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Das Lächeln der toten Augen

Titel: Das Lächeln der toten Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Hefner
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vorschreiben, mit wem ich mich treffe. Du kennst ihn überhaupt nicht!«
    Trevisan atmete tief durch. »Weißt du eigentlich, dass dein sauberer Freund sein Geld mit Diebereien verdient? Ich kenne ihn, meine Kollegen kennen ihn und ich weiß genau, was er von dir will.«
    »Du hast keine Ahnung …« Paulas Augen füllten sich mit Tränen.
    »Was glaubst du, wie toll er bei seinen Kumpels dasteht, wenn er ihnen erzählt, dass er es mit der Tochter eines Bullen getrieben hat?«
    Paula liefen die Tränen in Strömen herab.
    »Habt ihr es … ich meine habt ihr …?
    »Es getrieben, und wenn schon«, erwiderte sie bissig, schwankend zwischen Ohnmacht und Zorn.
    »Das hört auf, das sage ich dir. Ich werde mir den Burschen kaufen. Ich schlage ihm …«
    »Papa, hör auf! Hör auf, lass mich in Ruhe! Ich gehöre nicht dir. Ich bin nicht dein Eigentum.«
    Trevisan trat auf sie zu. Seine Hand zuckte vor, doch dann hielt er inne. Er blickte in ihre weinenden Augen. Er hatte Paula noch nie geschlagen.
    Er atmete tief durch. »Solange du unter meinem Dach lebst, tust du, was ich sage!«, sagte Trevisan nüchtern.
    »Wenn du zu ihm gehst, dann hau ich ab, dann verschwinde ich, du findest mich nie wieder.« Paula schlug die Badezimmertür zu und verschloss sie. Trevisan war perplex. Er rüttelte an der Türklinke, doch sie bewegte sich nicht.
    Das Telefon klingelte.
    »Wir sprechen uns noch«, sagte er laut, dann ging er an den Apparat. Als er sich mit Namen meldete, wurde einfach eingehängt. Bestimmt dieser Kerl, dachte sich Trevisan. Für einen kurzen Moment überlegte er, ob er noch einmal mit Paula reden, ihr in aller Ruhe seine Ansichten erklären sollte. Doch ein Blick auf die Standuhr auf dem Sideboard verriet ihm, dass er sich beeilen musste, wollte er seinen Termin bei Brenner nicht verpassen. Er ging zur Haustür. Plötzlich fiel ihm wieder ein, weswegen er eigentlich gekommen war. Er ging zur Kommode und öffnete die erste Schublade. Nur ein paar Hosenträger, ein paar Kniestrümpfe und eine leere Plastiktüte befanden sich darin. In der zweiten Schublade fand er die Plastiktüte, in der sich die Uhr samt Schatulle befunden hatte. Doch die Tüte war leer. Trevisan schüttelte nachdenklich den Kopf. Die Zeit drängte.
    *
    »Na endlich, das wird jetzt auch Zeit«, sagte Monika Sander, als Trevisan atemlos durch die Hintertür des Amtsgerichtes stürzte und beinahe an ihr vorbeigerannt wäre. Er blieb stehen und wandte sich um. Monika saß auf einem der Plastikstühle vor dem Rechnungsbüro.
    »Mein Gott, was ist dir denn passiert?«, fragte sie erstaunt.
    Sein Gesicht war kalkweiß und seine Augen verrieten noch immer den ganzen Ärger und die Aufregung, die er mit sich herumtrug.
    »Entschuldige, ich dachte schon, ich komme zu spät«, entgegnete Trevisan nach Atem ringend.
    »Brenner wartet auf uns. Er hat in zwanzig Minuten einen Termin. Wir müssen uns beeilen.«
    Trevisan griff nach dem Kuvert, das Monika in den Händen hielt, und überflog den Inhalt. Als er das Bild betrachtete, trat er an ein Fenster. »Was hältst du von dem Foto?«
    »Der Brief enthält genau das, was wir erwartet haben«, erklärte Monika. »Allerdings keine Details, nur Anschuldigungen. Das Amulett ist das gleiche wie auf dem Bild, aber ich kann nicht sagen, ob das Mädchen tot ist oder einfach nur voller Drogen steckt.«
    Trevisan seufzte. »Ich hoffe, zusammen mit dem anderen Material reicht es für den Durchsuchungsbeschluss.«
    Wenig später klopfte Trevisan gegen die schwere Holztür im zweiten Stock, das vom Amtsgericht der Staatsanwaltschaft als Büro überlassen worden war. Die Tür wurde aufgerissen und Oberstaatsanwalt Brenner stand vor ihnen. »Mensch, Trevisan, auf die letzte Minute. Ich habe meinen Termin schon um zwanzig Minuten verschoben. Wissen Sie, wann ich heute in den Feierabend komme?«
    Trevisan lächelte entwaffnend.
    Oberstaatsanwalt Brenner verschob seinen Termin mit einem Rechtsanwalt um eine weitere Stunde. Trevisans Geschichte klang abenteuerlich, aber die Indizien wirkten schlüssig. Als Trevisan dann auch noch die Beweisstücke – Sven Halbermanns Brief, das Amulett und das Bild des Mädchens – präsentierte, kam auch Brenner zu der Ansicht, dass weitere Ermittlungen geführt werden mussten.
    Lediglich der Richter, der später den Durchsuchungsbefehl ausfertigte, reduzierte den Durchsuchungsantrag auf das Wohnhaus und die Privaträume von Simon Halbermann.
    »Dieser Fall hat keinerlei geschäftlichen Bezug

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