Das Land am Feuerfluss - Roman
Stunden sind entscheidend. Sobald das Feuer gelöscht ist, muss er nach Brisbane geflogen werden. Ihn unter solchen Voraussetzungen zu operieren, war gelinde gesagt riskant, und bei den inneren Verletzungen ist es klüger, ihn in einem voll ausgerüsteten modernen Krankenhaus unterzubringen.«
Sie warf ihm einen verschlagenen Blick zu. »Willst du damit andeuten, dass dieses Haus ein wenig rückständig ist, Terence?« Sie schenkte ihm ein mattes Lächeln. »Na, na. Was sollen Dad und Gran nur dazu sagen?«
»Ich nehme an, sie würden mir zustimmen, wenn sie ehrlich wären«, erwiderte er, schaute auf seine Uhr und dann in den Himmel. »Wo zum Teufel bleibt Dad überhaupt? Delilah ist schon seit Stunden weg.«
Sie wollte schon antworten, als Sandra herauskam und ihnen jeweils eine duftende Tasse Kaffee reichte. »Mit besten Grüßen von Annie O’Halloran. Sie dachte, der könnte uns alle wach halten.«
Sie setzte sich neben Terence und zündete sich eine Zigarette an. »Ich habe heute zu viele von diesen verdammten Dingern gequalmt.« Sie stieß den Rauch aus. »Fast wünschte ich mir, ich könnte es aufgeben.«
»Wir haben von allem zu viel gehabt«, erwiderte Rebecca, drückte ihre Zigarette aus und atmete den Duft des Kaffees ein. »Zu viele Zigaretten, zu viele Sorgen, zu viele Menschen, die unsere Hilfe brauchen. Aber auf jeden Fall zu wenig Schlaf«, fügte sie kichernd hinzu.
Sie schlürfte den heißen und ziemlich starken Kaffee, in dem viel Zucker und wenig Milch waren. Wenn sie davon nicht wach wurde, dann half nichts mehr. Sie schaute über die Straße und fragte sich, wo um alles in der Welt Danny und Django waren und wie lange es wohl noch dauern mochte, bis sie nach Hause kamen.
Sie hatte viel über Djangos Nachricht an Amy nachgedacht und war sich inzwischen ziemlich sicher, dass der Älteste der Aborigines mehr wusste, als er herausließ. Warum sonst war er so sicher, dass Danny von Miller nichts zu befürchten hatte? Kannte er ihn? Kam Miller am Ende aus der Gegend? Die Überlegung war auf jeden Fall logisch – doch selbst wenn es so wäre, die Entschlossenheit des Mannes, ein Geheimnis aus sich zu machen, machte alle Spekulationen überflüssig. Am Ende gab sie ihre Mutmaßungen auf. Ihr Verstand war träge, sie war müde bis auf die Knochen, und nichts ergab mehr einen Sinn.
»O mein Gott, sieh nur«, hauchte Sandra.
Sie drehten sich gleichzeitig um, standen auf und starrten auf den eigenartigen Anblick, der sich ihnen auf dem Weg zur Hauptstraße bot.
Delilah ritt da; sie hatte Millicent Cooper auf dem Pferd vor sich, die in einer Strickjacke als Tragegurt einen Säugling über der Brust trug. Das Pferd zog eine Schlepptrage, und auf die Holzlatten war ein Mann geschnallt.
»Mum! Mum! Delilah ist wieder da, und sie hat Dad mitgebracht.«
Terence und Sandra waren bereits die Treppe hinuntergelaufen, halfen Millicent vom Pferd und schauten nach Hugh, als Jane auf die Veranda stürzte.
Ihr Gesicht wurde aschfahl. »O Gott«, stöhnte sie zwischen zitternden Fingern hindurch. »Er ist doch nicht tot, oder?« Bevor Rebecca antworten oder sie zurückhalten konnte, war sie durch die äußere Fliegengittertür gestürmt und flog geradezu über die Straße.
Rebecca rannte hinter ihr her. Hughs Gesichtsfarbe war so aschfahl wie die ihrer Mutter, und das Atmen fiel ihm schwer. Doch seine Augenlider flatterten, und er stöhnte, als sie rasch die Lianen lösten, mit denen er an den Holzlatten festgebunden war. Behutsam legten sie ihn auf die Trage, die Enid Harper ihnen gebracht hatte.
»Was ist passiert, Millicent?«, fragte Rebecca scharf auf ihrem Weg ins Krankenhaus.
Millicent drückte ihr Kind an die Brust und stolperte neben ihnen her. »Er hatte einen Herzanfall«, keuchte sie. »Aber er wurde ohnmächtig und hatte danach keinen weiteren. Ich habe ein paar Tabletten in seiner Tasche gefunden und ihm eine davon gegeben. Ich hoffe, das habe ich richtig gemacht, Becky. Ich habe versucht, ihn so schnell wie möglich wieder zu euch zu bringen, aber ich habe mich verirrt, das Benzin ging uns aus, und wir mussten das da machen, um ihn hierher zu bekommen.«
»Danke, Milly – und dir auch vielen Dank, Delilah«, sagte Jane eilig über die Schulter, nahm das Fläschchen Tabletten an sich und half Terence mit der Trage.
»Ja, danke, Millicent, das hast du wirklich gut gemacht«, sagte Sandra und führte sie und die verwunderte Delilah von der Tür zum OP fort in die Küche. »Du musst dich
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