Das Lächeln der toten Augen
aus dem Telefonbuch herausgesucht. Er hatte lange überlegt, ob er wirklich anrufen sollte, schließlich kannten sie sich nur oberflächlich. Obwohl Margot Martinson im letzten Jahr zu seinem Team gehört hatte, waren sie einander fremd geblieben. Warum hatte sie ihren Beruf an den Nagel gehängt? Damals hatte sie noch mit so viel Enthusiasmus und Engagement über ihre Aufgabe geredet.
Sie meldete sich nach dreimaligem Klingeln, und sie freute sich offenbar über Trevisans Anruf.
»Und, wie geht es dir?«, fragte er vorsichtig.
Margot Martinsons Antwort kam verzögert. »Ich stehe voll im Stress.«
»Ich hörte, du bist nicht mehr bei der Polizei? Ich wollte dich heute früh im Büro anrufen, da hieß es, du arbeitest nicht mehr dort. Du hast wohl was Besseres gefunden?«
»Wie man es nimmt«, antwortete Margot Martinson. »Ich bereite mich gerade auf mein Examen vor. Ich habe unbezahlten Urlaub genommen.«
Trevisan wunderte sich. »Ich denke du bist längst schon fertig mit deinem Studium?«
»Ja, als Psychologin. Aber es gibt noch reichhaltige Themenfelder. Schließlich will ich mich weiterentwickeln und nicht auf der Stelle stehen bleiben. Oder hast du geglaubt, ich hätte alles hingeschmissen?«
Trevisan überlegte. »Ich weiß nicht, was ich gedacht habe. Aber damals, als wir zusammen etwas getrunken haben, da hast du mir von deinem Leben erzählt. Es klang …«
»Ach so, die unzufriedene und frigide Psychologin, die sich später zu ihrer besten Kundin entwickelt«, fiel ihm Margot lachend ins Wort.
Trevisan war ein klein wenig beschämt.
»Warum hast du eigentlich angerufen?«, fragte sie nach einem Moment des Schweigens.
Er erzählte ihr von Simon Halbermann, von dem Selbstmord des jungen Sven und dem mysteriösen Tod des jungen Landers. Er berichtete ihr von Halbermanns Leidenschaft, seinem eigentümlichen und kriminellen Hang zur Kunstsammlerei. Von dem sonderbaren Raum im Keller des Halbermannschen Anwesens und von dem absonderlichen Kulturverein. Er erzählt die gesamte Geschichte, selbst die kleinen Nuancen vergaß er nicht, sogar die seltsamen Bildnisse an der Decke von Halbermanns Heiligtum erwähnte er. Margot hörte aufmerksam zu. Hier und da stellte sie eine Zwischenfrage und als Trevisan am Ende seiner Erzählung ankam, schwieg sie eine Weile.
»Und, was hältst du von der Geschichte?«, fragte Trevisan neugierig.
»Das klingt fast nach einem Lehrbeispiel«, erwiderte sie. »Ich denke, dass hier eine Gruppe am Werk ist. Eine Gruppe, die schon länger existiert. Aber ich denke auch, dass du hier in Deutschland nicht weiterkommen wirst. Du musst nach Dänemark.«
Trevisan runzelte die Stirn. »Das ist nicht so einfach.«
»Dann musst du enger mit der dänischen Polizei zusammenarbeiten«, riet Margot Martinson.
»Daran habe ich auch schon gedacht, aber ich glaube, Beck wird etwas dagegen haben.«
»Bist du Anfang nächster Woche im Büro?«, fragte Margot.
»Klar«, erwiderte Trevisan.
»Also, ich selbst steckte mitten in den Prüfungsvorbereitungen, aber ich kenn jemanden, der dir vielleicht weiterhelfen kann. Ich kann aber nichts versprechen.«
Es klopfte an der Tür. Monika Sander kam herein. »Mensch, wo steckst du. Dietmar hat angerufen. Sie haben die Glasic verhaftet.«
Trevisan fuhr auf. »Ich komme«, sagte er und nahm den Hörer wieder ans Ohr. »Entschuldige, ich muss Schluss machen. Ich melde mich wieder.« Als er den Hörer aufgelegt hatte, sah er den Zettel, der auf seinem Schreibtisch lag. Er war von Tina und bezog sich auf die Schriftzeichen, die Trevisan auf dem Notizblock im Nebengebäude von Halbermanns Villa gefunden hatte.
Habe in unseren Computern nach C 2000 SV recherchiert, verlief negativ. Außer einer Fahrradrahmennummer war nichts Derartiges gespeichert. Aber um ein Fahrrad geht es wohl nicht. Im Internet fand ich über zweihundert Seiten. Es kamen dabei eine moderne Buchdruckmaschine einer niederländischen Firma, ein Lautsprechersystem der Firma Sony, ein Komet, der Anfang November des letzten Jahres am Sternhimmel entdeckt wurde, und eine gusseiserne Pfanne einer Nobelfirma, die mit einer Speziallegierung beschichtet ist und fast 1000 Euro kostet, zum Vorschein.
Trevisan legte den Notizzettel zur Seite. Er überlegte fieberhaft. Hatte Frau Jonas nicht von einer Sternwarte gesprochen?
30
Vesna Glasic saß stumm auf dem Stuhl im Vernehmungszimmer. Ihr ausdrucksloser Blick war zu Boden gerichtet.
Sie war eine attraktive Frau. Ihre pechschwarzen
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