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Das Lächeln der Frauen

Das Lächeln der Frauen

Titel: Das Lächeln der Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicolas Barreau
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wollen, saß am anderen Ende des Tisches.
Ab und zu warf er mir einen aufmunternden Blick zu, und als wir Stunden später
endlich aufbrachen, versprach er, am nächsten Morgen, vor seiner Abreise nach
London, noch kurz bei mir vorbeizukommen.
    »Aber
allein«, sagte ich. »Wir müssen reden.«
     
    Ich
war gerade dabei, meinen neuen Brief von Robert Miller an Aurélie Bredin zu
zerreißen, als es schellte. Ich warf den Umschlag in den Papierkorb und drückte
auf den Türöffner. Eigentlich hatte ich diesen Brief, der eine konkrete Zusage
für das Essen im Temps des Cerises enthielt, Adam mitgeben wollen, doch
nach den gestrigen Ereignissen hatte sich der Inhalt überholt. Ich hatte die
halbe Nacht wachgelegen und darüber nachgedacht, was nun zu tun war. Und ich
hatte eine Idee.
    Als
Adam hereinkam, warf er einen Blick auf das Chaos im Flur, wo immer noch der
zerbrochene Spiegel lag und der Scherbenhaufen, den ich am Vortag eilig
zusammengekehrt hatte.
    »Oh,
was ist denn hier passiert?« sagte er. »Hattest du einen Wutanfall?«
    »Nein.
Der Spiegel ist gestern morgen runtergekommen - auch noch!« erklärte ich.
    »Sieben
Jahre Unglück«, meinte Adam und grinste.
    Ich
nahm meinen Wintermantel vom Haken und machte die Tür auf.
    »Das
will ich nicht hoffen«, sagte ich. »Komm, laß uns irgendwo frühstücken gehen,
ich hab nichts im Haus.«
    Wir
gingen die paar Schritte bis ins Vieux Colombier und gingen an der Theke
vorbei ganz nach hinten durch, wo die Holzbänke und die großen Tische stehen.
Wie oft hatte ich hier schon mit Adam gesessen, und wir hatten über
Buchprojekte gesprochen und über die Veränderungen in unserem Leben.
    »Adam,
du bist mein Freund«, sagte ich, als der Kellner unser Frühstück brachte.
    »Okay«,
sagte Adam. »Sag schon, was du willst. Geht es um den Brief an Mademoiselle
Bredin, den ich einwerfen soll? Das ist kein Problem. Nachdem ich die Kleine
jetzt gesehen habe, kann ich zumindest verstehen, warum du so auf sie
abfährst.«
    »Nein«,
sagte ich. »Das mit dem Brief ist keine gute Idee, nicht nach gestern abend.
Außerdem dauert mir das alles viel zu lange. Ich will jetzt Nägel mit Köpfen machen.«
    »Aha«,
sagte Adam und biß in sein Schinkenbaguette. »Und was kann ich dazu beitragen?«
fragte er kauend.
    »Du
mußt bei ihr anrufen«, sagte ich. »Als Robert Miller.«
    Adam
verschluckte sich fast. »You are crazy, man«, sagte er dann.
    »Nein,
ich bin nicht verrückt.« Ich schüttelte den Kopf. »Du und Sam, ihr habt doch
fast die gleiche Stimme, und du kannst einfach ein bißchen radebrechen, das ist
doch nun wirklich nicht schwer. Bitte, Adam, du mußt mir diesen Gefallen tun.«
    Und
dann erklärte ich ihm meinen neuen Plan. Adam sollte abends von England aus im Temps
des Cerises anrufen. Er sollte sich bei Aurélie Bredin entschuldigen und
sagen, er wäre einfach völlig überwältigt gewesen, als er sie gesehen hätte,
und dann hätten so viele Leute um ihn herumgestanden, und er habe nichts
Falsches sagen wollen.
    »Erzähl
ihr irgend so einen Schmu, umgarne sie mit deinem Gentleman-Charme und sorge einfach
dafür, daß Robert Miller wieder rehabilitiert ist. Du machst das schon.« Ich
trank meinen Espresso. »Wichtig ist, daß du den Termin festklopfst. Sag ihr,
daß du dich auf ein Essen zu zweit freust. Schlag ihr den sechzehnten Dezember
vor, weil du da in Paris zu tun hast und den ganzen Abend Zeit für sie hast.«
    Der
sechzehnte Dezember war in zweierlei Hinsicht perfekt. Zum einen hatte Aurélie
Bredin an diesem Tag Geburtstag, zum anderen hatte ich herausgefunden, daß das
Restaurant wie an jedem Montag auch an diesem Tag geschlossen hatte. Normalerweise geschlossen hatte.
    Das
vergrößerte die Wahrscheinlichkeit, daß ich mich mit Aurélie Bredin allein im Temps
des Cerises wieder-finden würde.
    »Ach,
und noch etwas, Adam. Laß durchblicken, daß sie den Termin für sich behalten
soll. Sag, daß dieser Lektor sich sonst möglicherweise auch noch dranhängt,
wenn er erfährt, daß sein Autor in der Stadt ist. Das macht die ganze Sache am
Ende noch glaubwürdiger.«
    Falls
es nämlich zu einem Treffen am sechzehnten Dezember kam (wovon ich
optimistischerweise einfach mal ausging), würde Adam abends noch einmal
anrufen.
    Dieses
Mal allerdings als Adam Goldberg, der im Auftrag von Miller absagte.
    Der
Grund für diese Absage war genial - ich beglückwünschte mich selbst zu meinem
Einfall, den ich nachts um halb drei gehabt hatte -, denn er würde

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