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Das Land am Feuerfluss - Roman

Das Land am Feuerfluss - Roman

Titel: Das Land am Feuerfluss - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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anzukämpfen. Aber jeder Atemzug bohrte sich wie ein Messer in seine Seite.
    Dennoch machte er weiter – hielt sich am Halfter und an Betsys Mähne fest und biss sich beinahe die Lippe wund, um nicht laut aufzuschreien, als die Stute den Abhang hinaufkletterte und er durchgerüttelt wurde.
    »Gut, das hätten wir«, sagte Sal energisch. Sie glitt von Mollys Rücken und eilte zu Max. »Komm, ich helfe dir beim Absteigen, Max. Du brauchst Ruhe, und ich möchte nach der Kopfwunde sehen. Die blutet wieder.«
    »Dafür haben wir keine Zeit«, krächzte er. »Wir müssen Richtung Osten, näher an die Fernstraße heran. Dann ruhe ich mich aus.«
    »Aber Max«, protestierte sie, »du bist verletzt und –«
    »Tu einfach mal, was man dir sagt, Sal!«, zischte er, und bevor sie etwas entgegnen konnte, wandte er Betsys Kopf nach Osten und trottete davon. Er hatte keine Angst, dass sie nicht folgen würde, und kurz darauf hörte er Molly hinter sich hertraben.
    »Hast du eine Ahnung, wo wir sind?«, fragte sie und ritt neben ihm. »Es wird mit jeder Minute dunkler; bald sehen wir nichts mehr.«
    Max hatte immer einen inneren Kompass besessen und wusste genau, wo Osten war. Wenn sie das Buschland erreichten, wo die Bäume spärlicher wuchsen, würden die Sterne zu sehen sein. »Schau nach oben, Sal«, sagte er mit zusammengebissenen Zähnen. »Orion und Venus werden dich immer leiten.«
    »Ich brauche die Sterne nicht, wenn ich dich an meiner Seite habe«, sagte sie und schenkte dem Himmel nur einen flüchtigen Blick. »Max, ich glaube wirklich, wir sollten anhalten. Ich mache mir Sorgen um dich.«
    »Später«, sagte er und atmete zischend aus, als Betsy plötzlich vor einer imaginären Gefahr in den Büschen auswich und zu tänzeln begann. Er hielt sich am Halfter fest, redete beruhigend auf die Stute ein und bemühte sich, den Schmerz zu unterdrücken. Betsy hatte gespürt, dass mit dem Mann auf ihrem Rücken etwas nicht stimmte, und das hatte sie verängstigt.
    »Du machst mir Angst, Max.« Sal streckte die Hand aus und berührte seinen Arm. »Bitte, lass uns anhalten. Wir haben eine lange Strecke hinter uns, und ich rieche das Feuer nicht mehr. Du brauchst eine Pause.«
    »Bald. Versprochen«, brummte er. Er schaute zum Himmel, doch Orion war nur ein undeutlicher Klecks, die hellen Gestirne Venus und Sirius verschwammen immer wieder vor seinen Augen – ihm lief die Zeit davon.
    Die Stute war nach wie vor nervös, ihre Ohren zuckten, sie scheute bei jedem Geräusch und jedem Schatten, doch Max wandte den letzten Rest seiner rasch nachlassenden Kräfte auf, um sie weiter durch die Bäume und um einen großen Termitenhügel herumzuführen. Inzwischen war es dunkel, das einzige Licht kam von den Sternen und der Mondsichel, doch die Bäume wurden rar, und bald, sehr bald würde er sich ausruhen können.
    Sal erkannte anscheinend, dass er weder übertriebene Fürsorge noch Unterhaltung brauchte, und ritt in verdrießlichem Schweigen neben ihm her, bis sie sich schließlich darüber klar wurden, wo sie waren.
    »Ich erkenne die schicke Windmühle«, sagte sie. »John Blake hat sie kurz vor dem Krieg den weiten Weg aus Melbourne hierherbringen lassen. Wir müssen auf dem Killigarth-Gelände sein.«
    Max war zutiefst erleichtert, dass sein Liebling Sal jetzt in Sicherheit war. Sein Kopf fühlte sich an wie von einer Axt gespalten, der pochende Schmerz drang wie ein Vorschlaghammer in den Hals und die Wirbelsäule vor. »Bis zum Farmhaus ist es nicht weit«, brachte er hervor und zeigte auf eine niedrige Erhebung ein paar hundert Meter entfernt. »Hol Hilfe!«
    »Ich lasse dich nicht allein.«
    Max schloss die Augen und verkroch sich in seiner Qual, und schließlich überkam ihn ein süßes Vergessen. Er spürte nichts, als er vom Rücken der Stute glitt und auf den Boden sackte.
    Sal warf sich neben ihm auf die Knie, schleuderte Tasche und Wasserbeutel fort und suchte verzweifelt nach Max’ Puls. Er schlug schwach und ungleichmäßig, Max’ Haut war kalt und klamm, und der Verband um seinen Kopf war blutdurchtränkt.
    »Max«, schluchzte sie, streichelte sein Gesicht und versuchte, ihn aufzuwecken. »Max, Liebling, bitte, wach auf!«
    Brandy jaulte und leckte seine Hand, schnupperte an ihm und stupste ihn mit der Schnauze an.
    Aber Max reagierte nicht.
    »Bleib hier und pass auf ihn auf!«, befahl Sal dem Hund. »Ich hole Hilfe.« Sie sprang wieder auf Molly, die daraufhin nervös tänzelte.
    Sal grub der Stute die Fersen in

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