Das Land am Feuerfluss - Roman
die Flanken und trieb sie zum Galopp an – hinter der Anhöhe konnte sie jetzt in einiger Entfernung eine Ansammlung von Gebäuden sehen. Doch in der Dunkelheit leuchteten keine Lichter, nichts regte sich, bis auf das Vieh im Pferch und das wütende Hundegebell aus dem Zwinger.
»Komm schon, Molly!«, drängte sie die Stute. »Da muss doch jemand sein, der uns helfen kann.«
Sie galoppierte an den offenbar leer stehenden Quartieren der Einheimischen vorbei, an Schlafbaracken, Scheunen, Schuppen und am Küchenhaus und erhielt keine Antwort auf ihre verzweifelten Rufe.
Sie zügelte Molly vor dem Farmgebäude, saß ab und stürmte durch die Fliegengittertür auf die Veranda. »Ist da jemand?«, rief sie. »Ich brauche Hilfe.«
Die einzige Reaktion war die anhaltende Kakophonie des Gebells aus dem Zwinger.
Sie riss die innere Tür auf und betrat das Gebäude. Amy war doch bestimmt zu Hause und passte auf George auf. »Amy?«, rief sie. »Amy, bist du da?«
Dabei sah sie jedoch bereits die Reste einer Mahlzeit auf dem Tisch und alle Anzeichen für einen fluchtartigen Aufbruch. Ganz Killigarth musste nach Süden gezogen sein, um mitzuhelfen, das Feuer zu bekämpfen.
Unentschiedenheit quälte sie. Draußen standen weder Pick-ups noch andere Fahrzeuge, also konnte sie Max auf diese Weise nicht nach Morgan’s Reach zurückbringen. Auf keinen Fall konnte sie riskieren, ihn weiter auf Betsy zu transportieren. Aber sie musste etwas tun – und zwar schnell.
Das altmodische Funkgerät stand in der Ecke neben dem großen Kamin. Sal lief hin und begann, es anzukurbeln. »Hier spricht Sal Davenport, ich rufe das Krankenhaus in Morgan’s Reach«, sagte sie, sobald das Gerät geladen war. »Doktor Hugh, es handelt sich um einen Notfall.«
Eine Frauenstimme, die sie nicht erkannte, antwortete. »Doktor Hugh ist nicht verfügbar, und Doktor Terence ist im OP . Um welchen Notfall handelt es sich – und wo sind Sie?«
Sal runzelte die Stirn. Sie war nur wenige Tage von Morgan’s Reach fort gewesen. Wer war diese Frau – und wer zum Teufel war Doktor Terence? Sie schüttelte diese unbedeutenden Ärgernisse ab. »Max ist zusammengebrochen, und ich kann ihn nicht wieder aufwecken. Er verliert viel Blut aus einer Kopfwunde. Sie müssen schnell jemanden schicken.«
»Wo sind Sie genau?«
»Killigarth Station, aber Max ist im Busch, ungefähr eine Meile weit entfernt, nah bei dieser neumodischen Windmühle.« Sie kurbelte schneller, während ihr Gefühl für Dringlichkeit wuchs. »Bitte, wer immer Sie sind, schicken Sie schnell Hilfe. Er ist schwer verletzt.«
»Ich bin Mrs Terence Morgan, und sobald mein Mann aus dem OP kommt, werde ich ihm Ihre Botschaft übermitteln.«
»Wie lange wird das dauern?«
»Nicht mehr allzu lange«, beruhigte sie die andere Frau. »Vielleicht können Sie mir Max’ Verletzungen beschreiben, damit Terence vorbereitet ist?«
Sal schwitzte, und ihr Herz raste, sie kurbelte wie besessen weiter und gab der aufreizend ruhigen Frau am anderen Ende der Leitung alle Einzelheiten durch, die ihr bekannt waren. »Ich muss wieder zu ihm«, schloss sie atemlos. »Wir sind bei der Windmühle.« Ohne auf eine Antwort zu warten, trennte sie die Verbindung.
Sie rannte zurück in die Küche, fand saubere Kleidung, die als Verband herhalten konnte, zwei Fläschchen Desinfektionsmittel und einen Wattepfropf aus Baumwolle. Dann füllte sie einen Wasserbeutel bis an den Rand und nahm nach kurzem Zögern auch die halbvolle Flasche Brandy mit, die auf der Kommode stand. Auf dem Weg zurück zur Tür schnappte sie sich zwei Decken und ein Kissen von einer Couch und band alles zu einem Bündel zusammen, bevor sie durch die Fliegengittertüren eilte.
Molly stand neben der Treppe und kaute glücklich an verwelkten Topfpflanzen. Offensichtlich mochte sie den Lärm nicht, den Sal veranstaltete, oder die Art und Weise, wie sie ihre Mähne packte, denn sie verdrehte die Augen und jagte mit unwilligem Schnauben davon.
»Molly, komm zurück!«, schrie Sal. Tränen der Wut und Verzweiflung rannen ihr über das Gesicht, und sie lief hinter der Stute her.
Molly warf den Kopf in den Nacken, schlug mit dem Schweif, trat aus und galoppierte schnell in die andere Richtung.
Sal wusste, wann sie besiegt war. Sie zog den Knoten am Bündel fest, warf es sich über die Schulter und lief taumelnd über die Lichtung. »Bitte, mach, dass es ihm gut geht«, murmelte sie dabei vor sich hin. »Bitte, bitte!«
Gwyneth hatte Frances
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