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Das Land am Feuerfluss - Roman

Das Land am Feuerfluss - Roman

Titel: Das Land am Feuerfluss - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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sagte Jake. »Wenn wir sie auf beiden Seiten angehen und im Zaum halten, dann dürften wir sie direkt in die Wüste schicken.« Er schaute zu den dahinjagenden Wolken hoch. »Regen wäre hilfreich.«
    Ben wollte schon antworten, als er etwas bemerkte, das ihn zum Schweigen brachte. Ein Wirbelsturm fegte über die Lichtung und pflückte fein säuberlich eine flammende Kugel Steppenläufer, Tumbleweed, vom Rand des Infernos und trug sie hoch in die Luft. Sie segelte über die Lichtung wie eine fliegende Untertasse, flog ein paar hundert Meter und fiel auf das Dach des Farmhauses.
    »Verdammte Scheiße!«, zischte Jake. »Auf ein Neues.«
    Ben rannte bereits darauf zu. »Schafft den Wassertank hier herüber!«, rief er über die Schulter.
    Er lief die Stufen hinauf, stellte sich auf das Geländer der Veranda und suchte an der Dachrinne nach Halt. Er zog sich hoch. Der Steppenläufer war über das Dach in die Regenrinne am Schornstein gerollt. Flammen schlugen schon aus dem welken Laub, das sich in der Rinne angesammelt hatte, und die Holzschindeln wurden schwarz.
    Plötzlich wurde Ben klar, dass er in seiner Hast, hier heraufzukommen, nichts bei sich hatte, um die Flammen zu ersticken. Dennoch kroch er auf die Feuer speiende Kugel aus knochentrockenen Pflanzenfasern zu und streckte die behandschuhten Hände aus. Er packte den Feuerball, warf ihn über die Dachkante und beobachtete, wie er unter Jakes Stiefel erlosch.
    Er drehte sich um und überprüfte, welchen Schaden das Dach genommen hatte. Die Schindeln waren stark verkohlt und konnten jeden Moment in Flammen aufgehen. Selbst durch die schweren Handschuhe spürte er die Hitze, als er die betroffenen Schindeln löste und auf die Lichtung schleuderte.
    »Pass auf!«, rief Jake.
    Doch die Warnung kam zu spät: Ben wurde beinahe durch den mächtigen Wasserstrahl umgeworfen. Durchnässt und unfähig, auf dem glitschigen Dach das Gleichgewicht zu wahren, rutschte er auf die Regenrinne zu. Seine schweren Stiefel krachten darauf, rissen die Rinne aus den Halterungen, und seine Finger suchten verzweifelt nach Halt.
    Schon fiel er.
    Er landete unsanft mit dem Rücken auf etwas Weichem, doch die Luft wurde ihm aus der Lunge gepresst, und er konnte sich nicht bewegen.
    »Geh runter!«, rief Jake. »Ich kann nicht mehr atmen, verdammt.«
    Ben schnappte tief nach Luft, blinzelte den Schweiß aus den Augen und versuchte, auf die Beine zu kommen. Doch sein Körper war anscheinend vom Sturz noch im Schockzustand und weigerte sich, ihm zu gehorchen. Er lag dort wie ein gestrandeter Wal, und Jake drehte und wand sich, um unter ihm hervorzukommen, und sein Vater spritzte weiterhin das Farmhaus ab.
    »Scheiße, Mann!«, keuchte Jake, als er sich schließlich befreit hatte. »Das nächste Mal, wenn du beschließt, von einem Dach zu springen, such dir einen anderen aus zur Landung.«
    Ben packte seine Hand und brachte es fertig, aufzustehen, noch immer unter dem Beschuss von Wasser. Er war außer Atem, aber wenigstens hatte er sich nichts gebrochen. »Hör auf zu jammern wie ein Engländer, Jake«, keuchte er, »und sag Dad, er soll diesen verdammten Wassertank woandershin fahren!«
    Der Wasserstrahl wurde abrupt unterbrochen, und sein Vater fuhr den Tank ohne ein Wort der Entschuldigung fort. Ben beugte sich vor und legte die Hände auf die Knie, um wieder zu Atem zu kommen. Da vernahm er noch mehr Warnrufe von der gegenüberliegenden Seite der Lichtung.
    Er schüttelte Schmutz und Wasser aus den Haaren und starrte entsetzt und zugleich fasziniert auf eine ganze Armee von Wirbelwinden, die fröhlich über den Boden tanzte, noch mehr brennende Steppenläufer, Zweige und gefallenes Laub in die Luft schleuderte und vor sich hertrieb.
    Die jüngeren Männer jagten mit begeistertem Geschrei hinter den Tumbleweed-Kugeln her und wetteiferten miteinander darin, sie zu fangen und zu ersticken.
    Bob Freeman und der große Mann aus Windorah setzten diesem Spiel ein Ende und schossen die Feuerbälle mit Wasserstrahlen ab, als wären sie auf dem Schießstand.
    Ben grinste Jake an. »Das ist wie die Schießerei am O. K. Corral«, sagte er, »nur mit gigantischen Wasserpistolen statt mit Revolvern.«
    Er schaute sich um und stellte fest, dass die Stimmung nach diesem kurzen Spaß besser geworden war. Sein Dad und der Mann aus Windorah brüllten vor Lachen, die Jungen sahen nicht mehr wie ertrunkene Ratten aus, sondern grinsten breit. Alle hatten anscheinend ihren Humor wiedergefunden und neue Energie

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