Das Land am Feuerfluss - Roman
verlassen.«
Er zuckte wegen ihrer gewöhnlichen Ausdrucksweise zusammen. »Du warst mit dem Versuch einverstanden, und Morgan’s Reach ist kein Kaff. Es ist eine hübsche kleine Stadt in einer der schönsten Gegenden Australiens.«
»Ach ja«, schnaubte sie, »und ich bin die gute Fee aus dem Märchen.«
Terence überhörte den Sarkasmus, wusste er doch, dass das Verlangen nach Alkohol Sandra sauer und nervös machte. Dennoch wurde ihm unwohl, wenn er sich Sandra in Morgan’s Reach vorstellte. Die Familie würde ihn zwar unterstützen, aber Sandra würde dort sehr wenig zu tun haben – und eine gelangweilte Sandra machte sich auf die Suche nach Alkohol, was stets zu Problemen führte.
Er hatte so verzweifelt versucht, sie vom Schnaps und den Erinnerungen an die Ereignisse des Krieges abzubringen, dass er nicht alles richtig durchdacht hatte, nachdem der letzte Bittbrief seines Vaters eingetroffen war. Die Chance, aus Sydney hinauszukommen, sich aus der peinlichen Situation in der Praxis zu befreien und Sandra Zeit und Raum zu geben, ihre Dämonen zu bezwingen und wieder zu sich selbst zu finden, war ihm wie die Antwort auf seine Gebete erschienen. Aber allmählich wurde diese Rückkehr nach Morgan’s Reach zu einer bedrückenden Realität, und während sie Sydney immer weiter hinter sich ließen, fragte Terence sich, ob er nicht den größten Fehler seines Lebens beging.
Mit der kettenrauchenden Sandra auf dem Beifahrersitz, die sich in gehässiges Schweigen hüllte, versuchte er sich auf die Straße zu konzentrieren. Schwarze Wolken wälzten sich über den Himmel, getrieben von einem heißen Wind. Da Terence im Outback geboren war, wusste er nur zu gut, welche Verwüstung ein Gewitter nach langer Trockenheit anrichten konnte. Wenn die Wolken aufbrachen, würde sintflutartig Regen einsetzen, und eine Sturzflut war nicht nur wahrscheinlich, sondern sicher.
Ein Donnerschlag und der Peitschenhieb eines zischenden Blitzes erschreckte sie beide.
Sandra schrie auf und warf sich auf Terence, der kurz das Lenkrad losließ.
Die Limousine geriet auf dem Schotter am Rand der Landstraße ins Schlingern und hielt auf den tiefen Graben zu.
Sein Puls raste, als Terence sich krampfhaft bemühte, Sandra auf die Seite zu schieben und den Wagen auf der Fahrbahn zu halten. Aber sie waren zu schnell unterwegs, die Reifen wirbelten Schotter auf, und sie rutschten immer weiter auf den Graben zu.
»Wir sterben!«, kreischte Sandra und klammerte sich noch immer an den Arm ihres Mannes.
Terence riss das Lenkrad herum, als der hintere Teil des Wagens in den Graben zu geraten drohte. Die Reifen fanden genug Halt, um den Wagen vom Schotterstreifen fortzutragen, sie schossen in die Straßenmitte und blieben auf der Gegenseite stehen. Kalter Schweiß rann Terence über den Rücken, sein Herz hämmerte, und seine Hände zitterten so stark, dass er es kaum schaffte, den Motor auszustellen.
Sie saßen in fassungslosem Schweigen nebeneinander, der überhitzte Motor tickte unter der Kühlerhaube, während weitere Blitze niedergingen. »Mach das nie wieder!«, sagte Terence mit kalter Wut. »Du hättest uns beide umbringen können.«
Sandra zitterte; ihr Gesicht war kreidebleich vor Schreck. Sie schmiegte sich wieder an ihn wie ein verängstigtes Kind. »Tut mir leid«, schluchzte sie, »aber ich fürchte mich vor Gewittern, und es war so laut und viel zu nah.«
Er verzieh ihr sofort und umschloss ihr Gesicht mit beiden Händen, küsste sie sanft auf Lippen und Augenlider, um ihre Ängste zu zerstreuen und sie zu beruhigen. »Schon gut«, murmelte er, als sie ihn aus grünen Augen ansah, in denen noch immer Tränen glitzerten. »Das Gewitter zieht bald ab.«
Plötzlich befreite sie sich von ihm, die Augen vor Angst weit aufgerissen, während sie über seine Schulter schaute. »Was war das?«, fragte sie scharf.
Er warf einen Blick hinter sich, konnte aber in der Dunkelheit unter den Bäumen nichts erkennen. »Du phantasierst«, sagte er matt. »Da ist nichts.«
»Da hinten, sieh nur!«, zischte sie ungeduldig und wies mit dem hellrot lackierten Finger in die Richtung. »Da versteckt sich etwas unter den Bäumen.«
Terence bezwang die Ungeduld, drehte sich um und schaute, wohin sie zeigte. Er hatte gute Augen, konnte aber nichts entdecken. »Ich sehe nichts.«
»Da ist ein Mann. Er hat uns beobachtet. Lass uns von hier verschwinden, Terry, und zwar schnell. Das gefällt mir nicht.«
»Wir sind meilenweit von der nächsten Stadt
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