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Das Lächeln der Toten • Ein Merrily-Watkins-Mystery

Das Lächeln der Toten • Ein Merrily-Watkins-Mystery

Titel: Das Lächeln der Toten • Ein Merrily-Watkins-Mystery Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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dieser andere Typ nochmal?»
    «Welcher andere Typ?»
    «Der Typ, der mit Saltash und der Frau zu dir gekommen ist.» Lol stand auf. «Vielleicht krieg ich es ja hin, dass wir ins Schloss kommen.»
     
    Merrily war beunruhigt. Ja, sie fühlte sich viel besser, jetzt, wo Lol bei ihr war, wie immer, aber irgendetwas hatte er ihr nicht gesagt. Lol hatte fast aufgeschreckt gewirkt, wie jemand, dessen Lebensgeister nach einem langen Winterschlaf wieder erwachten. Er verströmte eine solche Zielstrebigkeit, wie Hitze – ein Mann, der sich normalerweise lieber im Schatten hielt und sich, soweit sie wusste, in dieser Stadt nicht gut auskannte.
    Sie stand mit dem Rücken zur Schlossmauer, außer Sichtweite, während Lol leise mit der Polizistin sprach, Kelly. Auf einem großen Schild stand GESCHLOSSEN . Inzwischen hatten fast alle Läden zugemacht, es waren nicht mehr so viele Leute da, und der Straßenmusikant war auch weg.
    Und der vorsichtige, zurückhaltende Lol versuchte die Polizistin zu bequatschen, um ins Schloss zu kommen. Das passte überhaupt nicht zu ihm.
    «Ich kapier das nicht», sagte Kelly zu Lol.
    «Vertrauen Sie mir», sagte Lol.
    «Ich vertraue niemandem, der nicht zu meiner Familie gehört, und was Geld betrifft, würde ich nicht mal meiner Familie vertrauen», sagte Kelly. «Bleiben Sie, wo Sie sind.»
    Ein Mann kam schnell die Mill Street herauf, er trug etwas, das Merrily zuerst an Bells Mandolinenkoffer erinnerte, aber dann sah sie, dass es eine Fernsehkamera war. Das musste ja irgendwann kommen.
    Lol kam wieder zu Merrily. Die Frühlingswärme war für diesen Tag aufgebraucht, und er nahm eine ihrer kalten Hände zwischen seine, als George Lackland aus der Richtung des
Woolworth
auftauchte: dunkelgrauer Anzug, Schlips, Uhrenkette, eine Zeitung unter dem Arm. Der Herr Bürgermeister. Merriliy sah, wie die Kamera auf ihn ausgerichtet wurde, an der ein Mikro befestigt war. Und dann tauchte Amanda Patel auf, die Reporterin von
BBC
Midlands Today
.
    «Die Frau kennt mich.» Merrily zog Lol hinter die große Kanone, als der Kameramann George mit dem Rücken zum Tor des Schlosses positionierte.
    «Los geht’s», sagte der Kameramann zu Amanda, und dann erzählte George ihr, dass er nicht wisse, wer das Mädchen dort drinnen sei, und wie verheerend es wäre, wenn so etwas noch einmal geschehe.
    «Wir beten alle, dass sie überredet werden kann herunterzukommen. Auch in der Kirche haben sich Menschen versammelt, um für sie zu beten.»
    «Mr. Lackland», sagte Amanda, hinter der sich ein kleines Publikum versammelte, das hauptsächlich aus Kindern bestand. «Heute Morgen stand in der Zeitung, dass sie hier einen Exorzismus durchführen lassen wollen. Und jetzt passiert das. Sehen Sie da einen Zusammenhang?»
    «Keinen direkten», sagte George. «Sie kennen mich ja, Amanda, wir haben ja mehr als einmal zusammen im
Feathers
gesessen, und Sie wissen, dass ich nur das tue, was die Mehrheit der Menschen hier von mir erwartet –»
    «Tut mir leid, George», sagte Amanda. «Können wir nochmal anfangen und das Persönliche weglassen? Kann gut sein, dass das landesweit gesendet wird.» Sie wandte sich an den Kameramann. «Kannst du das löschen, Neil?»
    George machte so etwas ganz offensichtlich nicht zum ersten Mal. Er wusste, wie er einer Frage auswich, die er nicht beantworten wollte. Amanda brachte sich gerade für einen zweiten Versuch in Stellung, als Merrily hinter dem Tor die Stimme der Polizistin hörte.
    «Wo ist er denn jetzt? Mr. Longbeach!»
    Lol umarmte Merrily schnell und ging zum Tor.
    «In Ordnung, Sie können rein, Mr. Longbeach», sagte Kelly. «Über die Wiese, über die Brücke, durch das Tor im großen Turm. Da ist Sergeant Britton. Sprechen Sie mit niemandem außer Sergeant Britton, ja?»
    «Danke», sagte Lol.
    Sie öffneten das Tor für Lol, eine winzige Person in einem Gomer-Parry-Landwirtschaftsdienste-Sweatshirt.
    Merrily sah ihm nach: Was tat er da?
     
    Als das Interview beendet war, sah George Merrily und kam zu ihr. Sie waren jetzt beinahe allein auf dem Platz, abgesehen von den Polizisten, der Presse und dem Paar mit dem Macht-Gottes-Plakat, das zwischendurch fort gewesen, jetzt aber wieder da war. Der Kameramann versuchte, das Plakat zu filmen, und wies das Paar an, nicht in die Kamera zu schauen.
    «Kommen Sie, wir trinken einen Kaffee zusammen, Mrs. Watkins», sagte George.
    «Ich hatte gerade Tee, danke.»
    «Sie verschwenden Ihre Zeit, die werden Sie nicht

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