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Das Lächeln der Frauen

Das Lächeln der Frauen

Titel: Das Lächeln der Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicolas Barreau
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Verhalten dir gegenüber merkwürdig. Entweder hat dieser Mann ein
Gedächtnis wie ein Sieb, oder - ich weiß nicht - seine Frau war in der Nähe und
er hat was zu verbergen.«
    »Er
lebt allein, du hast es doch gehört«, sagte ich. »Außerdem hat Chabanais mir
erzählt, seine Frau habe ihn verlassen.«
    Bernadette
sah mich mit ihren großen dunkelblauen Augen an und runzelte die Stirn. »Irgendwas
an dieser Sache stimmt nicht «, sagte sie. »Vielleicht gibt es ja eine ganz einfache
Erklärung.«
    Ich
seufzte.
    »Denk
noch mal nach, Aurélie. Was genau hat dieser Miller am Ende gesagt?«
fragte Bernadette.
    »Na
ja, am Schluß ging alles rasend schnell, weil Chabanais und dieser andere Typ
so zum Aufbruch drängten. Die haben ihn ja abgeschirmt wie einen Politiker.«
Ich überlegte. »Er hat irgendwie rumgestottert, daß er mir gerne den Brief
geschrieben hätte, und dann sagte er: Au revoir. Auf Wiedersehen.«
    »Na,
immerhin«, meinte Bernadette und trank ihren Rotwein aus.
    Als
ich kurze Zeit später im Taxi saß und den erleuchteten Boulevard Saint-Germain
entlangfuhr, schlug ich noch einmal das Buch auf, in das Miller mir seine
Widmung geschrieben hatte:
     
    Für Aurélie Bredin mit sehr herzlichen Grüßen von Robert Miller
     
    Ich
strich über die Signatur und starrte lange auf die großzügigen runden Buchstaben,
als seien sie der Schlüssel zu Millers Geheimnis.
    Und
das waren sie auch. Nur daß ich in diesem Moment nicht erkannte, wieso.

12
    Schon
immer hat mich eine Szene aus dem alten Schwarzweiß-Film Kinder des Olymp besonders
beeindruckt: Es ist die letzte Einstellung, in welcher der verzweifelte
Baptiste seiner großen Liebe Garance nachläuft und sie im Gewühl des
Straßenkarnevals schließlich verliert. Er geht unter, kommt nicht durch, er
wird umringt und geschubst von der lachenden, tanzenden Menge, durch die er
sich taumelnd bewegt. Ein unglücklicher, verwirrter Mann inmitten fröhlicher
Menschen, die ausgelassen feiern - das ist ein Bild, das man nicht so leicht
vergißt und das mir wieder in den Sinn kam, als ich nach der Lesung mit Sam
Goldberg und den anderen in einem elsässischen Restaurant saß, das sich in der
Nähe der Buchhandlung befand.
    Der
dicke Wirt plazierte uns an einen großen Tisch an der Rückwand des Lokals und
knallte vergnügt Besteck und Gläser vor uns hin. Alle schienen guter Dinge und
bestens gelaunt, es wurde getrunken, gescherzt und gefeiert, der Zahnarzt
gerierte sich als Everybody's Darling, und am Ende waren dann alle
glücklich im Wein vereint - nur ich war der unglückselige Baptiste, der wie ein
Außerirdischer dazwischensaß, weil für ihn die Dinge nicht ganz so wunderbar
gelaufen waren.
    »Mann,
war die sauer«, hatte Adam mir zugeraunt, als wir die Librairie Capricorne verließen
und sein Bruder uns immer wieder fragte, wer die schöne Frau im roten Kleid gewesen
war.
    Adam
hatte ihm erklärt, daß es bei Lesungen durchaus vorkommen konnte, daß
begeisterte Fans einem Autor schöne Augen machten.
    » Wow!« hatte der Zahnarzt ausgerufen und dann hinzugefügt, daß es ihm immer besser
gefalle, ein Autor zu sein. »Vielleicht sollte ich wirklich eine Büch
schreiben, was meint ihr?«
    »Um
Gottes willen, untersteh dich!« hatte Adam gesagt.
    Ich
blieb stumm und wurde im Laufe des Abends immer stummer.
    Mit
Aurélie Bredin hatte ich es mir jedenfalls verscherzt - als der nette
Cheflektor André Chabanais, der immer hilfreich zur Stelle war. Und nun hatte
sich auch noch der fabelhafte Robert Miller gründlich blamiert.
    Nach
dem peinlichen Auftritt, den unser Eigentlich-Nicht-Autor an den Tag gelegt
hatte, war ich mir nicht mehr sicher, ob die Attraktivität des Engländers nicht
doch erheblich gelitten hatte. »Oh ja, die Coupole. Lovely place, very
lovely!« Sie mußte ihn ja für schwachsinnig halten. Und dann die Sache mit
den Zähnen! Man konnte nur hoffen, daß Aurélie nicht davon Abstand nahm, Robert
Miller in ihr Restaurant einzuladen. Dann hatte ich nämlich gar keine Chance
mehr.
    Ich
starrte auf meinen Teller und hörte die anderen wie aus weiter Ferne.
    Irgendwann
fiel es sogar Jean-Paul Monsignac auf, der sich mit unserem Autor prächtig amüsierte.
Er prostete mir zu und fragte: »Was ist los, André? Sie sagen ja gar nichts!«
    Ich
entschuldigte mich mit Kopfschmerzen.
    Am
liebsten wäre ich sofort nach Hause gegangen, aber ich hatte das Gefühl, Robert
Miller im Auge behalten zu müssen.
    Adam,
der einzige, mit dem ich hätte reden

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