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Das Laecheln der Fortuna - Director s Cut

Das Laecheln der Fortuna - Director s Cut

Titel: Das Laecheln der Fortuna - Director s Cut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gabl
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aber dann streckte er die Hand aus. „Komm, Raymond.“
    Raymond rührte sich nicht.
    Robin nickte ihm zu. „Geh nur. Er ist in Ordnung, ich bin sicher.“
    Raymond verharrte, als habe er ihn nicht gehört. Der Soldat machte einen langen Schritt auf ihn zu, hob ihn ohne Mühe hoch und trug ihn zur Tür.
    Raymond erwachte zu Leben. „Vater! Vater!“
    Seine Stimme wurde leiser, je weiter der Mann ihn den Gang entlang- und die Treppen hinauftrug, aber Robin schien es, als könne er ihn noch hören, nachdem sie längst verhallt war.
    Der Sergeant ging rückwärts hinaus und zog die Tür zu.
    Mortimer seufzte zufrieden und trat auf ihn zu. „Endlich.“
    „Wie mutig du mir mit einem Mal entgegentrittst, Mortimer.“
    Mortimer hob langsam die Schultern. „Ich wusste, meine Stunde würde kommen. Ich kann die Vorzüge eines offenen Kampfes nicht so schätzen wie du. Sieh dir doch an, wohin deine Rittertugenden dich gebracht haben.“
    „Du hast recht. Du hast es mit deiner Tücke weiter gebracht.“
    Mortimers Mundwinkel verzogen sich bitter nach unten. „Sag mir, alter Freund, wie lange treibst du’s schon mit meiner Frau, he?“
    Ehe Robin Entrüstung heucheln und eine überzeugende Lüge vorbringen konnte, stieß Mortimer ihm sein seidenbestrumpftes Knie in die Hoden. Robin biss sich auf die Zunge und stöhnte trotzdem, und er spürte Schweiß überall auf seinem Körper.
    Mortimer lächelte sein strahlendes, entspanntes Lächeln. „Gut, dass sie dich so nicht sieht.“
    Ja, dachte Robin atemlos, das ist wahr. Seine Knie waren eingeknickt, er hing wie ein nasser Kornsack an der Wand. Sicher kein schöner Anblick.
    „Fürchtest du dich, Robert?“
    Robin konnte nicht antworten. Er fürchtete sich, ja allerdings. Seit Oxford in Conrads Halle gekommen war, fürchtete er sich unablässig. Um sich selbst, um Raymond und seine anderen Kinder und seine Leute in Burton. Jetzt fürchtete er vor allem für Blanche. Er hatte solche Angst um sie, dass seine Eingeweide sich schmerzhaft verkrampften. Aber es konnte die Dinge nur verschlimmern, wenn Mortimer das merkte …
    „Ich weiß nicht, was dich auf den Gedanken bringt, aber ich bin sicher, du tust deiner Frau Unrecht, Mortimer.“
    Mortimer trat noch einmal zu. Robin wurde sterbenselend, und Mortimers Stimme hallte in seinen Ohren, als stünden sie in einer großen, leeren Kirche: „Wirklich? Sollte ich sie denn tatsächlich zu unrecht erschlagen haben? Das wäre bitter, he? Sie war ja doch hinreißend. Und so klug. Irgendwie ein Jammer, denkst du nicht?“
    Robin senkte den Kopf und schloss die Augen. Er versuchte, sich in sich selbst zurückzuziehen. So weit es nur ging. Trotz der Schweißperlen auf der Stirn schien sein Gesicht ihm kalt.
    „Nein, nein, Robert, du kannst dir die Lügen sparen. Ich kenne die Wahrheit. Nicht lange, und der ganze Hof wird sie kennen. Jeder wird meinen Groll verstehen. Tja, und sieh mich an, ich komme schlecht gerüstet. Beinah mit leeren Händen. Und ich darf dich auch nicht allzu sehr verunstalten, hat der König gesagt. Denn diese Stadt hat sich plötzlich entschlossen, dich in ihr wankelmütiges Herz zu schließen. Der Anblick deiner Leiche darf also nicht abstoßend sein, sonst könnte es unliebsamen Ärger geben. Alles, was ich habe, sind meine Fäuste.“ Er sah kurz über die Schulter. „Na ja, und eine Pechfackel.“
    Als Robin zu sich kam, fand er sich Auge in Auge mit der großen Ratte. Sie hockte in seiner Armbeuge und schleckte angetrocknetes Blut von seiner Brust.
    Sein Magen hob sich fast ruckartig. Mit einem schwachen Laut fegte er die Ratte beiseite. Dann machte er eine Bestandsaufnahme. Er ekelte sich, also lebte er. Er konnte sehen, also hatte er Licht. Es stand weitaus besser als erwartet.
    Er drehte sich auf den Rücken und wandte den Kopf. Raymond hockte in der Ecke des Raumes. Er kauerte am Boden und hatte sich so klein wie möglich gemacht.
    „Wirst du sterben?“
    Robins Gesicht war geschwollen. Aber er versuchte wenigstens zu lächeln. „Nein, vorläufig nicht.“
    „Ich dachte, du bist tot.“
    Robin setzte sich auf, um das Gegenteil unter Beweis zu stellen. Es war nicht einfach. Mortimer hatte sich wirklich ins Zeug gelegt. Robins Gedächtnis hatte offenbar beschlossen, einen gnädigen Schleier vor dieser Episode auszubreiten – er erinnerte sich nur bruchstückhaft.
    „Wie ist es dir ergangen?“, erkundigte er sich.
    „Rodney hat mir den Tower gezeigt. So eine riesige Burg! Er sagt, der

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