Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Lächeln der toten Augen

Titel: Das Lächeln der toten Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Hefner
Vom Netzwerk:
Sessel und einem kleinen runden Glastisch standen noch eine Kommode und eine Phonobar an der Wand, in die eine Stereoanlage eingebaut war, darauf thronte ein kleiner Fernseher. Die ganz normalen Habseligkeiten einer durchschnittlichen deutschen Familie, dachte Trevisan. Helles Fichtenholz, eine pastellfarbene Tapete, hellrot marmoriert. Auch in diesem Zimmer hingen Zeichnungen und Bilder, die sich allesamt mit Szenen aus der nordischen Geschichte beschäftigten. Trevisan zog eine Schublade der Kommode auf. Darin lag ein Berg von Tarotkartensätzen. Alle noch originalverpackt. In der zweiten Schublade lagen Fotografien und Fotoalben. Trevisan nahm eines davon heraus und blätterte darin. Es enthielt Bilder von Vesna Glasic. Am Strand, bei einer Wanderung, bei einer Feier mit lachenden Gesichtern. Er legte das Album auf die Kommode und griff nach dem nächsten. Die gleiche Art Bilder, nur ein wenig älter noch. Trevisan schätzte, dass die Aufnahmen vor etwa zehn Jahren gemacht worden waren. Die Personen darauf kannte er nicht.
    Das dritte und letzte Album war da schon viel interessanter. Es zeigte Hochzeiten. Brautpaare in Weiß vor der Kirche oder in Kostümen und Anzügen vor den Standesämtern. Hochzeitsfeiern in Gaststätten, Sälen oder auch im Freien. Trevisan blätterte Seite für Seite um. Auf manchen Bildern war Vesna Glasic zu sehen. Wohl ein Album mit ihren Erfolgen. Trevisan drehte die nächste Seite um. Ein weiteres Brautpaar stand vor einer kleinen Kapelle. Das Bild war älteren Datums. Zwanzig Jahre wohl, der Mode nach zu urteilen. Doch als Trevisan die Gesichter des Paares musterte, atmete er tief ein. Simon Halbermann und seine Frau Elisabeth. Daneben standen Vesna Glasic mit langen dunklen Locken und ein unbekannter Mann, wohl um die sechzig, mit langen schlohweißen Haaren.
    Wer mochte dieser Mann sein? Trevisan zerrte an dem Bild, um es aus den Fotoecken zu lösen. Er drehte das Foto um. Atelier Svedman, Esbjerg, Danmark, war darauf zu lesen. Offenbar hatte Halbermann schon damals eine Vorliebe für das Land im Norden empfunden.
    »Martin, komm mal her, das ist sehr interessant!«, hallte Dietmars Stimme durch das Treppenhaus. Trevisan steckte das Bild in seine Gesäßtasche und ging die Treppe hinab.
    »Hast du gewusst, dass Halbermann mit der Glasic als Lotsen in den Hafen der Ehe geschippert ist?«, fragte Dietmar und rückte seine grellrote Krawatte zurecht.
    Trevisan griff in die Gesäßtasche und reichte Dietmar das Foto.
    »Aber nicht nur sie, auch Behrends, Elbers und Kranewitt haben sich über das Institut Birgit vermitteln lassen«, fuhr Dietmar nach einem Blick auf das Bild fort. »Außerdem finden sich hier in den Schränken genügend Abrechnungen der Heimatfreunde. Ich glaube, hier laufen alle Fäden zusammen.«
    »Ich dachte, der Kulturverein hat hier eine eigene, abgeschlossene Zentrale«, entgegnete Trevisan. »Vielleicht unterm Dach?«
    »Das sehen wir gleich«, antwortete Dietmar und war schon aus dem Zimmer verschwunden. Trevisan folgte ihm in das Dachgeschoss. Die Treppe führte zu einer einzigen Tür.
    Dietmar umfasste die Türklinke. »Mal sehen, was uns erwartet«, sagte er und drückte sie hinunter.
    Trevisan hatte damit gerechnet, dass die Tür verschlossen war, doch unerwartet schwang sie auf. Dahinter lag ein Dachgeschoss, leer bis auf ein paar alte Koffer und eine alte Hollywood-Schaukel. Ansonsten nur grauer Fußboden, das Dachgebälk und die Ziegel, mehr gab es hier nicht zu sehen.
    »Dann ist die Sache doch klar. Die Glasic ist die Anlaufstelle«, folgerte Dietmar.
    Trevisan hatte denselben Gedanken.
    Eine Stunde später hatten Tina Harloff und Trevisan das Obergeschoss durchsucht. Sie hatten nichts gefunden, das von Interesse für den Fall gewesen wäre. Nicht einmal ein Foto des Dänen, obwohl die Schränke und Schubläden vor Bilder fast überquollen. Nur die Kleider eines Mannes und die typisch maskulinen Utensilien im Bad deuteten auf die Existenz von Mats Persson hin.
    Dietmar war auf einige Abrechnungen im Zusammenhang mit der Förderung von Kulturgütern gestoßen, doch beweisen ließ sich damit ebenfalls nichts. Alex saß noch immer vor dem Computer und versuchte hartnäckig, in passwortgeschützte Dateien einzudringen.
    »Wenn ich nur wüsste …«, murmelte er.
    Trevisan stand in seinem Rücken und beobachtete, wie er immer wieder aufs Neue aus dem Programm flog.
    »Ich habe jetzt schon unzählige Möglichkeiten ausprobiert«, klagte Alex. »Nordische

Weitere Kostenlose Bücher