Das Laecheln der Fortuna - Director s Cut
den Soldaten an, der auf der Wiese zu ihnen getreten war. Der Gardist lächelte, nahm seinen Helm ab und schüttelte den Kopf. „Sollte es möglich sein, dass du mich nicht erkennst?“
Raymond blinzelte verwirrt. „Bitte …?“
„Ich bin dein Cousin Edward Fitzroy.“
„Du bist was ?“
Fitzroy grinste breit und zeigte zwei Reihen ebenmäßiger, gesunder Zähne. „Unsere Mütter waren Schwestern. Du und ich haben in Burton zusammen Honigplätzchen ins Gestüt geschmuggelt. Darum kannst du aufhören, die Zähne zusammenzubeißen. Mir könnte im Traum nicht einfallen, die Hand gegen den Mann zu erheben, der mich mit seinen wilden Lügengeschichten zweimal vor dem Zorn meines Vaters bewahrt hat, noch ehe ich sieben Jahre alt war.“
„Du bist … Ed Fitzroy?“
„Richtig.“
Raymond starrte ihn mit offenem Munde an, und als er es merkte, schloss er ihn wieder. Er schüttelte fassungslos den Kopf. „Wie in aller Welt kommst du in die königliche Leibwache?“
„Tja, es geht einfach nichts über gute Beziehungen. Und jetzt dreh dich um. Erkennst du niemanden?“
Raymond wandte sich langsam um. Sein Herz raste immer noch. Er fand die Situation einfach völlig irrsinnig. Die drei Soldaten hatten die Arme verschränkt und lächelten ihn an. Schelmisch, freundschaftlich, aber keineswegs drohend. Raymond betrachtete den linken eingehend. „Roger Finley?“, fragte er ungläubig. „Onkel Gisberts Sohn?“
„Stimmt.“
Als er den in der Mitte erkannte, erlitt er einen Schock; sie hatten über ein Jahr lang ein Quartier geteilt. „Pierre? Junge, der Bart macht dich steinalt.“
Leofrics Sohn klopfte ihm lachend die Schulter. „Nimm’s nicht so tragisch.“
Raymond sah von ihm zu dem letzten der Soldaten. Dieser schien ihm vage vertraut, aber er kam nicht dahinter. Er schüttelte den Kopf. „Keine Chance. Wer das Knäblein ist, weiß ich nicht.“
Das „Knäblein“ zog den Helm vom Kopf, und eine Flut rötlich brauner Locken ergoss sich über die schmalen Schultern bis zu den Hüften hinab.
„Ich glaube, ich war fünf, als wir uns zuletzt gesehen haben. Ich bin Godiva. Leofrics Tochter.“
Raymond schloss die Augen und murmelte: „Ich glaube, ich werde ohnmächtig.“
Der junge Fitzroy packte ihn wieder am Arm und rüttelte leicht. „Komm schon, nimm dich zusammen, ja.“
Pierre durchschnitt die Fesseln an seinen Gelenken. Raymonds Augen klappten wieder auf, und er setzte sich sicherheitshalber auf den Boden. Seine Knie waren butterweich.
„Aber … was tut ihr hier?“
„Wir haben uns eingeschlichen“, erklärte Ed Fitzroy ernst. „Kurz vor Ostern. Leofrics Falkner ist ein Mann aus Chester. Er hat uns eine Woche lang versucht beizubringen, wie man redet, wenn man aus Cheshire kommt. Dann hat mein Vater seine Verbindungen genutzt, die er immer noch zum Hof hat, und uns hier eingeschleust. Uns und vier weitere. Wir sind hier, um Harrys Leben zu schützen.“
„Und deins notfalls auch“, fügte Pierre hinzu.
Raymond schüttelte ungläubig den Kopf. „Welches kranke Hirn hat diesen Plan erdacht?“
„Dein Vater.“
„Ich hab’s geahnt.“ Er stand wieder auf.
„Die Idee war genial“, sagte Fitzroy.
„Aber das Risiko ist gewaltig. Jedem von euch kann passieren, was mir hier passieren sollte. Vielleicht Schlimmeres. Und du …“ Er sah zu Godiva, ängstlich und gleichzeitig hingerissen. Er hatte geglaubt, er kenne sich aus mit Frauen, doch er hatte sich geirrt. Er hätte sich nicht träumen lassen, was sie in einem auslösen konnten. Er lächelte sie an und hatte vergessen, was er sagen wollte.
Godiva erwiderte das Lächeln, schlug dann plötzlich die Augen nieder und errötete leicht.
Pierre legte seiner Schwester kurz den Arm um die Schultern. „Sie weiß sehr genau, was sie tut.“
„Ja, daran zweifle ich nicht.“ Raymond blickte in die Runde, immer noch ein wenig ungläubig. „Und was jetzt?“
Fitzroy betrachtete ihn und fuhr sich nachdenklich mit dem Finger über den Mundwinkel. „Tja. Wir müssen dir die Kleider abnehmen. So sind die Spielregeln. Lass dich einen Tag nicht blicken und humple ein bisschen, wenn du wieder zum Vorschein kommst. Das sollte reichen, um unsere Tarnung zu wahren.“
„Es ist also wahr, was man über sie erzählt.“
Fitzroy wandte den Blick ab und schüttelte langsam den Kopf. „Fast zwei Jahre war ich mit meinem Dienstherrn, dem Earl of Carlisle, in Litauen auf dem Kreuzzug. Und ich habe viele schreckliche Dinge gesehen,
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