Das Lächeln in deinen Augen (German Edition)
lebte sie für die Arbeit, vergrub sich förmlich in ihr, um die Leere in sich auszufüllen. So versuchte Cornelia das Gefühl des Verlustes zu kompensieren. Und das nun seit fünfzehn Jahren! Beate nahm Cornelia das Album aus der Hand, legte es auf den Tisch. Sie drehte sich zu Cornelia, zog sie in ihre Arme und strich ihr über den Rücken.
»Manchmal denke ich, wenn ich nur etwas schneller oder anders reagiert hätte, vielleicht hätte ich den Unfall verhindern können«, sagte Cornelia mit belegter Stimme. »Es gibt Tage, da denke ich an nichts anderes.«
»Aber das bringt doch nichts.« Beate drückte Cornelia fester an sich.
»Ich weiß. Trotzdem. Dieser Tag spukt immer wieder in meinem Kopf herum. Jede einzelne Minute bis zu dem Unfall. Immer wieder fallen mir neue Möglichkeiten ein, was ich hätte anders machen können, und dann wäre der Unfall nicht passiert. Wenn wir nur etwas früher gefahren wären . . . oder später . . . oder einen anderen Weg genommen hätten, oder, oder, oder.« Cornelia löste sich aus Beates Umarmung. »Ich habe bisher mit niemanden darüber gesprochen. Ich wollte niemanden Einblick in mein Innerstes gewähren. Merkwürdig. Ausgerechnet dir erzähle ich davon.«
»Aber dazu sind Freundinnen doch da«, sagte Beate leise.
»Ja.« Cornelia nickte. »Dazu sind Freundinnen da. Aber ich fühle mich dir viel näher.«
Beate schluckte. Was wollte Cornelia damit sagen?
»Es ist ganz ungewohnt für mich«, fuhr Cornelia fort. »Und ich habe Angst davor.«
Beate lächelte verhalten. »Ich wusste nicht, dass ich so furchteinflößend bin.« Es war ihr ja nicht neu, dass Cornelia Nähe scheute.
»Das bist du auch nicht.« Cornelia nahm Beates Hand, strich sie sanft. »Im Gegenteil. Je mehr Zeit wir gemeinsam verbringen, desto weniger will ich dich missen. Das macht es mir ja so schwer.«
»Das verstehe ich nicht.« Beates fragender Blick richtete sich auf Cornelia. »Was macht es dir schwer?«
»Zum Beispiel, dich jetzt nicht in die Arme zu nehmen und zu küssen.« Cornelia seufzte. »Es würde alles verändern.«
»Meinst du, wegen eines einzigen Kusses werde ich mich in dich verlieben?« fragte Beate halb spöttisch, halb ernst. Da hätte ich nämlich eine Neuigkeit für dich. Auch ohne Kuss hat sich das nicht verhindern lassen.
Cornelia schaute Beate eindringlich an. »Nein, wohl nicht.« Cornelia legte ihre Hand in Beates Nacken.
Beate wurde mit einem Mal ganz schwindelig vor Herzklopfen. Sie spürte das zarte Streicheln von Cornelias Daumen an ihrem Hals, den sanften Druck in ihrem Nacken, der sie Cornelias Lippen immer näher brachte. Weich legten sie sich auf Beates Mund, strichen sanft über ihn.
Beate schloss die Augen, legte die Arme um Cornelia, lehnte sich an sie, erwiderte ihren Kuss.
Cornelia reagierte auf Beates Erwiderung mit einem zufriedenen Seufzen. Dann zog sich Cornelia langsam zurück, löste sich von Beate, schaute sie nachdenklich an. »Wie passt das jetzt in deine Philosophie über die Liebe? Du küsst eine Frau, und zwar nicht gerade zurückhaltend, einfach so?«
Beate senkte verlegen den Blick. »Immerhin kenne ich die Frau sehr gut. Ich . . . sie . . . es hat nichts mit einer Affäre zu tun.«
»Schade eigentlich. In dir steckt das Potential dafür, sehr viel Leidenschaft. Glaub mir, ich kann das beurteilen«, sagte Cornelia ernst.
»Wenn das ein Kompliment sein sollte, finde ich es irgendwie fragwürdig.« Beate zog die Augenbrauen hoch.
»Das liegt daran, dass du ein wenig altmodisch bist. Andere Frauen würden sich geschmeichelt fühlen.«
Beate verzog beleidigt das Gesicht. »Ich bin eben nicht wie andere Frauen.«
Cornelia lächelte. »O ja, ich weiß.« Sie strich Beate zärtlich durchs Haar.
Beate bemerkte den warmen Schimmer in Cornelias Augen.
Sie erschrak beinah, als Cornelia plötzlich abrupt aufstand und verkündete: »Ich bin müde. Wir sehen uns morgen.«
Bevor Beate Gute Nacht sagen konnte, hatte Cornelia das Zimmer verlassen.
15. Kapitel
» H allo!« hörte Beate eine erfreute Stimme sagen, die ihr irgendwie bekannt vorkam, die sie aber nicht sofort einordnen konnte. Beate sah von ihrem Kaffee auf in zwei strahlende Augen.
Eine Woche war seit dem Besuch im Segelclub vergangen, und Beate hatte nach der Begegnung mit Jana Kamp diese schnell wieder vergessen. Jetzt stand sie vor ihr, zwischen den Tischen und Stühlen des Straßencafés, in dem Beate hängengeblieben war, um ein Eis zu essen.
»Darf ich mich
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