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Das Laecheln der Fortuna - Director s Cut

Das Laecheln der Fortuna - Director s Cut

Titel: Das Laecheln der Fortuna - Director s Cut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gabl
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auf, zog ihn an sich und umarmte ihn erleichtert.
    Edward küsste seiner Schwester höflich die Wange und befreite sich unauffällig aus ihrer Umarmung. „Was ist denn geschehen, Anne?“
    „Vater und Raymond, Edward. Sie haben sie im Tower eingesperrt. Du musst dich verbergen.“
    Edward sah verstört zu Isaac, dann zu Henry. „Vater? Im Tower?“
    Henry legte ihm mitfühlend die Hand auf die Schulter. „Ich reite sofort nach London. Ich werde tun, was ich kann.“
    „Nehmt mich mit, Mylord“, bat Edward.
    „Nein. Du musst mit Anne gehen.“ Er sah sie über seinen Kopf hinweg an und versuchte zu ignorieren, was ihr Anblick in ihm auslöste. „Mein Vater ist in Plymouth. Er kann uns jetzt nicht helfen. Aber wir werden schon einen sicheren Platz für euch finden.“
    „Der Erzbischof von York?“, schlug Isaac vor.
    Henry schüttelte langsam den Kopf. „Er kann sich noch nicht entscheiden, auf welche Seite er sich schlagen soll, aber ich traue ihm nicht. Nein, geht nach Leicester zur Abtei. Bestellt dem Abt einen ergebenen Gruß von mir und bittet um Asyl. Dort werdet ihr in Sicherheit sein, egal was passiert. Eine Eskorte wird euch begleiten.“
    Isaac trat zu Anne. „Werdet ihr das ohne mich schaffen? Es ist nicht weit.“
    Sie nickte ohne Zögern.
    Isaac sah zu Henry. „Dann werdet Ihr meine Begleitung nicht ablehnen, oder?“
    Henry schüttelte den Kopf. „Im Gegenteil, Sir. Ich wäre froh.“

London, Juli 1386
    Robin hatte sein Zeitgefühl verloren. Aber er schätzte, es war am Mittag des sechsten Tages, als Raymond den Bierkrug fallenließ. Robin schalt ihn nicht. Das war nicht nötig. Raymond erkannte die Konsequenzen auch ohne väterliche Ermahnungen, und er weinte bitterlich über den Durst, den sie leiden würden. Er weinte lange und verzweifelt, nicht nur über den Durst. Seine Furcht und seine Bestürzung ergriffen die Gelegenheit, um sich Ausdruck zu verschaffen. Als er begann, sich zu verschlucken, rief Robin ihn zu sich.
    Raymond kroch auf Händen und Knien zu ihm hin.
    Robin zog ihn auf seinen Schoß. „Es ist gut. Du musst jetzt aufhören. Wir haben nicht genug zu essen, wir dürfen uns nicht verausgaben. Schsch. Ist ja gut, mein Junge …“ Er strich ihm über den Kopf und den Rücken und wiegte ihn, und Raymonds krampfartiges Schluchzen ließ nach.
    „Mach die Augen zu, Raymond.“
    „Ist gut“, flüsterte er.
    „Sind sie zu?“
    „Ja, ganz fest.“
    „Gut. Jetzt denk an einen Baum. Ein großer, alter Baum, eine Buche. Der Stamm ist glatt und silbrig. Und erst ganz weit oben fangen die Äste an. Äste und Zweige mit kleinen, gelbgrünen Blättern. Die Sonne scheint durch die Blätter. Kannst du den Baum sehen?“
    „Ja.“
    „Und neben der Buche steht noch eine zweite. Sie sind einander zugeneigt wie ein Liebespaar. Ihre Wurzeln unter der Erde sind ineinander verflochten. Und zwischen den Buchen wächst Farn.“
    „Ein Wald …“, murmelte Raymond selig.
    „Ja, ein Wald. Und unter den Farnwedeln, da, wo kein Mensch es entdecken kann, steht ein winziges Häuschen. Die Wände sind aus Eichenborke, das Dach ist mit immergrünem Laub gedeckt und der Fußboden mit Moos ausgelegt. Und in dem Haus lebte der Kobold Jack mit seiner Kobold-Frau May und seinen Kobold-Kindern in Glück und Zufriedenheit. Doch eines Tages kam der Bote des Kobold-Königs in das Haus unter dem Farnkraut und berichtete Jack, dass die Trolle die Berge verlassen hatten und den Wald überfallen wollten …“
    Raymond war ein fantasiebegabtes Kind. So sehr konnte er sich in Robins Geschichten vertiefen, dass er seine Angst und seinen Kummer völlig vergaß. Robins Stimme wurde rau vom Erzählen, und er musste selber die Augen schließen, um die Finsternis auszusperren und sich an die Märchen zu erinnern, die Großvater Henry früher den Kindern in Waringham erzählt hatte. Aber es lenkte sie beide von Durst, Hunger und Furcht ab. Raymonds kleiner Körper wurde warm in seinen Armen, und Robin hörte auf zu erzählen, als sein Sohn eingeschlafen war.
    Er hielt ihn fest und dachte an eine andere Geschichte. Eine grauenvolle Geschichte, die Geoffrey Chaucer von seiner Italienreise mitgebracht hatte. Sie handelte von einem Edelmann, Ugolino von Pisa, der den Unwillen des Erzbischofs erregt hatte. Sie sperrten ihn zusammen mit seinen zwei Söhnen in ein Verlies in einem Turm, und jeden Tag gaben sie ihnen weniger zu essen. Ugolino gab seine Ration schließlich seinen Söhnen, trotzdem verhungerten sie beide vor

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