Das Lächeln der Kriegerin
Brücke, die sich, gerade breit genug für ein Fuhrwerk, über den Bhal erstreckte. Von Adar wusste sie, dass es bei Iden eine breitere Brücke gab. Oft hatte sie sich vorgestellt, einmal auf ihr über das Wasser zu laufen, doch ihre Aufgabe lag diesseits des Flusses.
Lothiel schaute sich um. Unweit der Wegkreuzung standen einige Bauernkaten und dahinter, auf einem kleinen Hügel, thronte ein Gutshaus. Es war nicht viel größer als manches Haus in der Grenzfeste, lange nicht so riesig wie die Bauten, die dem Grafen dort zu eigen waren, doch mit seinem Graben und der kleinen Zugbrücke, die darüber führte, erschien ihr das teilweise aus Stein erbaute Haus sehr beeindruckend. Sie beschloss, sich direkt an den Freiherrn zu wenden.
Vor der Zugbrücke stand ein Bewaffneter. Er schaute ihr amüsiert entgegen, doch bald ruhte sein Blick auf Carroch und sein Gesicht nahm einen verwunderten Ausdruck an.
»Wohin des Wegs?«, fragte er, als Lothiel vor ihm stehen blieb.
»Ich muss dringend zu Eurem Herrn.«
»Da musst du dich noch gedulden. Zur Audienz ist Herr Ellian erst nach dem Frühstück bereit. Jetzt schläft er noch.«
»Dann weckt ihn!«
»Wer bist du denn, dass ich meinen Herrn für deine Wenigkeit wecken soll?«, fragte der Mann und musste über seine eigenen Worte lachen.
»Mein Name ist Lothiel. Doch geht es nicht darum, wer ich bin, sondern welche Botschaft ich bringe.«
»Dann wird deine Botschaft warten müssen, bis der Herr erwacht ist.«
Lothiel sprang von Carrochs Rücken und stapfte erzürnten Schrittes auf den Wachmann zu. »Ich bringe dringende Botschaft von der Grenzfeste. Ihr müsst mich sofort zu Eurem Herrn lassen!«
»So, so«, antwortete der Bewaffnete wenig beeindruckt. »Von Rimgarth kommst du. Ein weiter Weg für ein kleines Mädchen.«
Lothiel trat noch einen Schritt auf den Mann zu. »Rimgarth wurde überfallen. Seht dieses Pferd! Glaubt ihr wirklich, ich könnte mir ein solches Tier leisten? Es stammt von einem Boten der Grenzfeste, der vom Feind schwer verwundet wurde. Daher bat er mich, sein Pferd zu nehmen und seinen Auftrag zu erfüllen. Und wenn ihr mich länger daran hindert, besteht auch für Iden keine Hoffnung mehr.«
Das Lächeln des Wachmanns schwand dahin. Er befahl ihr zu warten und ließ nach dem Herrn rufen. Nach einer Weile wurde sie vorgelassen.
Beim Anblick des Ritters keimte in Lothiel neue Hoffnung. Er war groß – sicher einen Kopf größer als Adar – und kräftig. Nicht gerade schön zu nennen, anders als Rochon, eher grobschlächtig. Doch seine Gesichtszüge unter dem braunen Schopf zeigten eine Entschlossenheit, die Lothiel verwunderte. Wie hatte sich jemand in den vielen Jahren des Friedens eine Ausstrahlung von solcher Kampfkraft bewahren können? Ellian hörte sich ihren Bericht mit zunehmender Aufmerksamkeit an. Lothiel spürte, dass er mit jedem Wort ungeduldiger wurde.
»Das sind schlimme Nachrichten«, sagte er, als sie geendet hatte. »Ich muss sofort handeln.«
Er gab einem Diener einige eilige Anweisungen, worauf dieser den kleinen Saal verließ. Dann wendete er sich wieder an Lothiel: »Ich danke dir. Möchtest du dich für deinen weiteren Ritt stärken?«
Lothiel fühlte sich befreit. Und jetzt spürte sie auch, dass ihr Magen knurrte. »Dafür wäre ich Euch sehr dankbar.«
»Kamarling wird dich in die Küche führen. Warte hier nur einen Moment auf ihn. Auch dein Pferd wird versorgt. Doch halte dich nicht zu lange auf, denn bis Arminas ist es noch weit.« Er klopfte Lothiel auf die Schulter und wandte sich zum Gehen.
Sie hielt ihn zurück. »Aber Herr, ich dachte, ich könne nun nach Hause reiten. Wollt Ihr nicht jemanden zur Königin schicken, dem ich die Botschaften des Hofmarschalls mitgeben kann?«
»Ich brauche jeden Mann, um die Verteidigung Idens zu sichern. Du wirst deinen Auftrag zu Ende führen müssen.«
Lothiel wollte es nicht wahrhaben. »Ich bin nur ein kleines Mädchen, Herr …«
»Hör zu! Es ist Krieg. Da kann ich darauf keine Rücksicht nehmen. Also verschwende nicht meine Zeit und tu, was ich dir befohlen habe.«
Damit ließ er Lothiel endgültig stehen.
Lothiel trottete hinter dem Diener her. Die Küche befand sich in einem gesonderten Gebäude hinter dem Haus. Ein Koch und drei Gehilfen waren hektisch damit beschäftigt, dem Herrn vor seinem überraschenden Aufbruch noch eine Mahlzeit zusammenzustellen. Man gab ihr eine dicke Scheibe Brot und eine Schüssel aufgewärmter Suppe vom Vorabend. Doch in ihrer
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