Das Land am Feuerfluss - Roman
Verwüstung erstarrte sie vor Entsetzen. Sämtliche Möbelstücke waren zertrümmert, die Messingreling um die dunkle, polierte Eichenbar waren aus den Halterungen gerissen, keine Flasche war noch heil. Der Tresen selbst hatte tiefe Kerben, und an manchen Stellen sah es so aus, als hätte ihn jemand mit einem Vorschlaghammer traktiert. Doch über den ruinierten Spiegel hätte sie am liebsten geweint, denn er war seit vier Generationen in ihrer Familie und hatte fast hundert Jahre hinter der Bar gehangen. Nun lag er in tausend Scherben, der prächtige Rahmen aus Goldbronze nur noch ein Wrack.
Sal konnte den Anblick nicht länger ertragen. Sie wandte sich von dem Chaos ab und machte sich auf den Weg zur Treppe, den Hund noch immer auf den Armen.
Das Dog and Drover hatte acht Zimmer, die auf die breite Veranda im ersten Stock hinausgingen, mit Blick über die Straße. Während des Viehauftriebs machten sie gute Geschäfte, oder wenn Viehtreiber und Schafscherer nach einem heftigen Trinkgelage ein Bett brauchten. Diese Räume waren noch immer so, wie Sal sie zurückgelassen hatte. In dem Zimmer jedoch, das sie mit Bert teilte, waren die Schubladen durchwühlt, der leere Safe stand offen, und die Schmuckschatulle lag auf dem Bett.
Sal setzte den Hund und die Umhängetasche ab und griff nach der kleinen Samtschachtel, in der sie die wenigen kostbaren Hinterlassenschaften ihrer Großmutter aufbewahrt hatte. Alles war verschwunden, bis auf eine billige Kette aus buntem Glas. Da erst fielen ihr die zerknitterten, auf dem Boden zerstreuten Fotos auf. Bert hatte die Silberrahmen auch mitgenommen.
Sie setzte sich, umklammerte die Schmuckschatulle, tief in Gedanken versunken, während der Hund schnüffelnd durch den Raum lief und den fast leeren Kleiderschrank erforschte. Bert war gut aussehend und charmant gewesen, als sie ihn kennengelernt hatte, und sie hatte ihn gegen alle Warnungen ihrer Eltern geheiratet. Den schrecklichen Fehler hatte sie bald bereut, doch bis zu diesem Tag war ihr nicht klar gewesen, wie sehr er sie gehasst haben musste. Auch das Pub, denn das hatte nie ihm gehört.
Ihre Eltern waren mit Bert nie einverstanden gewesen, und sie waren entschlossen, Sal so gut wie möglich zu beschützen. Deshalb hatten sie ihr das Pub überschrieben, als sie sich zur Ruhe gesetzt hatten. Die Urkunden waren bei einem Notar in Sydney hinterlegt worden mit der strikten Anweisung, dass nur Sal sie einfordern konnte – es war lebenswichtig gewesen, dass Bert seine Hand nicht auf ihr Erbe legen konnte. Und obwohl er sie schikaniert hatte und zwingen wollte, ihm alles zu überschreiben, war sie standhaft geblieben. Das war ihr einziger Ungehorsam. Allem anderen hatte sie sich fügen müssen.
Sal erhob sich schließlich vom Bett und griff nach dem Pappkoffer auf dem klapprigen Schrank, in dem die leeren Kleiderbügel eine beredte Geschichte erzählten. Sie begann, ihre wenigen Sachen zu packen, und als sie fertig war, gab sie Brandy ein wenig Wasser und schloss ihn im Schlafzimmer ein.
Sie ging wieder hinunter, achtete nicht auf sein Jaulen und griff nach ihrer Schürze. Sie musste etwas tun, um sich von den Gedanken an Max’ Beisetzung und Berts Verrat abzulenken – und da Bert sich große Mühe gegeben hatte, ihr Pub zu zerstören und sie mit leeren Händen stehen zu lassen, würde sie ihr Bestes tun, um es sauber zu schrubben und wieder zu öffnen, bevor der Tag zu Ende war.
Zum Umfallen müde ließ Rebecca sich auf den Verandastuhl fallen und rauchte noch eine Zigarette. Die Stunden waren wie im Flug vergangen, noch immer kamen Verletzte, und es hatte den Anschein, als wäre sie seit mindestens einer Woche auf den Beinen.
Müde lächelnd dachte sie daran, wie besorgt Enid und Louise gewesen waren, als Charley eingeliefert wurde. Sie waren wie zwei Glucken gewesen und hatten ihm offenbar verziehen, dass er so einen verkommenen Straßenköter besaß. Seine Verbrennungen waren nicht so schlimm gewesen wie die von Mac, und er würde sich bald erholen, doch man hatte die beiden Hünen sedieren müssen, damit sie das Krankenhaus nicht verließen.
Terence trat auf die Veranda hinaus und sank auf den Stuhl neben ihr. »Mir geht es so schlecht, wie du aussiehst«, sagte er und gähnte herzhaft. »Ich kann mich nicht daran erinnern, wann ich mal acht Stunden am Stück geschlafen habe.«
»Ich auch nicht«, erwiderte sie nüchtern. »Wie macht Ross sich?«
»Die Stiche scheinen zu halten, aber die nächsten vierundzwanzig
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