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Das Lächeln des Cicero

Das Lächeln des Cicero

Titel: Das Lächeln des Cicero Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Saylor
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und die Details erfahren, aber das halte ich für
unwahrscheinlich. Manchmal hat sogar ein Sklave ein Geheimnis, wenn
es ihm schon verwehrt bleibt, sonst etwas auf dieser Welt zu
besitzen.      
    Ich wartete nicht
lange, kürzer als ich geplant hatte; in jedem Augenblick, der
verstrich, sah ich das Mädchen vor meinem inneren Auge durch
den entfernten Ausgang des Parks fliehen, bis ich nicht länger
stehenbleiben konnte. Einen passenden Moment, ihr die Wahrheit zu
entlocken, würde es nicht geben, doch dies war die beste
Gelegenheit, auf die ich hoffen konnte.
    Der kleine Park war
schattig und kühl, aber stickig von Staub. Staub lag auf den
verdorrten Rosen- und Efeublättern, die sich an den Mauern
hochrankten. Staub stieg vom Boden auf, wenn man seine Schritte auf
die dünnen und vertrockneten Stellen im Gras setzte. Zweige
knackten und Blätter raschelten, als ich mir einen Weg durch
das Gebüsch bahnte; sie hörten mich kommen, obwohl ich
bemüht war, möglichst leise zu sein. Ich erspähte
sie durch das Gestrüpp und stand im nächsten Moment vor
der steinernen Bank, auf der sie nebeneinander Platz genommen
hatten. Das Mädchen starrte mich mit den Augen eines
verängstigten Tieres an. Sie wäre davongestürzt,
wenn Tiro sie nicht fest am Handgelenk gepackt
hätte.
    »Wer bist
du?« Sie starrte mich wütend an und verzog das Gesicht,
während sie versuchte, sich loszureißen. Dann sah sie
Tiro an, der ihren Blick jedoch nicht erwiderte, sondern statt
dessen stur geradeaus ins Gebüsch guckte.
    Dann saß sie auf
einmal völlig still, doch ich konnte in ihren Augen erkennen,
daß sie panisch und fieberhaft nachdachte. »Ich werde
schreien«, sagte sie ruhig. »Wenn es sonst niemand
hört, die Wachen vor Caecilias Haus hören es bestimmt.
Sie kommen, wenn sie mich schreien hören.«
    »Nein«,
sagte ich mit sanfter Stimme und trat einen Schritt zurück, um
sie zu beruhigen. »Du wirst nicht schreien. Du wirst
reden.«
    »Wer bist
du?«
    »Du weißt,
wer ich bin.«
    »Ja, das stimmt.
Du bist der, den sie den Sucher nennen.«
    »Genau. Und du
bist gefunden worden, Roscia Majora.«
    Sie biß sich auf
die Lippe, und ihre Augen wurden schmal. Es war erstaunlich, wie
unfreundlich das Gesicht eines so hübschen Mädchens
aussehen konnte. »Ich weiß nicht, was du meinst. Nun
gut, du hast mich gemeinsam mit diesem Sklaven hier auf dieser Bank
sitzend angetroffen - es ist Ciceros Sklave, nicht wahr? Er hat
mich hierhergelockt, hat gesagt, er hätte eine Botschaft von
seinem Herrn für meinen Vater -«
    Sie sprach nicht in
jenem zögernden Ton, in dem man sich eine Lüge zur
späteren Verwendung formulierend zurechtlegt, sondern so, als
wäre das, was sie sich im Moment zusammenphantasierte, die
reine Wahrheit. Ich sah, daß sie eine erfahrene Lügnerin
war. Tiro wollte ihr nach wie vor nicht in die Augen sehen.
»Bitte, Gordianus«, flüsterte er, »kann ich
jetzt gehen?«
    »Auf gar keinen
Fall. Ich brauche dich hier, um mir zu sagen, wenn sie lügt.
Außerdem bist du mein Zeuge. Wenn du mich jetzt mit ihr
allein läßt, erfindet sie womöglich noch schmutzige
Geschichten über mein Benehmen.«
    »Ein Sklave kann
kein Zeuge sein«, zischte sie mich an.
    »Natürlich
kann er das. Vermutlich unterrichtet man Bauerntöchter aus
Ameria nicht in den Feinheiten des römischen Rechts, oder
doch? Ein Sklave ist ein absolut zuverlässiger Zeuge, solange
seine Aussage unter der Folter zustande kommt. Das Gesetz verlangt
sogar ausdrücklich, daß ein Sklave, der als Zeuge
auftritt, gefoltert werden muß. Ich hoffe also, du
fängst nicht an zu schreien und irgendwelchen Unsinn zu
erfinden, Roscia Majora. Selbst wenn du für Tiro nichts als
Verachtung übrig hast, möchtest du doch sicher nicht
dafür verantwortlich sein, daß man ihn auf die
Folterbank spannt und ihn mit glühenden Eisen
verbrennt.«
    Sie starrte mich
wütend an. »Ein Ungeheuer, das bist du, genau wie all
die anderen. Wie ich euch alle verachte.«
    Meine Antwort kam mir
wie selbstverständlich auf die Lippen, aber ich zögerte
lange, weil ich wußte, daß es, wenn sie erst
ausgesprochen war, kein Zurück mehr gab. »Doch vor allem
deinen Vater.«
    »Ich weiß
nicht, was du meinst.« Ihr Atem hatte einen Moment gestockt,
und die Wut, die wie ein Schutzschild auf ihrem Gesicht lag, war
von einem Moment zum nächsten dem darunter liegenden Schmerz
gewichen. Sie war noch immer ein Kind, trotz all ihrer
Ausgekochtheit. Sie verschränkte die Finger, versuchte,

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