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Das Land am Feuerfluss - Roman

Das Land am Feuerfluss - Roman

Titel: Das Land am Feuerfluss - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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Baker in der Küche an die Arbeit gesetzt, wo diese stapelweise Sandwiches und unzählige Tassen Tee zubereitete. Gwyneth behielt die Frau des Reverends ebenso im Auge wie die beiden einheimischen Mädchen, die Bettwäsche bügelten, während sie medizinische Instrumente sterilisierte und Mullbinden aufrollte, um auf den nächsten Ansturm von Patienten vorbereitet zu sein.
    Sie hatten einen geschäftigen Nachmittag gehabt, Männer mit Verbrennungen, Rauchvergiftung, Hitzschlag und Erschöpfungszuständen waren gekommen – ebenso wie zahlreiche Unfallopfer infolge unsachgemäßen Umgangs mit Äxten oder anderen scharfen Gegenständen. Es war wie in alten Zeiten, und obwohl sie sich nicht gut fortbewegen konnte und es verdammt ärgerlich war, wenn man nicht richtig sprechen konnte, fühlte Gwyneth sich gebraucht.
    Hinter ihrer stoischen Fassade war sie jedoch zutiefst besorgt. Seit dem Vortag hatten sie nichts von Hugh gehört, und aus Big Macs angespannten Funksprüchen konnten sie sich lediglich zusammenreimen, dass Hugh die Frauen und Kinder von Carey Downs in einem Konvoi nach Morgan’s Reach brachte. Aber das war bereits vor Stunden gewesen – und es hörte sich so an, als sei das Feuer außer Kontrolle geraten – und noch näher an den Wald von Waratah, an Sal und Max, herangerückt.
    Was Danny betraf, der war seit dem Morgen nicht mehr aufgetaucht – und kein Wort von Django, nachdem er die Stadt verlassen hatte, um nach dem Jungen zu suchen. Bei der Vorstellung, dass ihr geliebter Urenkel allein da draußen in der Dunkelheit war, wurde Gwyneth das Herz schwer. Und sie wusste, dass sie mit ihrer Angst nicht allein war, denn Angst stand auch ihrer Enkelin und Jane ins Gesicht geschrieben. Auch wie sie sich beschäftigten, zeigte, dass sie sich ablenken wollten und an nichts anderes zu denken versuchten als an die zu erledigende Arbeit.
    Gwyneth bewunderte die Kraft und Stärke der beiden angesichts dieser schrecklichen Furcht, und sie bemühte sich, deren Beispiel zu folgen in der Hoffung, sie nicht zu enttäuschen und vor Panik nicht zusammenzubrechen. Dennoch sollte ihr Gleichmut auf grausamste Weise geprüft werden.
    Vorsichtig balancierte sie auf dem Weg zur Küche ein Tablett mit Teetassen auf einer Hand, als sie Sals Stimme über Funk vernahm. Als ihr die Tragweite dessen, was die junge Frau gesagt hatte, bewusst wurde, schien sich die Welt zu neigen und das schmutzige Geschirr glitt vom Tablett und krachte zu Boden. »Großer Gott!«, hauchte Gwyneth. »Nicht auch noch Max.«
    Der Raum begann sich zu drehen, und sie wäre in Ohnmacht gefallen, wären nicht kräftige Hände da gewesen, die ihr sanft halfen, sich auf den Boden zu setzen.
    »Lass den Kopf hängen«, sagte Sandra, »und atme tief durch, bis ich Wasser geholt habe.«
    Gwyneth tat wie geheißen und kämpfte gegen die widerliche, wirbelnde Dunkelheit an, die sie zu überwältigen drohte. Als Sandra ihr das Wasserglas an die Lippen hielt, trank sie dankbar, bevor sie es von sich stieß. »Danke«, brummte sie. »Wie dumm von mir. Bitte, mach keinen Wirbel!«
    »Ich habe dein Gesicht gesehen, als die Frau über Funk mit mir gesprochen hat«, sagte Sandra und setzte sich neben sie. »Du bist ganz weiß geworden. Ist sie mit dir verwandt?«
    Gwyneth schüttelte den Kopf und packte Sandra eindringlich am Arm. »Wo ist Terry? Er muss zu Max, bevor es zu spät ist.«
    »Er ist noch im OP «, antwortete Sandra stirnrunzelnd. »Komm, ich helfe dir vom Boden auf und setze dich auf einen Stuhl, wo du dich ein wenig ausruhen kannst. Du warst den ganzen Tag auf den Beinen – kein Wunder, dass du ohnmächtig geworden bist.«
    Gwyneth ließ sich von ihr auf die Beine helfen und wankte dann zu einem Stuhl. Dankbar ließ sie sich darauf fallen. »Geh und sag Terence, er soll sich beeilen! Er muss Max helfen.«
    Sandra verschränkte die Arme. »Ich kann ihn nicht stören, solange er operiert. Das weißt du doch, Gwyneth.« Sie entspannte sich ein wenig und schenkte ihr ein scheues Lächeln. »Du scheinst dir um diesen Max große Sorgen zu machen. Ich hätte gedacht, Danny und Hugh hätten bei dir absoluten Vorrang. Schließlich gehören sie zur Familie.«
    »Max auch«, sagte Gwyneth geradeheraus. »Er ist mein Sohn.«
    Millicent packte das Lenkrad und spähte in den dichten Rauch, den Blick fest auf das Scheinwerferlicht gerichtet, das auf die zahlreichen, vom Konvoi hinterlassenen Fahrspuren und Hufabdrücke fiel.
    Sie lebte seit acht Jahren in Carey

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