Das Lächeln der toten Augen
es gut und ich denke, Paula auch.«
»Noch immer Funkstille?«
»Ja, aber mittlerweile wieder Pudding mit Sahne«, entgegnete Trevisan.
»Dann scheint es ja noch Hoffnung zu geben.«
Trevisan hatte zwischenzeitlich den Ton des Fernseher abgeschaltet und sich wieder in seinen Sessel fallen lassen. Er legte die Füße auf den Tisch und erzählte Angela von dem Gespräch mit der Sozialarbeiterin.
»Die hat aber deine kleinbürgerliche Welt ganz schön erschüttert«, flachste Angela.
»Du findest das auch noch gut?«
»Na, ja, in manchem hat sie sogar recht«, sagte Angela. »Wenn ich an meine erste große Liebe denke, da hatten meine Eltern auch nichts zu melden.«
Trevisan schaute ratlos drein. »Liege ich wirklich so falsch? Paula ist fünfzehn!«
»Bald ist sie sechzehn, dann dauert es nicht mehr lange und sie macht was sie will.«
»Aber bis dahin werde ich dafür sorgen, dass sie sich die Voraussetzungen für eine sichere Zukunft schafft. Ich habe ja nichts dagegen, wenn sie sich mit Freunden trifft. Aber der Kerl ist achtzehn. Außerdem ist er polizeibekannt.«
»War.«
»Was?«
»War polizeibekannt. Jetzt liegt doch nichts mehr gegen ihn vor, oder?«
Trevisan zögerte. »Wer weiß?« Das Gespräch nahm eine ungute Entwicklung. »Wann kommst du wieder?«, lenkte er ab.
»Deswegen rufe ich an«, sagte Angela. »Es wird noch dauern. Wir müssen die Serie am Barrier-Reef wiederholen. Die Bilder sind nicht gut geworden«
Trevisan schwieg. Die Enttäuschung wog schwer.
»Hat es dir die Sprache verschlagen?«
Er seufzte. »Ich dachte, nächste Woche …«
»Hallo, mein Kommissar, ein Mord ist passiert. Ich muss den Mörder fangen, dann habe ich Zeit«, erwiderte Angela in Anspielung auf Trevisans Arbeit, die ihnen oft genug einen Strich durch ihre Planungen gemacht hatte.
»Schon gut«, antwortete Trevisan. »Ich habe ja verstanden.«
»Du, ich muss jetzt Schluss machen«, sagte Angela. »Die Arbeit ruft. Ich melde mich bald wieder bei dir.«
»Hoffentlich«, entgegnete Trevisan.
»Und rede ruhig mit dem Jungen, vielleicht ist das der bessere Weg«, schloss Angela das Telefonat.
Es summte noch eine ganze Weile in der Leitung, ehe Trevisan den roten Knopf an seinem Mobiltelefon drückte. Die schlechten Nachrichten waren zu viel für ihn. Auf Fernsehen hatte er nun keine Lust mehr. Er stellte das Telefon zurück ins Ladegerät und ging zu Bett.
*
Es war kurz nach sieben. Als Trevisan aus dem Badezimmer kam, zog sanfter Kaffeeduft durch den Flur. In der Küche stand frischer Kaffee, daneben lag eine Toastscheibe mit Marmelade auf dem Teller. Überrascht blickte sich Trevisan um, aber Paula war nirgends zu sehen. Leise schlich er nach oben. Die Tür zu Paulas Zimmer war geschlossen. Vorsichtig drückte er die Klinke herunter und spähte durch den engen Spalt. Paula lag wieder im Bett.
Offenbar ist sie noch nicht zu einem Gespräch bereit, dachte er sich und schloss wieder leise die Tür. Hastig verschlang er sein Frühstück. Dann verließ er das Haus, aber nicht ohne vorher einen weiteren Notizzettel zu hinterlassen. Nur ein Wort stand darauf: Danke.
Dreißig Minuten später hatte ihn die kalte Wirklichkeit wieder eingeholt. Er wurde von Dietmar ungeduldig erwartet. Als Trevisan ihn bat, zu warten, weil er zuerst mit Alex und Tina sprechen wollte, winkte Dietmar Petermann ab.
»Die sind erst um vier zurückgekommen«, erklärte er. »Anscheinend ist da ein Schmuggler abgestürzt. Die Maschine gehört einer Chartergesellschaft. An Bord war nur die Leiche einer Frau. Der Pilot fehlt noch. Ist und bleibt wohl Fischfutter. Die Strömung hat ihn mitgenommen. Die beiden arbeiten heute Mittag am Fall weiter.«
Trevisan nickte. »Woher hast du die Information?«
»Vom Bereitschaftsdienst, und nun komm, Professor Dahmann erwartet uns. Er schätzt Pünktlichkeit. Um elf Uhr hat er einen Termin. Er ist mit seinem Freund, dem ehemaligen Personaldirektor von Sanderbusch, zum Golf verabredet. Du weißt schon, Handicap 6.«
Trevisan folgte Dietmar in die Tiefgarage.
Eine halbe Stunde später stoppte Dietmar den Wagen in Westerhausen. Dahmann bewohnte ein kleines Haus im Grünen. Ein gepflegter Rasen umgab das Gebäude. Zwei riesige Fliederbüsche umsäumten den Eingang. Der alte Professor schien sich viel Mühe bei der Pflege seines Gartens zu geben.
»Ist er alleinstehend?«, fragte Trevisan, als sie an die Tür traten.
Dietmar nickte. »Er war Historiker und Politologe und hat etliche Fachbücher
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