Das Laecheln der Fortuna - Director s Cut
haben es gehört. Nun, Sirs, Wir wollen Unsererseits diesem sinnlosen Blutvergießen nicht zustimmen. Voller Kummer sehen Wir Uns daher gezwungen, eine andere Lösung zu finden.“
Der König unterbrach sich kurz, und seine Miene wirkte wahrhaft kummervoll. Auf der Wiese war es noch stiller geworden. Irgendwo weit hinten krähte ein Säugling, aber der schwache Laut verstummte sogleich wieder.
König Richard wandte sich an Mowbray. „Mylord of Norfolk. Wir befinden, dass Ihr in schändlicher Weise des Königs Frieden gebrochen habt. Unmöglich können Wir Euch länger trauen, Ihr wart von jeher ein wankelmütiger Lehnsmann. Unser Vertrauen in Euch ist gänzlich vernichtet. Wir verbannen Euch daher auf Lebenszeit aus England und Unseren Territorien auf dem Kontinent.“
Ein Raunen wie ein leiser Windhauch durchlief die Zuschauerreihen. Mowbray hob langsam die Hände und zog den Helm vom Kopf. Sein Gesicht war bleich. Mit leicht geöffneten Lippen starrte er zum König auf, aber er brachte kein Wort heraus.
Richard sah auf Henry hinab. „Mylord of Hereford … Teurer Cousin Bolingbroke. Auch Euch, den Wir wie einen Bruder lieben, können Wir Vorwürfe nicht ersparen. So sehr haben Wir all die Jahre Unserer Regentschaft hindurch auf Euch gebaut. Nie hattet Ihr Grund, an Unserer Gunst und Unserer Liebe zu zweifeln. Dennoch habt auch Ihr Unfrieden und Missgunst gestiftet. Und selbst, wenn es Uns das Herz bricht, müssen Wir auch Euch fortschicken. Wir verbannen Euch für zehn Jahre, Cousin. Mögen sie schnell vorübergehen.“
Henry zeigte keine Regung. Er sank nicht wie Mowbray in sich zusammen und weinte still vor sich hin. Er wartete, bis der König ihnen mit einer kleinen Geste und tragischer Miene erlaubte, sich zu entfernen.
„Bis Ende nächsten Monats müsst Ihr beide das Land verlassen haben, Sirs.“
Henry verneigte sich sparsam, wandte sich ab und führte ohne Eile sein Pferd zurück zu seinem Zelt.
Raymond war zur Stelle. Er nahm ihm das Pferd ab und führte es weg, ohne ihn anzusehen oder das Wort an ihn zu richten. Henry trat langsam ein und blieb vor seinem Vater stehen, der an dem fein gedeckten Tisch in der Zeltmitte saß, scheinbar tief in Gedanken, und mit einem abwesenden Lächeln seiner weinenden Frau ein seidenes Taschentuch reichte.
Edward glitt unbemerkt hinaus, und gemeinsam mit Fitzalan, Aimhurst und einigen anderen Rittern riegelte er den Zugang zum Zelt ab.
Robin, John und der Earl of Worcester, einer von Lancasters ältesten Gefolgsmännern, blieben als Einzige zurück, und sie halfen Henry aus seiner kostbaren, unerprobten Rüstung. Er stand still wie eine Statue. Robin nahm ihm den Brustpanzer ab und sah ihm kurz in die Augen. Was er sah, erinnerte ihn an den von Selbstzweifeln gepeinigten Jungen, der Henry einmal gewesen war.
Der Rüstung ledig, setzte Henry sich auf einen gepolsterten Stuhl am Tisch, nahm mit einem Nicken einen Becher Wein aus der Hand seines Bruders entgegen und fragte leise: „Warum erst heute? Warum diese groteske Komödie?“
Lancaster räusperte sich entschlossen und fuhr sich mit der Hand über sein kantiges Kinn. „Es entspricht seiner Vorliebe für Tiefschläge.“
„Hört, hört“, murmelte Worcester. „Endlich ein offenes Wort aus Eurem Munde.“
Lancaster runzelte ärgerlich die Stirn, aber Robin kam fruchtlosen Debatten zuvor. „Was tun wir jetzt?“
„Gar nichts“, sagte Henry düster. „Was könnten wir schon tun?“
Robin behielt seine rebellischen Ratschläge lieber für sich.
„Du nimmst es sehr gelassen, sehe ich.“
„Nein, Robin. Nicht gelassen. Aber, wie du vielleicht weißt, war ich vorgewarnt. Seit über einem Jahr habe ich auf etwas Derartiges gewartet.“
„Ich werde mit ihm reden. Das kann er einfach nicht tun“, grollte Lancaster leise.
„Nein, bitte, Vater“, wandte Henry ein. „Was sollte das helfen?“
Lancaster richtete sich zu seiner beachtlichen Größe auf und donnerte eine massige Faust auf den Tisch. „Du meinst, wir sollen es in Demut hinnehmen? Nach allem, was wir für ihn getan haben? Warum? Das haben wir nicht nötig.“
Henry schüttelte niedergeschlagen den Kopf. „Lieber gehe ich, als mich vor ihm zu erniedrigen und um Gnade zu flehen.“
„Es ist keineswegs meine Absicht, uns zu erniedrigen. Aber wir können das nicht akzeptieren. Abgesehen davon, dass die Ungerechtigkeit zum Himmel schreit, dass das Blut meines Bruders ungerächt bleiben soll …“ Er biss für einen Augenblick die
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