Das Lächeln in deinen Augen (German Edition)
beiden interessiert. Das erste Mal, seit sie Cornelia kannte, bemerkte Beate so etwas wie Humor an ihr. Cornelia wirkte gelassen, ja sogar sympathisch. Sie war wie ausgewechselt. Und Beate fragte sich: Wer war die echte Cornelia Mertens?
War es die kühle, selbstsichere, manchmal auch schroffe Frau, die wie selbstverständlich davon ausging, dass ihre Anordnungen ausgeführt wurden? Die Frau, die es nicht merken wollte, wenn sie auf den Nerven anderer herumtrampelte? Oder war es die Frau, die jetzt bei Laura stand und lachte?
»Sie haben mit Beate mindestens einen gleichwertigen, wenn nicht besseren Ersatz gefunden«, sagte Laura jetzt.
»Danke für die Blumen«, gab Beate zurück. »Aber das wird sich erst noch zeigen.«
Das Telefon klingelte. Cornelia ging zum Schreibtisch. »Mertens«, meldete sie sich. Sie sprach einige Minuten, notierte etwas auf einem Zettel. Als sie sich zu den anderen beiden zurückgesellte, gab sie Beate den Zettel mit den Worten: »Bitte veranlassen Sie alles Notwendige.«
Beate nickte, las flüchtig – und schluckte. »Ja«, sagte sie so ruhig wie möglich, während sie die Notiz einsteckte. Ihr war plötzlich übel.
Während Cornelia und Laura ungewohnt redselig waren und spaßten, fluchte Beate in sich hinein. Verdammt! Das fehlte ihr gerade noch. Transportschaden bei COMIMPEX in Hamburg, ihrem alten Betrieb. Eine Gitterbox war beim Auslagern zwei Meter in die Tiefe gestürzt. Ein Vororttermin zur Begutachtung des Schadens war auf den kommenden Dienstag festgelegt. Die Vertriebsleiterin Anke Riemann würde die Vertreter der Versicherung empfangen. Anke! Ausgerechnet!
5. Kapitel
A nkes Körperhaltung versteifte sich, als Beate mit Cornelia ins Zimmer trat. Ihr Lächeln gefror. Förmlich wies Anke auf die Sitzecke, wo Kaffee bereitstand. Während des nun folgenden Gespräches ignorierte Anke Beate demonstrativ.
Cornelia fiel es erst gar nicht auf, doch nach und nach wunderte sie sich, warum Anke Riemann Beate so gar nicht beachtete. Sie würdigte Beate keines Blickes, behandelte sie wie Luft.
»Bei der beschädigten Ware handelt es sich um PC-Speicherkomponenten der neuesten Generation. Wir kaufen das Stück zu einem Preis von neunundsechzig Euro und verkaufen es für neunundachtzig Euro weiter an den Markt«, begann Anke ihre Erklärungen zum Schaden, wegen dem sie hier zusammen saßen. »Eine Gitterbox enthält zweitausendfünfhundert komplett verpackte Komponenten. Ich habe mit dem Hersteller gesprochen. Der rechnet höchstens mit einer Ausfallrate von zehn Prozent nach diesem Sturz. Aber um das herauszufinden, müssen alle Komponenten erneut geprüft werden. Das heißt: Versand zum Hersteller, auspacken, erneuter Funktionstest, wieder einpacken, Versand zurück an uns. Die Prüfung kostet drei Euro pro Minute, der Prüfvorgang dauert zehn Minuten. Den Versand, Ent- und Verpackungsaufwand schätzen wir mit weiteren zwei Euro pro Stück. Macht zweiunddreißig Euro pro Komponente. Also Summa summarum achtzigtausend Euro für die gesamte Box. Erheblich weniger als eine Vollerstattung zum Einkaufswert. Das wären etwas über hundertsiebzigtausend Euro.«
Cornelia blieb bei Nennung der Summen absolut ruhig. Der Betrag schien sie nicht im geringsten zu berühren.
Anke schaute Beate zum ersten Mal direkt an. Und das so, als wäre sie Schuld an dem Schaden.
Beate tat, als bemerkte sie den Blick nicht.
Cornelia hingegen wunderte sich über die unbegründete Aggressivität von Anke Riemann.
»Sollte die Prüfung negativ ausfallen, war der zusätzliche Aufwand für die Katz«, meinte Cornelia. »Wie sicher ist denn die Aussage des Herstellers?«
»Ich halte sie für realistisch.«
»Ich weiß nicht so recht.« Cornelia zögerte mit ihrer Zustimmung. Ihr kam eine Idee. »Die Produkte sind mit Typenschildern gekennzeichnet?« fragte sie.
»Ja«, bestätigte Anke.
»Die Typenschilder enthalten Seriennummern?«
Anke nickte, den Blick immer noch auf Beate geheftet. Ein Blick der töten würde, wenn er könnte.
»Bestens«, stellte Cornelia fest.
»Wie meinen Sie?« Anke war gezwungen, sich Cornelia zuzuwenden.
»Können wir eine Liste der Seriennummern von den Komponenten bekommen, die in der Gitterbox waren?«
»Kein Problem.«
»Dann machen wir es wie folgt«, sagte Cornelia. »Die COMIMPEX kennzeichnet den gesamten Gitterboxinhalt als B-Ware und verkauft sie zu einem herabgesetzten Preis mit uneingeschränkter Garantie. Wir nennen das Verfahren tested by customer . Kommt
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