Das Lächeln der toten Augen
gut«, beschloss Alex. »Dann beenden wir die weitere Suche jetzt und schauen, dass wir noch vor Anbruch der Dunkelheit in den Hafen kommen.«
»Oh, machen Sie sich keine falsche Vorstellungen, das kann noch ein Weilchen dauern«, erwiderte der Offizier. »Der schwierigste Teil kommt erst noch. Wir müssen versuchen, das Wrack an Bord unseres Bergeschiffs zu ziehen. Das braucht Geduld und Spucke. So ’n Flieger ist ein recht sensibles Ding, vor allem, wenn die Verstrebungen schon mal ihren Knacks weghaben.«
»Wie lange?« Alex schaute auf seine Uhr. Es war kurz nach sechs.
»Wenn’s gut läuft, drei bis vier Stunden«, erhielt er zur Antwort.
Der Kapitän des Polizeibootes trat an ihre Seite. Er hielt ein Telex in der Hand. »Die Antwort der Flugsicherung«, sagte er und wedelte mit dem Papier.
»Wem gehört der Vogel?«, fragte Tina erwartungsvoll.
Der Kapitän faltete das Telex auf und las: »HMP-Services, Wilhelmshaven-Deutschland. ICAO-Code EDWI.«
»Was bedeutet das?«, fragte Tina.
»Das ist die Kennung des Standortes«, entgegnete der Kapitän.
»Wohl irgendeine Chartergesellschaft«, sagte der Offizier. »Die müssten am Flughafen Passagierlisten haben.«
Ein undefinierbares Rauschen erklang aus dem Funkgerät des Marineoffiziers. Er hob das Gerät an sein Ohr, lächelte entschuldigend und trat einen Schritt beiseite.
Alex wandte sich wieder dem Wasser zu. Das Flugzeug lag neben dem Bergeschiff vertäut auf den schwarzen Bergekissen und schaukelte friedlich in den Wellen. Eigentlich wollte er längst wieder zu Hause sein. Er hatte mit seiner Schwester vereinbart, dass sie sich jeden Tag bei ihm meldete und ihm von den Fortschritten in ihrer Beziehung Bericht erstattete. Er wusste, wie schwer es für seinen Schwager werden würde, von diesem verdammten Alkohol wegzukommen. Er würde durch die Hölle gehen müssen.
»Sie haben etwas an Bord des Fliegers gefunden«, unterbrach der Offizier die Gedanken von Alex. »Anscheinend etwas sehr Wertvolles. Ein Wikingertrinkhorn. Mit schillernden bunten Steinen besetzt. Es ist ein bisschen ramponiert, aber offenbar ein echtes Sammlerstück.«
Alex zog die Augenbrauen hoch.
»Dann scheint der Pilot einen guten Grund gehabt zu haben, dem Zoll aus dem Weg zu gehen«, bemerkte der Kapitän beiläufig.
»Also doch ein Schmuggler«, mutmaßte der Offizier.
*
Trevisan war froh, sich endlich zu Hause in seinen Sessel fallen lassen zu können. Es war ein langer Tag gewesen. Diese ganzen abstrusen Verbindungen Halbermanns. Dieser Berg an unbeantworteten Fragen.
Der Fund der gestohlenen Kunstwerke war ein Glücksfall gewesen, sonst hätte er sich mächtigen Ärger einhandeln können. Im Fall Mike Landers und auch im Fall der verschwundenen Maria hatte die Durchsuchung keinen Erfolg erbracht. Der aufgefundene Schädel im Schrein war nicht älter als sechs Monate, doch statt der erhofften Antworten tauchten nur weitere Fragen auf. Trevisan war sich sicher, dass Simon Halbermann zu den Vorwürfen schweigen würde. Aber Elisabeth Halbermann würde reden, wenn er bei ihr den richtigen Ton finden konnte.
Paula war in ihrem Zimmer. Trevisan registrierte, dass im Gegensatz zu gestern das Geschirr aufgeräumt und der Boden gesaugt worden war. Anscheinend hatte Paula den Zettel auf dem Küchentisch gefunden, auf dem Trevisan ihren Hausarrest aufgehoben hatte. Den Freispruch zweiter Klasse.
Er überlegte, ob er noch kurz bei ihr im Zimmer vorbeischauen sollte, doch er ließ es bleiben, er hatte kein Interesse an einem weiteren Streitgespräch. Er war müde und abgespannt – und hungrig. Er erhob sich und ging zum Kühlschrank. Als er öffnete, war er überrascht. Paula hatte eingekauft und sogar an seinen Lieblingspudding gedacht. Offenbar war ihre Beziehung wieder auf dem Weg der Normalisierung. Er schaltete den Fernseher ein, als das Telefon klingelte. Angela war am Apparat.
»Schon lange nichts mehr vor dir gehört, aber es muss doch jetzt mitten in der Nacht sein«, sagte Trevisan.
»Wir haben bald wieder Tag und sind gerade draußen im Busch«, erwiderte Angela. »Außenaufnahmen im Outback. In zwei Stunden brennt die Sonne wieder herunter und du wirst hier bei lebendigem Leib gegrillt.«
Trevisan nahm das Telefon und ging zurück ins Wohnzimmer. »Du weißt, nicht ohne ausreichenden Sonnenschutz, also nimm ordentlich Sonnencreme.«
»Ich glaube nicht, dass mir das bei knapp sechzig Grad noch etwas hilft«, erwiderte Angela. »Wie geht es euch?«
»Mir geht
Weitere Kostenlose Bücher