „Doch.“
„Es ist ziemlich unhöflich, wenn du nicht zum Essen kommst.“
„Tut mir leid.“
Conrad kam ein paar Schritte näher. „Rück mal ein Stück.“
Robin machte Platz, und Conrad setzte sich neben ihn. „Stephen hat mir gesagt, was passiert ist.“
Robin schüttelte müde den Kopf. „Wirf mich nicht raus, Conrad. Bitte. Ich hab nicht gewusst, dass ich etwas falsch mache.“
„Deswegen bin ich nicht gekommen.“
Er atmete erleichtert auf. „Gut.“
Conrad nahm plötzlich sein Kinn zwischen Daumen und Zeigefinger und zwang seinen Kopf hoch. Er spähte in sein Gesicht. „Na ja. Das vergeht.“
Robin riss seinen Kopf wütend weg. „Das ist nichts.“
„Oh, natürlich. Robin, ich will dir etwas erklären.“
„Nicht nötig.“
„Verdammt, halt den Mund und hör mir zu.“
„Ich bin ganz Ohr.“
Conrad sah ihn scharf an und grinste flüchtig. „Du bringst gern die Leute in Rage, ja?“
Robin fuhr sich mit der Hand über die Stirn und nickte unglücklich. „Ja. Ich fürchte, so ist es.“
„Das kann ziemlich gefährlich werden, wenn man die falschen erwischt.“
„Ich erwische immer die falschen.“
Conrad nickte nachdenklich. „Vielleicht lernst du irgendwann etwas daraus.“
„Vielleicht.“
„Robin, hast du gesehen, wie er mit Pferden umgehen kann?“
Der Junge nickte stumm.
„Das ist Stephen. So ist er in Wirklichkeit. So wollte die Natur ihn haben. Aber es hat nicht ganz geklappt.“
„Warum nicht?“
„Hm, schwer zu sagen. Vielleicht ist er ein bisschen wie du. Er hat ein paarmal die falschen Leute in Rage gebracht. Deinen Vater zum Beispiel.“
„Meinen Vater?“
„Ja. Lange her.“
„Was ist passiert?“
Conrad schüttelte den Kopf. „Das ist nicht wichtig. Wichtig ist, dass Stephen im Recht war und dein Vater im Unrecht, moralisch gesehen, wenn du so willst.“
Robin verzog den Mund. „Eine Frau.“
Conrad war erstaunt. „Wie kommst du darauf?“
Er zuckte wütend die Achseln. „Ich kannte meinen Vater kaum. Aber sogar ich weiß, dass er in der Hinsicht keine Moral hatte.“
„Wie auch immer. Wenn ein Bauer sich mit einem Lord anlegt, wird er sich unweigerlich eine blutige Nase holen. Und je mehr das Recht auf seiner Seite ist, umso schlimmer ist es für ihn. Weil die Gesetze in diesem Land den Lords die Macht geben, wie ein Gott über die Geschicke der Leute zu entscheiden. Manchmal muss man es trotzdem versuchen. Und scheitern. Stephen hat deinen Vater gehasst. Wirklich gehasst, Junge, es hat sein ganzes Leben bitter gemacht. Als die Nachricht hierherkam, dass dein Vater tot ist, waren viele Leute bestürzt. Aber ein paar haben auch ein Freudenfest gefeiert. Stephen war einer davon. Er war glücklich, dass er mit deinem Vater und dessen Sippschaft nie wieder etwas zu schaffen haben würde.“
Robin ging ein Licht auf. „Und dann bin ich gekommen.“
Conrad nickte langsam. „Es war ein richtiger Schock für ihn. Aber er hatte gute Vorsätze. Das weiß ich genau. Er verstand, dass du nichts dafür konntest und dass es keine Sache zwischen ihm und dir war. Und du siehst deinem Vater nicht einmal ähnlich. Aber er hat es nicht ganz geschafft. Und ich denke … Na ja, egal, was ich denke. Wenn du dich ein bisschen vorsiehst, wird es nicht wieder passieren.“
„Du kannst wetten, dass ich mich vorsehe“, murmelte Robin bissig.
Conrad lächelte
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