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Das Land am Feuerfluss - Roman

Das Land am Feuerfluss - Roman

Titel: Das Land am Feuerfluss - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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jetzt untersuchen lassen, das Baby auch, und dann kannst du dich ausruhen.«
    »Schätze mal, ich könnte eine Woche lang schlafen«, murmelte Millicent kleinlaut. »Vermutlich weißt du nicht, ob es meinem William und den Kindern gut geht?«
    »Die Kinder schlafen in unserem provisorischen Kinderzimmer. Gwyneth hat ein paar Mal nach ihnen gesehen, und es ist alles in Ordnung«, versicherte sie ihr. »Aber aus Wilga gibt es nicht viel Neues, daher müssen wir davon ausgehen, dass er unversehrt ist, da er nicht als Verletzter eingeliefert wurde.«
    Sie übergab die erleichterte, aber erschöpfte Millicent an Louise, die sich als die weniger einschüchternde der beiden Schwestern erwiesen hatte, und wandte sich anschließend an Delilah. »Keiner von denen hätte es geschafft, wenn du nicht gewesen wärst, Delilah. Du bist die tapferste Person, die ich kenne – und deine Babys sind die süßesten, auf die ich je aufpassen durfte.«
    Verlegen starrte Delilah zu Boden. »Doc gehen es besser, jetzt wo ich hier sein. Doc haben meinen Jim gesund machen – ich wünschen ihm auch alles Gute.« Sie hob den Kopf, die hellbraunen Augen voller Kummer. »Ich gehen jetzt zu den Babys, Missus. Schlafen.«
    Sandra führte sie in den Isolierraum, der seit zwölf Stunden als Kinderzimmer diente. Acht Kinderbetten standen inzwischen für die Kleineren bereit, und George teilte sich das Bett mit zwei weiteren Jungen in seinem Alter, sie waren eingezwängt wie Ölsardinen in der Dose.
    Sandra wollte Delilah gerade vorschlagen, in einem der Betten zu schlafen, die sie aus dem Lager herbeigerollt hatten, als die junge Frau behutsam ihr Baby hochnahm, es in den Tragegurt steckte, den sie aus einem Schal gemacht hatte, und dann sanft ihre beiden Kleinkinder weckte.
    »Ihr könnt alle hierbleiben. Wir haben noch Betten übrig«, flüsterte Sandra hastig, damit die anderen schlafenden Kinder nicht gestört wurden.
    »Ich gehen träumen mit Tante Sarah«, erwiderte Delilah. »Besser da.«
    Sandra nickte, obwohl sie liebend gern wieder mit den Kleinen gespielt und das bezaubernde Baby noch ein wenig länger im Arm gehalten hätte. Tränen standen ihr in den Augen, während sie beobachtete, wie die junge Aborigine mit dem Baby vor der Brust majestätisch durch den Flur ging und die beiden Mädchen sich an ihre schmalen Hüften klammerten. Delilah war nicht nur tapfer und gelassen, sondern hatte auch sehr viel Glück.
    Sandra wandte sich ab. Falls Hugh operiert werden musste, wäre es nicht gut, wenn Jane und Becky assistierten – und allein käme Terry nicht zurecht. Sie schniefte, unterdrückte den heimtückischen Gedanken, wie gut gerade jetzt ein Glas Whisky schmecken würde, und stürmte in den OP .

18  
      
    D ie Stunden des Kampfes gegen das Feuer forderten allmählich ihren Tribut, besonders bei den älteren Männern. Ben sah mit Besorgnis, dass Sean O’Halloran seine Axt fallen ließ und sich, wie ein Betrunkener torkelnd, von der Hitze entfernte. Der irische Ladenbesitzer schaffte nur ein paar Schritte, blieb dann stehen, schwankte und stürzte wie ein gefällter Baum um, wobei sein Gesicht dumpf auf dem Boden aufschlug.
    Ben lief zu ihm und fürchtete schon, dass er ohnmächtig geworden war oder einen Herzinfarkt erlitten hatte. Aber Sean schlief tief und fest; er schnarchte laut.
    »Sieht ganz so aus, als hätte da jemand genug«, sagte Ben lächelnd, als Jake herbeigeeilt kam, um zu sehen, was passiert war. »Hilf mir, ihn zum Sanitätswagen zu bringen.« Sie trugen den schlafenden Sean über die Lichtung und ließen ihn bei den Verletzten und Erschöpften zurück. Er hatte sein Letztes gegeben und würde mit der nächsten Fuhre nach Morgan’s Reach gebracht werden.
    Jake wischte sich das Gesicht ab, als sie zum Proviantwagen gingen. »Ich beneide ihn«, brummte er. »Schätze, ich könnte eine Woche lang schlafen – dabei bin ich nur halb so alt wie er.«
    Ben nickte. Sie holten sich einen Blechteller voll Eintopf und begannen gierig zu essen. »Die Alten zeigen jedenfalls, was in ihnen steckt«, stimmte er ihm zu, den Mund voll mit köstlichem Fleisch und Soße. Er schaute zu seinem Vater hinüber, der den Wassertank vom Bohrloch zurückbrachte. Bob Freeman hatte in den letzten achtzehn Stunden nicht länger als ein paar Minuten pausiert, und offenbar hatte er auch nicht vor aufzuhören, bis Wilga in Sicherheit war.
    »Wenigstens können wir jetzt, nachdem der Wind sich gedreht hat, dieser Scheiße ein Ende bereiten«,

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