Das Laecheln der Fortuna - Director s Cut
seitlich von ihm stand Harry, dem zum wiederholten Male die Ehre erwiesen worden war, dem König bei einem offiziellen Anlass aufzuwarten. Mortimer hatte die Direktiven vom Treffen der Verschwörer in Waringham mitgebracht und hatte Raymond und Harry die Absichten erklärt. Zähneknirschend hatte Harry also seine eisige Zurückhaltung seinem königlichen Onkel gegenüber aufgegeben und warb nun, sehr unaufdringlich und glaubhaft, um seine Gunst.
„Armer Harry“, seufzte Mortimer. „Wie schrecklich muss es für ihn sein.“
„Das ist es“, stimmte Raymond zu. „Es macht ihn regelrecht krank.“
Raymond verbrachte mehr Zeit mit Harry als Mortimer, denn Mortimer wurde weiterhin sehr von seinem Vater in Anspruch genommen und sah sich gezwungen, ihm bei der Verteilung von Henrys Erbschaft an Richards Günstlinge behilflich zu sein. Raymond hingegen war ein ungebetener Gast bei Hofe, was er täglich auf die eine oder andere Weise zu spüren bekam, und seine einzige Daseinsberechtigung war die als Harrys persönlicher Diener. Also waren sie zusammen, wann immer Harrys Zeit es zuließ.
„Es ist nicht nur grässlich für ihn, es ist auch gefährlich“, fuhr er ärgerlich fort. „Keiner von den weisen Lords hat daran gedacht, was es bedeuten kann, wenn der König ein allzu wohlgefälliges Auge auf Harry wirft.“
„Was meinst du?“ fragte Mortimer verwirrt.
„Ich meine, dass der König Freude an hübschen Knaben hat …“
Beinah als habe er sie gehört, wandte der König den Kopf plötzlich in ihre Richtung, und Raymond, Mortimer und alle, die in der Nähe standen, fielen auf die Knie und senkten die Köpfe.
„Als würden wir ihn anbeten“, brummte Raymond. „Dieses neue Hofzeremoniell hat etwas von Götzenverehrung. Bald wird er denken, er könne übers Wasser wandeln. Na ja, vielleicht ersäuft er ja …“
„Raymond“, warnte Mortimer leise.
Aber Raymond war noch nicht fertig. „Es heißt, die Höflinge Khublai Khans mussten auch auf die Knie fallen, wenn sein Blick sie traf. Was meinst du, Mortimer, denkt der König, er sei der wiedererstandene Khublai Khan?“
„Ein großes Maul und keinen Funken Anstand, ganz der Vater“, grollte eine tiefe Stimme über ihm, und eine behandschuhte Hand krallte sich in seine Haare. Raymonds Kopf wurde hochgerissen, und er sah, dass der König den Blick längst in eine andere Richtung wandte. Dieses Mal kniete eine kleine Gruppe nahe des Ordens-Pavillons.
Raymond kam auf die Füße und stand Auge in Auge mit dem Mann, der seine spöttischen Worte mit angehört hatte: Sir Patrick Austin, ein Bastard des legendären Sir Robert Knolles, Captain der königlichen Leibwache und vielleicht Richards treuester Untertan. Es hätte kaum schlimmer kommen können.
Raymond biss sich auf die Unterlippe und senkte den Kopf. „Es tut mir leid, Sir.“
„Und was wird der König wohl sagen, wenn er hört, wie widerwillig du ihm Respekt erweist, he?“
„Er wird mich zweifellos einsperren und möglicherweise aufhängen.“
„Unsere Verliese und unsere Galgen sind viel zu gut für dich, Bürschchen.“
Mortimer intervenierte. „Sir Patrick, er hat es nicht so gemeint …“
„Du bist lieber still. Wenn ich deinem Vater hiervon erzähle, könnt ihr beide nachher eure Knochen einsammeln.“
„Aber er wollte den König nicht beleidigen.“
„Doch, ich bin sicher, genau das wollte er. Er ist ein Verräter wie sein Vater.“
„Mein Vater ist nichts dergleichen“, widersprach Raymond ruhig. „Er ist Lancastrianer, und Lancaster war immer königstreu.“
„War. Aber Lancaster ist tot.“
„Nein, Sir, Lancaster ist in Paris im Exil.“
„Hör doch auf“, zischte Mortimer eindringlich.
„Das ist ein guter Rat“, stimmte Austin drohend zu.
Ein Soldat der Wache trat zu ihnen. „Verzeihung, Captain, aber Sir Mortimer sucht nach Euch. Er sagt, es sei wichtig.“
Austin lächelte humorlos. „Das trifft sich gut. Ich komme.“
Mortimer warf Raymond einen wütenden Blick zu und wandte sich dann wieder an Austin. „Sir, wenn Ihr wirklich glaubt, Ihr müsst meinem Vater von diesem Vorfall berichten, dann sagt ihm, ich hätte den König beleidigt …“
„Bist du verrückt“, protestierte Raymond.
Mortimer ignorierte ihn. „Wenn Raymond eingesperrt wird, dann ist der junge Lancaster hier ganz allein. Und er trägt doch nun wirklich keine Schuld an all dem.“
Austin schwankte. Er war kein Unmensch, er war lediglich seinem König bedingungslos ergeben und
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