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Das Land am Feuerfluss - Roman

Das Land am Feuerfluss - Roman

Titel: Das Land am Feuerfluss - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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Schätze, es war kein Schwarzer.«
    »Sei einfach dankbar, dass er es rechtzeitig erwischt hat, wer immer es war, Dad.«
    »Wohl wahr, aber mir gefällt die Vorstellung nicht, dass sich ein Fremder auf meinem Land herumtreibt, auch wenn er ein guter Samariter ist. Ich hatte über die Jahre genug Ärger mit den Leuten von Big Mac Mackenzie. Hab zu viel Rinder ohne Brandzeichen an seine Viehdiebe verloren – und ich habe ihn gewarnt, dass ich dem nächsten, den ich erwische, eine Ladung Schrot in den Hintern donnere.«
    Ben lächelte. Die Farm Carey Downs war fast einhundert Meilen weit entfernt und hatte im Norden eine lange gemeinsame Grenze mit Wilga. Solange Ben denken konnte, lagen sein Vater und Big Mac miteinander im Streit. Die Beschuldigung, Kälber ohne Brandzeichen gestohlen zu haben, war im Lauf der Jahre hin und her gegangen. Offenbar würden die Kontrahenten nie zu einem Waffenstillstand kommen. »Ich wäre vorsichtig, Dad. Menschen zu erschießen ist gegen das Gesetz.«
    Bob Freeman räusperte sich. »Das mag ja sein, aber es ist das Recht eines jeden Mannes, sein Eigentum zu verteidigen, und Mackenzie legt die Bedeutung von Grenzen sehr freizügig aus.« Er hielt einen Moment inne. »Ich vermute, du oder Jake, ihr wisst nicht zufällig etwas über einen Neuen im Distrikt?«
    »Bisher gab es noch keine Meldungen«, sagte er. »Und solange kein Schaden entsteht, sehe ich kein Problem.«
    »In Ordnung«, brummte Bob auf der anderen Seite der knackenden Verbindung. Er räusperte sich. »Übrigens hatte ich heute Morgen Gwyneth Morgan in der Leitung, die mich gefragt hat, ob ich die Jungen des Reverend während der Ferien übernehmen würde. Was hältst du davon?«
    Ben lachte in sich hinein. »Das sind zwei Lümmel. Aber ich schätze, ein paar Wochen harter Arbeit unter derben Männern tut ihnen vielleicht gut. Du weißt, wie es ist, Dad – ihr Vater ist ein Tyrann, sie haben zu viel freie Zeit, sie langweilen sich und sind aufmüpfig. Kein Wunder, dass sie Unheil anrichten.«
    »Hier gibt es kein verdammtes Unheil«, polterte er. »Ich werde ein Wörtchen mit dem Reverend reden. Wenn er einverstanden ist, werde ich sie für eine Woche auf Probe zum Grundlohn beschäftigen. Aber wenn sie auch nur ein Mal aus der Reihe tanzen, schicke ich sie wieder nach Hause.«
    »Das klingt gut, Dad.« Ben lächelte. Sein Vater mochte kein Geschwafel, und unter seiner Verdrießlichkeit saß ein gutes Herz.
    »War schön, mit dir zu sprechen, Ben«, meinte sein Vater. »Deine Ma lässt dich grüßen und sagt, sie trifft dich bei den Rennen. Ende der Durchsage.«
    Ben lächelte noch immer, als er sich vom Funkgerät entfernte und nach seinem Hut griff. Gwyneth Morgan war eine kluge Alte. Den Zwillingen würde es guttun, von ihrem Vater wegzukommen und auf der großen Wilga-Farm zu sehen, wie das Leben wirklich war. Zähigkeit wurde dort nicht durch einen Gürtelhieb auf den Hintern erlangt, sondern mit der Disziplin und dem Wissen, das man in einer rauen Umgebung erlernte. Die Männer, die Tausende Hektar Land bearbeiteten, verdienten Achtung von ihren Kumpeln, weil sie als Team zusammenhielten. Die Zwillinge waren klug genug, um das schnell zu kapieren und ihre Energie zur Abwechslung in etwas Nützliches zu stecken.

5  
      
    A ls sie die einspurige Landstraße verließen und der Wagen durch Schlaglöcher und Fahrspuren auf einer schmalen Piste durch den Busch rumpelte, spürte Terence, dass Sandras Anspannung wuchs. Verzweifelt starrte sie hinaus auf die Bäume. »Wir sind gleich da.«
    »Ich will nach Hause«, sagte sie befangen, und Tränen glitzerten an ihren Wimpern.
    Diese plötzliche Verletzbarkeit ging Terence nah. Er hielt an und machte den Motor aus. »Oh, Sandra!«, flüsterte er und schloss sie in die Arme. »Es wird nicht so schlimm, wirklich nicht.«
    »Ich kann es nicht ertragen«, sprudelte es aus ihr heraus. »Bitte, Terry, bring mich nach Hause!«
    Er drückte sie an sich, und sie klammerte sich an sein Hemd und befeuchtete es mit Tränen. »Weine nicht, Liebes!«, besänftigte er sie. »Betrachte es als Neuanfang – eine Chance für uns beide, uns zu erholen und alles mit anderen Augen zu sehen.«
    Wimperntusche rann über ihre Wangen, als sie zu ihm aufblickte. »Ich will nicht neu anfangen«, schluchzte sie. »Ich will in Sydney sein, da, wo der kleine Michael begraben liegt, damit ich mit ihm sprechen kann.« Ihre Stimme wurde hysterisch laut. »Wie um alles in der Welt kannst du von mir

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