Das Lächeln in deinen Augen (German Edition)
Leben wäre sie nicht darauf gekommen: Beate Thiele stand auf Frauen. Mit keiner Silbe hatte sie es erwähnt, sich nichts anmerken lassen. Warum nicht? Wäre es wichtig für dich gewesen, Cornelia? Natürlich nicht! Es konnte ihr völlig egal sein, wen oder was Beate Thiele bevorzugte. Beate gehörte nicht zu den Frauen, für die sie sich interessierte. Nicht auf die Art! Sie sollte nur ihren Job machen. Und zwar ohne weitere Zwischenfälle. Das schloss nachtragende Ex-Freundinnen ein. Cornelia grinste innerlich. Aber einen guten Geschmack hat sie, das musst du ihr zugestehen. Anke Riemann zählte zweifelsohne zur Kategorie Klassefrau. Schön, ehrgeizig, selbstbewusst, erfolgreich. Allerdings, wie unschwer zu erkennen gewesen war, gehörte Anke Riemann auch zu den Frauen, deren Eitelkeit mit der Zurückweisung eines anderen Menschen nicht umgehen konnte.
»Guten Appetit.« Martha stellte den Teller vor Cornelia ab und riss sie so aus ihren Gedanken. Cornelia roch genüsslich an den Bratkartoffeln. Sie wartete, bis Martha gegangen war, und fragte: »Warum haben Sie mir nicht vorher gesagt, dass Frau Riemann auf Sie so reagiert? Dann hätte ich Ihnen die unangenehme Wiederbegegnung ersparen können.«
Beate schaute erstaunt von ihrem Essen auf. »Ich hielt es nicht für angebracht.«
Cornelia wollte doch nicht ernsthaft behaupten, sie hätte die privaten Probleme ihrer Assistentin über deren Arbeitsaufgaben eingestuft? Und überhaupt. Wie hätte sie ihr denn erklären sollen, dass Anke sie hasste, ohne ihr Verhältnis anzusprechen? Eigentlich hatte sie nicht vorgehabt, Cornelia über diesen Teil ihres Intimlebens aufzuklären. Wozu auch?
Cornelia nickte verstehend. »Unter normalen Umständen haben Sie damit auch durchaus recht. Natürlich geht mich Ihr Privatleben nichts an.« Sie schaute Beate an. Langsam breitete sich ein amüsiertes Lächeln über Cornelias Gesicht aus. Im nachhinein war die ganze Situation doch ziemlich grotesk. »Aber ich sage Ihnen, ich hatte Angst, Sie mit der Frau im Zimmer alleinzulassen. Es kam mir so vor, als würde sie jeden Augenblick ein Messer zücken und auf Sie losgehen.«
Beate fand das Ganze weniger komisch und konnte sich auch beim besten Willen nicht vorstellen, dass Cornelia sich ihretwegen sorgte. »Angst? Doch nicht etwa um mich?« rutschte es ihr prompt heraus. »Das passt nun aber nicht gerade zu Ihnen.«
Cornelia hielt mitten in der Bewegung inne, welche die Gabel zum Mund führen sollte. Beate las in Cornelias Augen, dass die nicht so recht wusste, wie sie darauf reagieren sollte. »Natürlich nicht um Sie. Ich dachte dabei an die Unordnung, die das Ganze anrichten würde«, erwiderte Cornelia schließlich leichthin.
»Oh. Ja natürlich.« Beate nickte. »Ich gebe Ihnen mein Wort, sollte sich eine solche Situation wiederholen, werde ich vor meinem Leben Ihren Laptop und die Daten beschützen«, sagte sie trocken.
»Wiederholen? Wieso? Wollen Sie damit sagen, Anke Riemann ist nur eine von vielen in einer langen Liste von verdrehten Ex-Freundinnen?« fragte Cornelia in ebensolchem Ton.
»Kaum. Die Anzahl meiner Ex-Freundinnen ist sehr begrenzt. Im Gegensatz zu den Ihren, wie ich annehme.«
Cornelia hob missbilligend die Augenbrauen an. »Meine liebe Frau Thiele«, sagte sie leise und mit deutlichem Missfallen in der Stimme. »Davon abgesehen, dass Sie die Anzahl meiner Ex-Freundinnen nicht das Geringste angeht, verhalten die sich alle sehr viel zivilisierter.« Es gefiel Cornelia nicht, wie diese Thiele mit ihr redete. Merkte sie nicht, dass sie den Bogen überspannte?
»Was nicht verwundert, da sich keine der Seiten in der Beziehung groß engagiert«, entgegnete Beate, die Cornelias Gereiztheit zu spät bemerkte.
Beate wurde puterrot. So hatte sie es nicht formulieren wollen. Doch der Satz war raus, ohne dass sie es verhindern konnte. Eben noch als flüchtiger Gedanke im Kopf und schon auf der Zunge.
Cornelia knallte die flache Hand auf den Tisch. »Und noch viel weniger steht Ihnen Kritik daran zu, wie ich mein Privatleben führe!« zischte sie böse.
»Entschuldigung. Das . . . das wollte ich auch eigentlich gar nicht sagen«, stotterte Beate.
Cornelia rief sich zur Ordnung. Bleib ruhig! Kein Grund, die Beherrschung zu verlieren. Was schert es dich, was eine Beate Thiele über dich denkt? Es kann dir völlig egal sein, und somit brauchst du auf deren Frechheiten auch nicht zu reagieren. Entlasse sie, wenn sie dir auf die Nerven geht, aber ärgere dich
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