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Das Lächeln der toten Augen

Titel: Das Lächeln der toten Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Hefner
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zum Telefon und nahm den Hörer ab.
    Beck warf ihm noch einen grimmigen Blick zu, ehe er sich erhob. »Ich habe dich gewarnt. Wenn du über das Ziel hinausschießt, dann kann ich dir auch nicht mehr helfen.«
    »Ich denke, ich habe alles im Griff«, zitierte Trevisan brummig und wählte die Nummer der Staatsanwaltschaft.

15
    »Das klingt sehr interessant«, sagte Oberstaatsanwalt Brenner am Telefon. »Aber worauf stützt sich bislang Ihre These?«
    »Auf die Angaben der Jugendlichen und die daraus resultierenden Indizien«, erklärte Trevisan.
    »Erklären Sie es mir im Detail!«
    »Die Erpressung, der nächtliche Notruf des toten Jungen, der verwüstete Clubraum im Hafen, das alles zusammen unterstützt das Gesamtbild und untermauert die Aussagen der jungen Leute.« Trevisans Stimme klang beinahe flehend.
    »Die Jungs haben die Erpressung gemeinsam durchgezogen, dann gerieten sie in Streit und einer von ihnen starb dabei«, sagte Brenner leise. »Nun versuchen sie von ihrer Tat abzulenken, indem sie den Verdacht auf das Opfer lenken. Wir fallen darauf herein und springen mit beiden Beinen voraus ins kalte Wasser. Am Ende zerreißt uns Halbermanns Anwalt in der Luft und die Presse lacht sich eins. Wie gefällt Ihnen diese Version?«
    Trevisan trommelte mit seinen Fingern auf die Tischplatte. »Ich bilde mir ein, zumindest etwas Menschenkenntnis zu besitzen.«
    »Das ist eine verdammt heiße Sache, bei dieser dürftigen Beweislage mit einem Haufen Männern bei Halbermann aufzukreuzen und seine Villa auf den Kopf zu stellen. Ich möchte mir nicht vorstellen, was passiert, wenn wir daneben liegen.«
    »Ach, kommen Sie, Herr Brenner«, erwiderte Trevisan. »Was soll schon passieren? Sie kümmern sich wieder um Hühnerdiebe und prügelnde Ehemänner und ich verteile Knöllchen in der Stadt. Mehr passiert uns nicht.«
    Eine Weile des Schweigens folgte . Trevisan verdrehte die Augen.
    »Ich kann nicht … es … wir sollten noch warten«, klang die unsichere Stimme des Oberstaatsanwaltes schließlich aus dem Hörer.
    »Ist das nicht ein klein wenig feige, schließlich sagten Sie selbst einmal, dass es nur auf die Argumentationslinie ankommt?«
    »Trevisan!«, kam es mahnend zurück. »Es geht um Beweise.«
    »Also gut, sagen wir, der Fall dreht sich nicht um Halbermann. Beschuldigt wird ein fünfzigjähriger, arbeitsloser Penner, der ständig die Kollegen von der Streife beschäftigt und darüber hinaus auch noch unberechtigt Sozialhilfe kassiert. Können wir dann?«
    »Mensch, Trevisan. Sie krummer Hund. Ich bin der Letzte, der vor Namen und Titeln kneift.«
    »Also gut, was machen wir jetzt?«
    Ein zögerliches »Hm« erklang. Trevisan runzelte erwartungsvoll die Stirn.
    »Bringen Sie mir den Abschiedsbrief von Halbermanns Sohn, das Bild des toten Mädchens und die Halskette, dann unterschreibe ich den Antrag.«
    Trevisan lächelte zufrieden. »Das ist ein Wort«, sagte er und hängte den Hörer ein. Er warf einen Blick auf sein linkes Handgelenk. Das gleichmäßige Goldbraun seiner Haut wurde durch ein hässliches bleiches Band unterbrochen. Verdammt, wie spät war es jetzt? Er brauchte unbedingt die neue Armbanduhr aus seiner Kommode.
    *
    Monika Sander stieg enttäuscht in ihren Dienstwagen. Der Arzt der Nieter-Klinik hatte ihr unmissverständlich erklärt, dass sie auf keinen Fall mit Mike Landers’ Mutter reden konnte. Der Tod ihres Sohnes hatte ihren Lebenswillen gebrochen. Den ganzen gestrigen Tag über hatte sie über nichts anderes geredet, als dass sie sich etwas antun wolle. Deshalb hatte ihre Freundin noch einmal den Arzt verständigt.
    Nun lag sie auf der geschlossenen Station für psychische Notfälle und war vollgepumpt mit einem Medikamentenmix, der jeglichen Antrieb im Keim erstickte. Monika musste also auf andere Weise in Erfahrung bringen, bei welcher Bank Mike Landers ein Schließfach unterhalten hatte.
    Sie hatte daraufhin alle Banken und Geldinstitute aus dem Branchentelefonbuch herauskopiert und sich hinter das Telefon geklemmt. Nach dem zehnten Anruf und dem zehnten Hinweis auf die Vertraulichkeit solcherlei Informationen im Hinblick auf das Bankgeheimnis irrte sie nun durch die Stadt. Sie hatte in unmittelbarer Nähe zur Wohnung von Mike Landers mit ihren Recherchen begonnen und bereits das sechste Bankhaus erfolglos überprüft. Der Kreis weitete sich. Sie setzte sich hinter das Steuer ihres Wagens und blätterte in ihrem Notizblock. Die Wilhelmshavener Bank lag am anderen Ende der

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