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Das Laecheln der Fortuna - Director s Cut

Das Laecheln der Fortuna - Director s Cut

Titel: Das Laecheln der Fortuna - Director s Cut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gabl
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Raymond. Aber was hier passiert … stellt alles in den Schatten.“
    Es war einen Moment still.
    Schließlich seufzte Raymond. „Dann sollte einer von euch sich ein Herz nehmen und mir wenigstens ein blaues Auge schlagen, denkst du nicht?“
    „Ich will nicht nach Irland“, erklärte Harry trotzig. „Und schon gar nicht mit ihm. Warum kann er nicht ohne uns auf seinen albernen Feldzug gehen? Es ist geradezu peinlich …“
    „Harry, hier haben die Wände Ohren“, mahnte Raymond.
    Sie waren nur kurz nach Westminster zurückgekehrt. Die Truppen waren versammelt. Morgen würden sie aufbrechen.
    „So wie in Windsor, meinst du, ja?“, erkundigte sich Harry. „Wann wirst du mir sagen, was passiert ist?“
    „Ich habe es dir schon ein Dutzend mal gesagt. Ich war betrunken und bin auf der Treppe gestolpert.“
    „Ja. Und morgen erzählst du mir, dass die Feen die kleinen Kinder bringen. Aber jedes Mal, wenn Captain Austin dich anschaut, überläuft es mich kalt. Ihr lächelt euch an. Du duldsam, er hämisch. Ich frage mich, was hatte er mit dieser Treppe zu tun?“
    Raymond sah ihn verdutzt an. Und er dachte nicht zum ersten Mal, dass Harry sich verändert hatte, seit sein Großvater gestorben war, dass er mit einem Mal viel zu erwachsen war für einen zwölfjährigen Jungen. Raymond spürte einen heftigen Drang, ihn einzuweihen, aber das war gegen die Abmachung, die er mit Ed Fitzroy und den anderen getroffen hatte. Er sagte lediglich: „Es ist nicht so, wie du glaubst. Mir ist rein gar nichts passiert. Und wenn ich Captain Austin und Mortimers Vater eine Komödie vorspiele, dann habe ich gute Gründe dafür. Können wir uns jetzt um deine Rüstung kümmern?“
    Harry lachte verächtlich. „Ich werde keine brauchen. Auf Feldzügen, die der König anführt, wird nicht gekämpft.“
    „Dieses Mal vielleicht schon.“
    „Wieso glaubst du das?“
    „Weil der König inzwischen auch gemerkt hat, dass er den Adel überzeugen muss, wenn sie ihm noch länger folgen sollen.“
    „Herrgott, Raymond, was kümmert mich das? Was kümmert mich die Position des Königs, solange mein Vater im Exil ist?“
    Raymond warf ihm einen glänzenden Helm zu. „Hier. Probier ihn an. Tu das Naheliegende. Um den Rest kümmern sich weisere Köpfe als deiner und meiner.“
    „Was heißt das?“
    Raymond biss sich auf die Lippen. „Setz den verdammten Helm auf und verschone mich mit deinen Fragen.“
    Harry sah ihn scharf an. „Was verschweigst du mir?“
    „Nur das, was ich dir nicht sagen kann. Hier sind Handschuhe.“
    „Weißt du etwas von meinem Vater? Kommt er zurück?“
    „Ich weiß gar nichts, Harry“, antwortete er beinah tonlos. „Nur, dass sie ihm alle treu geblieben sind. Mein Vater, Leofric, Worcester, Arundel und der ganze Adel des Nordens. Ist dir das nicht genug?“
    Harry dachte einen Augenblick nach. Dann stülpte er sich den Helm über den Kopf. „Doch, ich schätze, das ist es. Wie sehe ich aus, he?“
    „Wie ein Held.“
    „Dabei fühle ich mich wie ein Hasenfuß. Raymond …“
    „Hab keine Angst, Harry. Du bist von mehr Freunden umgeben, als du ahnst.“
Irland, Juni 1399
    Für Raymond und Mortimer war es ebenso wie für Harry der erste Feldzug, und sie waren enttäuscht, ohne dass sie hätten sagen können, was sie denn eigentlich erwartet hatten.
    Sie landeten Anfang Juni in Waterford und marschierten nach Norden Richtung Dublin, auf der Suche nach dem Rebellen McMurrough, der die irische Krone beanspruchte. Sie kamen ihm nie wirklich nahe, denn der Tross des Königs bewegte sich viel zu langsam. Nur hin und wieder stießen sie auf versprengte Rebellentruppen, und es gab ein paar unbedeutende Scharmützel. Bei einer dieser Gelegenheiten machten Harry, Raymond und Mortimer die erste Bekanntschaft mit den hässlichen Realitäten des Krieges. Im Morgengrauen an einem Tag kurz nach der Sonnenwende stellten sie McMurroughs Bruder in einer Flussniederung und griffen an. Es war ein gänzlich ungeplanter Zusammenstoß, und mehr durch Glück denn durch Überlegenheit besiegten sie das Rebellenhäuflein. Raymond tötete einen rothaarigen irischen Jungen, der kaum älter als Harry sein konnte, der aber mit wildem Gejohle und erhobener Klinge auf sie zustürzte. Alles ging so schnell. Und erst, als es vorbei war, ging ihm auf, dass sie so etwas wie eine Schlacht geschlagen hatten. Solange es währte, hatte er nur daran denken können, Harrys Leben zu schützen.
    Zum Frühstück waren sie schon zurück im Lager,

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