Das Land am Feuerfluss - Roman
getankt. Sie würden alles überstehen.
Hugh schlug die Augen auf und schaute seine Familie verwirrt an. »Was ist passiert?«, fragte er, und seine Stimme klang eigenartig gedämpft.
»Du hattest einen leichten Herzinfarkt«, antwortete Jane, das schöne Gesicht vor Schwäche und Besorgnis aschfahl. »Milly und Delilah haben dich vor einer Stunde hergebracht.« Sie ergriff seine Hand. »Terry hat gesagt, diesmal hättest du noch Glück gehabt, Hugh. Aber es ist eine deutliche Warnung. Du hast zu viel gearbeitet und musst ab sofort kürzertreten.«
»Wie geht es dem Säugling? Sind er und Milly wohlauf?«
Sie umklammerte seine Hand fester, und ihre Miene wurde sehr ernst. »Es geht ihnen blendend«, sagte sie, »aber ich möchte, dass du mir versprichst, zu tun, was man dir sagt, und mich nie wieder so in Angst und Schrecken versetzt.«
Ihm wurde klar, dass er eine Sauerstoffmaske trug, und zog sie vom Gesicht, damit er richtig sprechen konnte. »Verzeih, Jane«, krächzte er mit trockener Kehle. »Ich habe es nicht absichtlich gemacht.«
Janes blaue Augen nahmen einen stählernen Glanz an. »Aber du hast gewusst, dass es dir nicht gut ging, oder? Millicent hat die hier in deiner Tasche gefunden.« Sie rasselte mit dem braunen Tablettenfläschchen. »Ich bin Krankenschwester, Hugh. Ich weiß, wofür die sind, also denk nicht mal daran, Einwände zu erheben.«
Hugh fühlte sich wie zerschlagen und war keineswegs in der Stimmung, mit ihr zu streiten. Die Tabletten hatten in den vergangenen Monaten geholfen, den Schmerz in der Brust zu lindern. Er hatte seit einiger Zeit gewusst, dass dieser Herzinfarkt bevorstand – und er musste der jungen Millicent für ihr rasches Handeln und ihren Mut danken. »Mach nicht so ein Tamtam!«, sagte er und setzte die Sauerstoffmaske wieder auf. »Ich bin bald wieder auf den Beinen.«
»Aber nur dann, wenn du ausnahmsweise mal auf Mum hörst«, sagte Terence, prüfte den Puls seines Vaters und stellte den Tropf ein, der an einer Kanüle im Arm angeschlossen war. »Höchste Zeit, dass du kürzertrittst, Dad, und alles etwas leichter nimmst.«
»Du hast doch gesehen, wie es hier zugeht«, murrte er. »Wie soll ich denn?«
Terence legte ihm die Hand auf die Schulter und drückte sanft. »Ich werde mir was überlegen. Mach dir darüber jetzt mal keine Gedanken.«
»Wir sind einfach nur froh, dass du heil wieder hier bist«, sagte Rebecca, die auch müde und abgespannt wirkte. »Du musst sehr nah an diesem verheerenden Brand gewesen sein, und wir waren krank vor Sorge.«
»Ist er gelöscht? Wo ist Danny?«
Sie schenkte ihm ein mattes Lächeln. »Danny ist in Sicherheit. Und Ben hat die Meldung durchgegeben, dass der Brand bei Wilga inzwischen unter Kontrolle ist. Delilah bleibt bei Djangos Familie, bis sie wieder nach Carey Downs kann, und Millicents Kinder schlafen im Kinderzimmer. Sie hat alle notwendigen Untersuchungen erhalten und ist mit ihrem Baby im Krankensaal untergebracht. Du kannst also aufhören, dir um alles und jeden Sorgen zu machen, und dich deiner Genesung widmen.«
Hugh schloss die Augen und seufzte erleichtert. Allen ging es gut. Jetzt konnte er sich ausruhen.
Doch dann vernahm er die Stimme seiner Mutter in einer hitzigen, geflüsterten Auseinandersetzung, bevor sie alle entschlossen aus dem Raum scheuchte. Anscheinend war es ihm noch nicht vergönnt zu schlafen.
Das Tappen ihres Gehstocks kündigte an, dass sie näher kam, und er betrachtete sie besorgt, als sie sich setzte. Sie wirkte bekümmert, schien seit dem letzten Mal, als er sie gesehen hatte, gealtert und von der Last der Ereignisse niedergedrückt zu sein.
Er kämpfte gegen die Medikamente an, die ihn benommen machten, und ergriff ihre Hand. »Tut mir leid, wenn ich euch alle in Panik versetzt habe«, brachte er hervor. »Geh ins Bett und ruh dich aus, Ma! Ich bin bald wieder auf den Beinen.«
Mit ernster Miene schaute sie ihn an. »Ich muss dir was sagen, Hugh. Es geht um Max.«
Als sie schließlich verstummte, schloss er die Augen und spürte, wie ihm heiße Tränen über das Gesicht rannen. Er war nur fünf Minuten älter gewesen als sein Bruder, hatte sich aber stets für Max verantwortlich gefühlt. Max hatte etwas Verletzliches an sich gehabt, eine Verträumtheit und Sanftheit, die es in Hughs Augen zu schützen galt – obwohl Max durchaus in der Lage gewesen war, sich den Rüpeln zu stellen und sich wie jeder andere Junge an Raufereien zu beteiligen.
Trotz ihrer unterschiedlichen
Weitere Kostenlose Bücher