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Das Lächeln des Cicero

Das Lächeln des Cicero

Titel: Das Lächeln des Cicero Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Saylor
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Tod sehnt?
    »Sextus
Roscius«, sagte ich, »hilf mir, es zu verstehen. Kurz
nach der Tat hast du vom Tod deines Vaters erfahren. Seine Leiche
wurde nach Ameria überführt, wo du mit dem
Beerdigungsritual begonnen hast. Dann kamen Soldaten,
verkündeten, er sei geächtet worden, so daß sein
Tod eine Hinrichtung und kein Mord war, und beschlagnahmten seinen
gesamten Besitz. Du wurdest aus deinem Haus vertrieben und hast bei
Freunden im Dorf gewohnt. Es gab eine Auktion in Rom; Capito oder
noch wahrscheinlicher Chrysogonus hat den Besitz aufgekauft.
Wußtest du damals schon, wer deinen Vater ermordet
hat?«
    »Nein.«
    »Aber du
mußt doch einen Verdacht gehegt haben.«
    »Ja.«
    »Also gut.
Nachdem Capito sich erst einmal häuslich niedergelassen hatte,
bot er dir an, wieder auf dem Gut zu leben, und erlaubte dir, mit
deiner Familie eine baufällige Hütte weit entfernt vom
Haupthaus zu beziehen. Wie konntest du diese Demütigung
hinnehmen?«
    »Was hätte
ich tun sollen? Gesetz ist Gesetz. Titus Megarus und der Stadtrat
waren losgezogen, um Sulla persönlich eine Petition zu meinen
Gunsten zu überbringen. Ich konnte nur
warten.«
    »Aber
schließlich hat dich Capito doch ganz von dem Gut vertrieben.
Warum hat er das getan?«
    »Vermutlich
hatte er schließlich genug von mir. Vielleicht hat er sich
schuldig gefühlt.«
    »Zu diesem
Zeitpunkt muß dir doch zweifelsfrei klar gewesen sein,
daß Capito selbst in die Ermordung deines Vaters verwickelt
war. Hast du ihm gedroht?«
    Er wandte den Blick
ab. »Wir haben uns nie geprügelt, aber wir hatten
heftige Auseinandersetzungen. Ich erklärte ihm, er sei ein
Dummkopf, es sich in dem großen Haus so bequem zu machen,
weil man es nie zulassen würde, daß er es behielt. Er
meinte, ich sei nicht mehr als ein Bettler und sollte ihm lieber
für die mir erwiesene Wohltätigkeit die Füße
küssen.« Er umklammerte die Lehne seines Stuhls, und
seine Knöchel wurden weiß. Er knirschte in einem
plötzlichen Wutanfall mit den Zähnen. »Er sagte,
ich würde eher sterben, als das Land zurückzubekommen. Er
sagte, ich könne froh sein, daß ich noch nicht tot
wäre. Es hat so ausgesehen, als hätte er mich
rausgeworfen, aber in Wirklichkeit bin ich um mein Leben gerannt.
Selbst bei Titus Megarus war ich nicht sicher; ich konnte
spüren, wie sie das Haus nach Einbruch der Dunkelheit
beobachteten, wie Nachtfalken, die auf ihre Chance lauern. Deswegen
bin ich hierher nach Rom gekommen. Aber selbst hier wäre ich
auf offener Straße nicht sicher gewesen. Dieser Raum ist der
einzige Ort, an dem ich mich nicht bedroht fühle. Und nicht
einmal hier lassen sie mich in Frieden! Ich hätte nie
geglaubt, daß es so weit kommt, daß sie mich vor
Gericht schleifen und mich in einen Sack binden wollen. Siehst du
denn nicht, daß alle Macht auf ihrer Seite ist? Wer
weiß, mit welchen Lügen dieser Erucius aufwarten wird?
Am Ende steht sein Wort gegen Ciceros. Und auf wessen Seite wird
sich wohl der Richter schlagen, wenn es darauf hinausläuft,
den Diktator zu beleidigen? Ihr könnt gar nichts für mich
tun!« Er fing plötzlich an zu weinen.
    Caecilia Metella
verzog das Gesicht, als habe sie etwas nicht Zuträgliches
gegessen. Wortlos erhob sie sich von ihrem Stuhl und strebte zur
Tür, die Sklavin mit dem Pfauenfächer folgte ihr auf dem
Fuß. Rufus sprang auf, aber ich machte ihm ein Zeichen zu
bleiben.
    Roscius saß, das
Gesicht in den Händen vergraben, da. »Du bist ein
seltsamer Mann«, sagte ich schließlich. » Du bist
erbarmungswürdig, und ich kann doch kein Mitleid mit dir
empfinden. Du hast einen grausamen Tod vor Augen, eine Situation,
in der die meisten Menschen jede erdenkliche Lüge Vorbringen
würden, um sich zu retten, während du es scheinbar um
jeden Preis vermeiden willst, die Wahrheit zu sagen, die dich
allein retten könnte. Jetzt, wo sie doch ans Licht gekommen
ist, gibst du sie zu und hast keinen Grund mehr zu lügen, und
trotzdem... Du läßt mich meinen eigenen Instinkten
mißtrauen, Sextus Roscius. Ich bin verwirrt, wie ein Hund,
der vor einem Kaninchenbau einen Fuchs wittert.«
    Er hob langsam den
Kopf. Sein Gesicht war verzerrt vor Haß, Mißtrauen und
jener Angst, die stets in seinen Augen lauerte.
    Ich schüttelte
den Kopf. »Mit dir zu reden erschöpft mich. Ich kriege
Kopfschmerzen davon. Ich hoffe nur, daß Ciceros Kopf robuster
ist.« Wir standen auf, um zu gehen. Ich wandte mich noch
einmal um. »Da ist noch etwas«, sagte ich.
»Eigentlich eine Lappalie.

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