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Das Lächeln des Cicero

Das Lächeln des Cicero

Titel: Das Lächeln des Cicero Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Saylor
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haben.
Elektra hörte auf, ihre Haare zu kämmen, und starrte mich
an. »Was ist los? Kennst du ihn -den Mann mit dem
Hinkebein?«
    »Noch
nicht.«
    Sie legte ihren Kamm
beiseite und starrte mich mit durchdringendem Blick an. »Was
für eine Art Rätsel ist das? Du weißt, wo Elena
ist, oder nicht? Weißt du, wer sie gekauft
hat?«
    »Ich hab dir
doch schon gesagt, alles, was ich über Elena weiß, ist
das, was du mir erzählt hast.«
    »Das ist eine
Lüge«, sagte sie.
    Tiro rutschte
unbehaglich auf seinem Stuhl hin und her. Ich glaube, er hatte noch
nie einen Sklaven so mit einem Bürger reden
hören.
    »Ja«, gab
ich nickend zu. »Es gibt etwas, das ich über Elena
weiß: deswegen bin ich hier. Ich werde es dir erzählen.
An dem Abend, als Sextus Roscius ermordet wurde - nicht weit von
hier, Elektra, nur ein paar Schritte die Straße hinunter - an
jenem Abend war er Gast bei einem Essen im Haus einer wichtigen
Patrizierin - Caecilia Metella. Hast du von ihr gehört? Hat
Elena sie einmal erwähnt?«
    »Nein.«
    »Nach Einbruch
der Dunkelheit kam ein Bote. Er brachte eine schriftliche Botschaft
für Sextus. Sie stammte von Elena, die ihn drängte,
sofort ins Haus der Schwäne zu kommen.«
    »Ausgeschlossen.«
    »Warum?«
    »Elena konnte
nicht schreiben.«
    »Aber vielleicht
sonst jemand im Haus.«
    »Stabius kann
ein bißchen schreiben. Und die Buchhalter, aber die kriegen
wir nie zu Gesicht. Ist ja auch egal. Eine Botschaft an einen
wohlhabenden Mann senden, ihn wie einen Hund vom Haus einer
vornehmen Dame abholen zu lassen - Elena war eine Träumerin,
aber sie war nicht verrückt. So etwas hätte sie nie
getan, bestimmt nicht ohne meinen Rat einzuholen.«
    »Bist du
sicher?«
    »Absolut.«
    Ich nickte und warf
einen Blick auf die Sanduhr. Es war noch immer eine
beträchtliche Menge Sand übrig. »Ich glaube, wir
haben genug geredet«, sagte ich.
    Jetzt war es an
Elektra, einen Blick auf die Sanduhr zu werfen. Sie schloß
einen Moment die Augen. Die Anspannung und Sorge wichen langsam aus
ihrem Gesicht. »Nur noch eins.« Sie stand auf und
löste die Schnur um ihre Hüfte. »Wenn du irgend
etwas über Elena und das Baby in Erfahrung bringst,
würdest du es mich wissen lassen? Selbst wenn es eine
schlechte Nachricht ist. Du müßtest mich noch nicht
einmal wiedertreffen, wenn du nicht willst. Du kannst einfach einen
Sklaven zu Stabius schicken. Er wird schon dafür sorgen,
daß ich deine Botschaft erhalte.«
    »Wenn ich etwas
herausfinde, sorge ich dafür, daß du es
erfährst.«
    Sie nickte dankbar und
ließ das Kleid von ihren Hüften gleiten.
    Ich sah sie lange an.
Sie stand bewegungslos, den Kopf gesenkt, einen Fuß ein wenig
vor den anderen gesetzt und die Hände in die Hüften
gestützt, damit ich die Linien ihres Körpers betrachten
und ihren verführerischen Duft einatmen
konnte. 
    »Du bist eine
wunderschöne Frau, Elektra.«
    »Das haben schon
einige Männer gesagt.«
    »Aber ich bin
nicht hergekommen, weil ich eine Frau wollte. Ich bin auf der Suche
nach Elena.«
    »Ich
verstehe.«
    »Und obwohl ich
deinen Herrn dafür bezahlt habe, war es nicht dein
Körper, den ich wollte.«
    »Ich
weiß.« Sie hob ihren Kopf und sah mich an. »Aber
uns bleibt immer noch reichlich Zeit.«
    »Nein. Nicht
für mich. Nicht heute. Aber du kannst mir ein Geschenk machen.
Einen Gefallen tun.«
    »Ja.«
    »Der
Junge.« Ich wies auf Tiro, der meinen Blick mit einem
Ausdruck von Lust und Verblüffung erwiderte. Sein Gesicht war
sehr rot.
    »Natürlich«,
sagte Elena. »Willst du uns Zusehen?«
    »Nein.«
    »Willst du uns
beide zusammen nehmen?« Sie neigte den Kopf und schenkte mir
ein schiefes Lächeln. »Ich könnte mit einem Teil
von dir vorliebnehmen.«
    »Du
mißverstehst mich. Ich werde in der Halle warten.
Ausschließlich der Junge soll seinen Spaß haben, nicht
ich. Und du vielleicht auch.«
    Sie zog skeptisch die
Brauen hoch. Was für eine Art Mann bezahlte schließlich
gutes Geld dafür, seinen Sklaven von einer Hure verwöhnen
zu lassen?
    Ich wandte mich zum
Gehen. Tiro wollte ebenfalls aufstehen. »Aber, Herr

    »Still, Tiro.
Bleib da. Ein Geschenk. Nimm es dankbar an.«
    Ich ging und
schloß die Tür hinter mir. Ich blieb noch eine ganze
Weile im Flur stehen, weil ich halbwegs erwartete, daß Tiro
mir doch folgen würde. Er tat es nicht.
    In der Halle war das
Geschäft in Gang gekommen. Der Besitzer begrüßte
neue Gäste; Stabius und ein weiterer Sklave führten die
Ware vor. Alle Stühle waren besetzt, und

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