Das Lächeln der Toten • Ein Merrily-Watkins-Mystery
ja.»
«Wirklich?»
«Nicht hinter den Briefen, aber bestimmt hinter den Gerüchten. Es ist schon fast zu offensichtlich, aber … Siân Callaghan-Clarke wusste alles, klar? Und ich sehe nur eine direkte Verbindung, die von Ledwardine zu Siân führt, und zwar Saltash. Es muss über die Hausarztpraxis laufen, denn Saltash geht jede Woche mit Kent Asprey joggen.»
«Asprey soll es ihm erzählt haben?»
«Diese Praxis ist doch der ideale Nährboden für Klatsch und Tratsch. Asprey wird es als einer der Ersten gehört haben.»
«Ich verstehe das nicht. Hat Asprey denn etwas gegen dich oder mich?»
«Er hat es vermutlich, ohne weiter nachzudenken, Saltash erzählt. Ärzte unter sich.»
«Aber wir gehen davon aus, dass keiner von beiden das hier geschrieben hat», sagte Lol.
«Hm? Oh nein … das ist viel zu leserlich.»
«Und grammatikalisch viel zu korrekt.»
Sie standen in Lols Küche und lächelten sich an.
Aber obwohl es jetzt Strom gab, hing die Wohnung voller Schatten. Es war, als hätte eine große kosmische Kraft – der Merrily sich weigerte einen Namen zu geben – beschlossen, dass es mit ihr und Lol … dass es mit dieser unwahrscheinlichen Liaison einfach nicht gut laufen durfte.
Die Begegnung am Fluss und ihre Folgen beraubten den Abend, wenig überraschend, all seiner Romantik oder dessen, was in Hereford dafür durchging, und Jane wurde deutlich vor Mitternacht nach Hause gebracht.
Eirion – der normalerweise ausgeglichen und philosophisch blieb, bis man ihn am liebsten geschüttelt hätte – war ernsthaft angepisst. Jane wusste, dass er sich schon vor einiger Zeit für einen Beruf im Medienbereich entschieden hatte, und die Vorstellung, dass ein Typ von seiner Schule so was schon in seinem Alter machte … Auf dem Rückweg nach Ledwardine hatte Eirion zugestanden, es wäre unter Umständen tatsächlich denkbar, dass dieser Fyneham ein paar Mini-Artikel schrieb, vielleicht sogar für
Q
ein Konzert besprach. Aber ein
Interview
?
So hatte Jane ihn noch nie erlebt – Eirion sagte, er würde das alles aufdecken, und er würde damit nicht bis Montag warten, denn wenn dieses Arschloch Lol beschissen hatte …
Es stimmte natürlich. Lol hatte schon genug Mist erlebt. Aber sie würde Eirion hier nicht in die Quere kommen; sie würde morgen mit Mom nach Ludlow fahren, um ihre Pflicht als Tochter zu erfüllen.
Wieder im Pfarrhaus, stellte Jane fest, dass Mom noch bei Lol war. Gut. Sie setzte Teewasser auf und ging hinauf in ihr Apartment, wo sie ihr Regal durchsah, auf der Suche nach Büchern, in denen Ludlow vorkommen könnte. Sie nahm die Bücher mit ins Spülküchenbüro, wo sie sich mit Ethel hinsetzte und den Computer anstellte.
J. Watkins, Heiden-Beraterin. Damit könnte sie ganz gut leben.
Allerdings schien in Ludlow heidenmäßig nicht viel los zu sein, abgesehen von der Stätte, auf der die Kirche stand … obwohl die weitere Umgebung anscheinend in der Bronzezeit von Bedeutung gewesen war. In Bromfield waren mehr als zwanzig prähistorische Grabhügel gefunden worden, zwei, drei Kilometer außerhalb der Stadt – die Nekropole Bromfield. Coole Bezeichnung.
Sie sah sich die Sache mit den Grabhügeln genauer an. Die irischen Heiligen, deren Überreste darin gefunden worden waren, hießen Cochel, Fercher und Ona. Sie waren in diese Gegend gekommen, um dort zu leben. Reliquien von Heiligen wurden damals sehr geschätzt … und so weiter, und so weiter.
Inzwischen war Merrily zurückgekommen und beugte sich über Janes Schulter.
Jane sah auf. «Du siehst besser aus.»
«Wir haben die Situation analysiert.»
«Geht’s Lol gut?»
«Ja, Lol geht es … besser, als ich erwartet hatte.»
Jane lächelte und nickte. Von J. D. Fyneham erzählte sie Mom besser erst, wenn sie mehr darüber wusste. Sie zeigte auf den Bildschirm, auf dem eine Luftaufnahme von Ludlow zu sehen war.
«Wir sollten uns vielleicht erst mal die Kirche ansehen, bevor wir zu Belladonna fahren», sagte Jane. «Oder?»
«Aber vorher sollten wir in unserer eigenen Kirche vorbeischauen.»
Jane sah sich um. «Warum?»
«Ich will keine große Sache daraus machen. Ich möchte einfach, dass wir St. Patricks Harnisch und das Vaterunser sprechen … wenn das in Ordnung ist?»
«Glaubst du, wir brauchen spirituellen Schutz?»
«Kann ja nicht schaden.»
«Na gut.» Jane zuckte mit den Schultern. «Bin ja keine Chauvi-Heidin. Aber, ich meine, glaubst du wirklich, diese traurige, runtergekommene
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