Das Land am Feuerfluss - Roman
damals empfunden hatte, und das war etwas gewesen, womit er vor seinen Freunden hatte prahlen können.
»Ich verstehe nicht, was es da zu lächeln gibt«, bemerkte Sandra verdrießlich. »Bei dem Anblick wird mir schlecht. Kehr um, Terence! Ich will nach Hause.«
»Auf gar keinen Fall«, erwiderte er ruhig, den Blick auf die ältere Frau gerichtet, die aus dem Haus gegenüber trat. »Dies wird jetzt eine Zeit lang unser Zuhause. Also benimm dich, und sei nett! Du wirst dich mit Granny Gwyn wieder anfreunden.«
Sie folgte seinem Blick, und ihre Miene verfinsterte sich. »Ein Mal hat gereicht, als deine Familie zur Hochzeit gekommen ist. Die dumme alte Ziege – findet an allem was zu mäkeln und rümpft die Nase über meine Freunde.«
»Na ja, gib dir trotzdem Mühe, freundlich zu sein!«, forderte er mit Nachdruck. »Sie ist eine alte Frau und hat ein wenig Respekt verdient.«
Terence stieg aus dem Wagen, bevor Sandra etwas entgegnen konnte, und traf seine Großmutter in der Mitte der Fahrbahn. Er umarmte sie sanft und versuchte sein Entsetzen darüber zu kaschieren, wie sehr sie seit ihrer letzten Begegnung gealtert war. »Hallo, Granny Gwyn«, sagte er. »Du siehst rüstig aus wie eh und je. Wie geht es dir?«
»Gut. Was ich von dir nicht behaupten kann. Du siehst aus wie aus dem Wasser gezogen.«
Er grinste und fuhr sich mit den Fingern durchs Haar. »Danke, Gran. Ich konnte mich schon immer darauf verlassen, dass du kein Blatt vor den Mund nimmst.«
Sie betrachtete ihn nachdenklich. »Na, das ist ja eine Überraschung! Hätte nie gedacht, dass du das Zeug dazu hast zu erkennen, wo deine Verpflichtungen liegen. Dein Vater wird hocherfreut sein, endlich Hilfe zu kriegen. Er wird alt und ist jenseits von Gut und Böse – so wie ich.«
»Hat Daddy denn meinen Brief nicht bekommen? Ich habe ihn kurz vor der Abreise Sydney aufgegeben.«
Gwyneth schüttelte den Kopf. »Die Post braucht Zeit, um hier anzukommen, Terence. Das solltest du doch wissen.« Sie warf einen Blick über die Straße zum Wagen. »Wie ich sehe, hast du Sandra mitgebracht«, bemerkte sie wenig begeistert. »Wie lange wollt ihr denn bleiben?«
»Eine Weile«, antwortete er unbestimmt. »Vielleicht länger, wenn alles gut geht. Sandra und ich brauchen Abstand von der Stadt, und Dad hat mich gebeten zu kommen, seit ich aus der Armee entlassen wurde.« Er schaute auf sie hinab. Offenbar wirkte sein Lächeln angespannt. »Ich weiß, dass du mit Sandra nicht gut ausgekommen bist, als du zu unserer Hochzeit bei uns warst, aber gib ihr eine Chance, Gran«, bat er leise. »Sie hat so viel durchgemacht. Es geht ihr noch immer nicht gut.«
»Eine gute Portion körperlicher Arbeit und sauberer Landluft werden ihr die Mätzchen schnell austreiben«, sagte sie forsch. »Die Stadtmädchen sind verwöhnt und verweichlicht, aber wir werden sie schon auf Vordermann bringen.«
»Hab Nachsicht mit ihr, Gran!«, murmelte er. »Sie ist schließlich meine Frau, und wenn wir uns hier niederlassen sollen, muss sie das Gefühl haben, willkommen zu sein.«
Gwyneth schenkte ihm einen spöttischen Blick, der Bände sprach, bevor sie sich bei ihm unterhakte und sich auf den Gehstock stützte. »Trinkt lieber eine Tasse Tee mit mir«, sagte sie, als sie sich dem Wagen näherten. »Jane und Rebecca sind im Krankenhaus beschäftigt, und dein Vater wurde zu einer schwierigen Geburt gerufen. Aber sie werden alle bald wieder zu Hause sein. Heute hat Danny Geburtstag, weißt du, und wir haben nachher eine Teegesellschaft in der Schule.«
Es blieb Terence keine Zeit, um sich nach seiner Schwester und ihrem Jungen zu erkundigen, denn Sandra war ausgestiegen und wartete neben dem Wagen. Der breitkrempige Sonnenhut warf einen weichen Schatten über ihr Gesicht. In Anbetracht dessen, wie aufgebracht sie kurz zuvor noch gewesen war, wirkte sie erstaunlich gefasst in ihrem hübschen Baumwollkleid und den weißen Pumps. Sie hatte sogar ein steifes Lächeln aufgesetzt.
»Schön, Sie wiederzusehen, Mrs Morgan«, grüßte Sandra und streckte mit ruhigem, fast forschem Blick die Hand aus.
Gwyneth erwiderte den Händedruck ebenso wie die Forschheit. »Willkommen in Morgan’s Reach«, sagte sie mit angedeutetem Lächeln. »Ich hoffe, du findest uns nach all dem Trubel von Sydney nicht zu langweilig – aber so bescheiden es auch ist, es ist ein Zuhause. Du wirst dich sicher schnell an unsere Marotten gewöhnen.«
»Danke«, antwortete Sandra ausdruckslos. »Ich bin mir sicher,
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