Das Laecheln der Fortuna - Director s Cut
von Portugal war ein Mann von mediterraner Gelassenheit. Seine Schiffe ließen auf sich warten, und Lancasters Pilgerfahrt durch England zog sich in die Länge. Sie endete Mitte Juni in Canterbury, wo sie am Schrein des heiligen Thomas beteten und Erzbischof Courtenay ihre Aufwartung machten.
Robin fand einen Tag Zeit, um die Hillocks zu besuchen. Sie waren wohlauf. William gestand Robin, dass er sich bald aus dem Geschäft zurückziehen wolle, um es seinen Söhnen zu überlassen. Er selbst wollte sich der Politik widmen. Zweimal schon hatte er als Abgeordneter für Kent unter den Commons im Parlament gesessen, und er hatte offenbar Geschmack daran gefunden. Isabella war über die Jahre ein bisschen rundlich geworden, aber Robin fand sie immer noch schön. Jonathan war mit seiner flämischen Frau nach Gent gegangen, um in der belagerten Stadt die Interessen der Hillocks und seine eigenen zu schützen.
Am Monatsende schließlich kamen Robin und Raymond nach Waringham. Lancaster hatte Robin unwillig für eine Woche entlassen, damit er seinen Sohn bei seiner Schwester abliefern konnte, ehe er sich ihm in Plymouth wieder anschloss. Von dort wollten sie nach Spanien segeln. Endlich.
Raymond war nie zuvor in Waringham gewesen, aber es fiel ihm nicht schwer, sich dort zurechtzufinden. Er eroberte Agnes’ Herz im Sturm und vor allem das seiner beinah gleichaltrigen Cousine Margery. Nach zwei Tagen hatte er Wurzeln geschlagen.
Robin war erleichtert. „Ich hoffe, er bringt euch nicht zu viel Unruhe“, sagte er unsicher.
Conrad schüttelte entschieden den Kopf. „Du machst uns eine Freude, Robin.“
„Das behauptest du jedes Mal.“
„Sieh dir doch an, wie wohl er sich fühlt“, sagte Agnes in einem Tonfall, als wolle sie das Thema beschließen. „Vermutlich weiß er es nicht, aber er gehört hierher.“
Robin lächelte wehmütig. „Ja, das tut er.“
„Mortimer ist nur noch in London“, berichtete Agnes. „Er bekleidet jetzt irgendein Amt. Sein neuer Steward ist ein Mann, mit dem sich reden lässt. Es ist besser geworden, weißt du.“
„Und Blanche?“
Agnes hob die Schultern. „Ich weiß es nicht. Er nimmt sie und den Jungen immer mit. Ich sehe sie kaum noch.“
„Und jetzt? Sind sie hier?“
„Nein.“
Er war bitter enttäuscht. Und er war wütend. Also schön. Also schön, Lady Blanche. Ich hoffe, es zerreißt dir das Herz, wenn ich falle …
Agnes legte ihm mitfühlend die Hand auf den Arm. „Glaub mir, sie hat alles versucht, um hier zu sein, wenn du kommst. Aber er ist sehr schroff zu ihr in letzter Zeit. Und du selbst hast ihr gesagt, sie soll vorsichtig sein.“
„Ja, ich weiß.“
Conrad schüttelte den Kopf. „Robin, warum nur musst du dich immer in die falschen Frauen verlieben?“
„Es gab Joanna“, wandte Robin ein.
„Schon. Aber …“
Er brach ab und sah stirnrunzelnd auf. An der Tür vor seiner Halle erhoben sich fremde Stimmen, Metall klirrte leise.
Robin hatte sein Schwert gezogen, noch ehe er ganz aufgestanden war.
Der Earl of Oxford betrat in Begleitung von vier Soldaten die Halle. „Burton …“
Robin runzelte verblüfft die Stirn. Dann nickte er höflich und sagte: „Meine Schwester Agnes und ihr Mann Conrad Scott. Agnes, Conrad, der Earl of Oxford.“
„Marquess“, brummte Oxford verstimmt.
„Bitte?“
„Marquess. Der König hat mich im Winter dazu ernannt. Wo wart Ihr, Mann?“
Robin räusperte sich. „Ich bitte um Verzeihung. Der Marquess of Oxford.“
„Marquess of Dublin.“
„Oh. Das klingt nach einer undankbaren Aufgabe. Was genau ist ein Marquess?“
„Jedenfalls mehr als ein Earl.“
Robin grinste ironisch. „Na dann, Glückwunsch.“
Oxford hob abwehrend die Linke. „Ich verhafte Euch im Namen des Königs.“
Robin blinzelte verwirrt. „Ihr … was?“
„Ich verhafte …“
„Warum? Wie lautet die Anklage?“
„Hochverrat.“
Robin sah ihn schweigend an.
„Gebt mir Euer Schwert.“
Er tat nichts dergleichen. „Was wirft man mir vor?“
„Das soll meine Sorge nicht sein. Ich habe meine Befehle.“
„Das ist ein bisschen dürftig für einen Marquess, meint Ihr nicht?“
„Gebt endlich Eure Waffen.“
Oxford war nicht gerade ein Held des Schwertes. Robin dachte, dass er sie vielleicht abwehren könnte, als zwei weitere Soldaten eintraten, mit Raymond in ihrer Mitte. Einer von ihnen hielt ihn mit eisernem Griff am Handgelenk, und Raymond zappelte. Tristan Fitzalan, Robins Knappe, folgte und sah seinen Dienstherrn
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