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Das Laecheln der Menschen

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Titel: Das Laecheln der Menschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz R. Friedhoff
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ich trotzdem nicht. Wenn Sie noch nicht geboren sind, wie können Sie dann hier sein?"
    John wandte sich zu Charley um, der gerade ein Silberbesteck in einen Leinensack packte: "Kannst du das besser erklären?"
    Der Dunkelhaarige schaute auf und meinte: "Nein, das ist gegen alle Bestimmungen. Du hast dem Jungen schon viel zu viel erzählt. Hilf mir lieber, damit wir wieder wegkommen."
    John zuckte die Schultern und sprach wieder zu Mike: "Hast du schon mal etwas von den alten Römern gehört?"
    "Na klar," nickte Mike, "Mein Vater hat uns davon aus dem Geschichtsbuch vorgelesen."
    "Hast du dir auch mal überlegt, wie es wäre, wenn du in die Vergangenheit reisen und die alten Römer besuchen könntest?"
    "Ja," antwortete Mike zögerlich.
    "Nun, mein Junge, wir können das . Wir leben in deiner Zukunft, und wir können zurückkommen und dein Zeitalter besuchen. Wir können auch zu den alten Römern reisen. In unserer Zeit gibt es keine Pocken und keine Cholera mehr, denn die meisten Krankheiten wurden schon vor unserer Zeit völlig ausgerottet."
    Mike verstand kaum etwas von dem, was John ihm erzählte, aber eines hatte er doch mitbekommen.
    "Ihr habt ein Mittel gegen die Pocken?"
    "Nein, denn wir brauchen es ja nicht mehr, weil es die Pocken bei uns nicht mehr gibt."
    "Könnten Sie denn meiner Schwester Annie helfen?"
    "Vielleicht," murmelte John, "Ich hab' ein paar Medikamente dabei. Damit könnte ich ........"
    " Bist du wahnsinnig?" fuhr Charley ihn da wütend an, "Du weißt doch genau, dass wir die Vergangenheit nicht verändern dürfen."
    "Aber es ist doch nur ein Kind," wandte John ein, "Nur ein kleines Leben, das gerettet wird."
    Charley ließ mehrere Silberbecher in dem Leinensack verschwinden.
    "Darf ich dich mal daran erinnern, dass wir hier auf einem illegalen Trip sind? Wenn die 'rauskriegen, dass wir Schätze aus der Vergangenheit holen und bei uns mit Höchstgewinn verkaufen, sperren sie uns für mindestens zehn Jahre ein. Also dürfen wir keine Spuren hinterlassen. Ist das klar?"
    "Mein Güte," meinte John, "Wenn wir hier einem kleinen Mädchen das Leben retten, dann wird das doch wohl kaum Einfluss auf die Geschichte haben."
    Charley unterbrach ihn ärgerlich: " Das kannst du nicht wissen, Mann! Vielleicht würde gerade dieses Mädchen die Geschichte verändern. Schätze zu plündern, die hier sowieso verrottet wären, das ist ziemlich harmlos und hat keine Folgen. Aber eine Einmischung in fremdes, vergangenes Leben kann alles völlig verändern."
    "Könnten wir denn hier nicht 'ne Ausnahme machen?"
    " Nein! Auf gar keinen Fall!" rief Charley, "Das könnte sogar unsere eigene Existenz infrage stellen. Die Gefahr eines Zeit-Paradoxons ist einfach zu groß. Deshalb dürfen wir dem Mädchen auf gar keinen Fall helfen!"
    In das folgende Schweigen hinein ertönte wieder Mikes Frage: "Könnt ihr Annie helfen?"
    Diesmal sah John ihm nicht in die Augen.
    "Nein, das können wir nicht. Es tut mir leid, Mike."
    "Ihr könntet es schon," rief Mike, "Aber ihr wollt es nicht. Ist es nicht so?"
    Keiner der beiden Männer gab ihm darauf eine Antwort.
    Abrupt wandte sich der Junge um und lief davon.
    Achselzuckend machten sich die beiden Männer wieder an die Arbeit ...
     
     
    Auf seinem Weg zurück zum Planwagen schoss Mike einen fetten Kaninchenbock. Als er den Wagen erreichte, schaute seine Mutter unter der Plane hervor und hielt einen Finger an ihre Lippen.
    "Sei leise, Mike," flüsterte sie, "Deine Schwester liegt im Sterben."
     
Sie saßen zwei Stunden lang auf dem Wagen neben Annies Liege und lauschten auf ihr angestrengtes, gequältes Atmen. Abwechselnd drückten sie dem kleinen Mädchen frische Kompressen auf die fieberglänzende Stirn. Dann hörte ihr Atmen auf.
    Die Mutter und der Junge warteten einige Minuten in der plötzlichen, schmerzhaften Stille.
    Als Mike ganz sachte die Schulter seiner Mutter berührte, um sie zu trösten, schob sie die Hand weg und sagte mit tränenerstickter Stimme: "Lass mich jetzt allein, Mike."
    Langsam nahm sie die schöne, fein gewobene Shetlanddecke beiseite, nahm ihre tote Tochter behutsam in die Arme und stieg vom Wagen herunter. Dann ging sie durch das Baumwollgestrüpp hinab zum Flussufer, um Annie dort zu begraben.
     
Mike saß stumm hinten im Wagen und blickte ihr nach.
    Dann nahm er die Shetlanddecke und verstaute sie in einer fein geschnitzten Sandelholztruhe, dem Lieblingsstück seines Vaters. Mit der kleinen Truhe unter dem Arm verließ er den Wagen und

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