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Das Lächeln der Toten • Ein Merrily-Watkins-Mystery

Das Lächeln der Toten • Ein Merrily-Watkins-Mystery

Titel: Das Lächeln der Toten • Ein Merrily-Watkins-Mystery Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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auf dem Platz stehen, neben der von Eichensäulen getragenen Markthalle. Vielleicht sollte er irgendwo eine Garage mieten. An diesem Abend war sein Album öfter verkauft worden als Moiras. Na ja, okay, die meisten Leute aus dem Publikum hatten Moiras Alben wahrscheinlich schon, aber sechzig Exemplare …
    Es war zwanzig vor zwei Uhr in der Früh. Freitagmorgen, Ledwardine lag in zeitloser Stille da, über Lols Kopf flatterte eine Fledermaus. Lol blieb für einen Moment auf dem Kopfsteinpflaster stehen und sah zur Auffahrt des Pfarrhauses hinüber – irgendwo in dem hölzernen Herz des alten Hauses brannte ein schwaches Licht. Dort drinnen sollte immer ein Licht an sein, dachte er.
    Tränen traten ihm in die Augen, und er ging schnell weiter.
    Ihm fiel der Abend ein, an dem er Merrily kennengelernt hatte, als Karl Windling Ethel, die Katze, getreten und Lol das Tier schließlich ins Pfarrhaus gebracht hatte. Und Merrily hatte sich um Ethel gekümmert und sich – obwohl es ein extrem harter Abend für sie gewesen war, was er damals aber nicht gewusst hatte – hingesetzt, sich eine Zigarette angezündet und ironisch gesagt: «Und jetzt reden Sie mit mir, Mr. Robinson, ich bin nämlich hier die Pfarrerin.»
    Lol schloss die Haustür auf und tastete sich durch die Dunkelheit auf das Wohnzimmer zu, bis ihm einfiel, dass er ja Strom hatte.
    Er drückte auf den Lichtschalter, und die Glühbirne am Fuß der Treppe verströmte ihr trübes Licht.
    Im Schatten sah Lol ein weißes Rechteck.
    Mist.
    Ehe er den Umschlag aufhob, wusste er schon, was es war.
    Er hatte es ganz vergessen. Er hatte es tatsächlich vergessen. Hatte seit Ewigkeiten nicht daran gedacht. Das gehörte in die Phase mit Öllampen und Farbtuben, ehe er Strom gehabt hatte.
    Fast hätte er ihn zusammengeknüllt und weggeworfen. Aber dann öffnete er ihn und hielt ihn unter die Glühbirne.
     
    Du bist echt krank
    Wie lange schlägst du sie schon

30  Opfer
    Am nächsten Morgen fuhr Merrily, kaum hatte Jane sich auf den Weg zur Schule gemacht, nach Hereford, damit sie vor Sophie im Torhausbüro war.
    In Jeans und Fleecejacke, wie am Tag zuvor, saß sie an Sophies Schreibtisch und rief Lol auf seinem Handy an. Es war immer noch ausgeschaltet. Sie hinterließ die zweite Und-wie-war’s-Nachricht dieses Morgens. Sie wusste, dass er zurück war. Sie hatte sein Auto auf dem Marktplatz stehen sehen.
    Draußen regnete es in Strömen, die Broad Street war mit Regenschirmen gesprenkelt. Auf dem Anrufbeantworter des dämmrigen Büros leuchtete die Ziffer 2.
    «Sophie, wir müssen wohl mal über das Thema Büro-Umstrukturierung sprechen, und über Mrs. Watkins. Bitte rufen Sie mich doch zurück. Danke.»
    Callaghan-Clarke, kurz und knapp und ominös. Wie eine Lehrerin: Komm nach vorn.
    Und so unverschämt direkt, weil Mrs. Watkins ja Urlaub hatte. Merrily hätte am liebsten selbst zurückgerufen. Stattdessen zündete sie sich eine Zigarette an, mit bebenden Fingern, und hörte die zweite Nachricht ab: Andy Mumford.
    «Mrs. Watkins, ich habe versucht, Sie zu erreichen, bevor Sie aufbrechen. Ich weiß nicht, ob Sie Radio gehört haben …»
    Auf der Fahrt ins Büro hatte sie Lols Album gehört, ziemlich laut.
    «… im Plascarreg hat es in aller Frühe eine Razzia gegeben», sagte Mumford.
    Sophie kam, drehte sich in der Tür um und schüttelte ihren Regenschirm über der Steintreppe aus. Sie hörte den Anrufbeantworter, ließ den Regenschirm draußen und kam herein, um zuzuhören.
    «Haben massenweise Drogen sichergestellt. Scheinen drei Dealer eingebuchtet zu haben. Also … dieser Zufall ist mir ein bisschen zu groß. Würde mich nicht überraschen, wenn Mebus und seine kleinen Freunde ihre Nachbarn verpfiffen hätten, um selbst straffrei zu bleiben. Ich hab versucht, meine Verwandtschaft ans Telefon zu kriegen, ist mir bis jetzt noch nicht gelungen, aber ich halt Sie auf dem Laufenden. Danke.»
    Merrily spielte die Nachricht noch einmal ab. Mumford klang nicht gerade euphorisch. Aber falls Jason Mebus tatsächlich wieder auf freiem Fuß war …? Und woher sollte Jason die Nerven haben, seine Nachbarn zu verpfeifen? Irgendetwas stimmte da nicht.
    «Lange überfällig», sagte Sophie. «Von da scheint die Hälfte aller Drogen in Hereford zu kommen. Ich habe zu Hause Radio gehört, es wurden fünf Personen verhaftet. Die haben Heroin und Kokain mit einem Verkaufswert von ungefähr einer Dreiviertelmillion Pfund sichergestellt.»
    «Das ist unheimlich viel für

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