Das Land am Feuerfluss - Roman
»Bring uns bloß von hier weg, Terence!«
Ben hatte eine unruhige Nacht damit verbracht, dem Geschwätz zu lauschen, das zwischen den entlegenen Farmen über Funk lief. Er war oben auf dem Turm geblieben und hatte das Gewitter bis Mitternacht beobachtet, bis Jake erschien, um die Wache zu übernehmen. Doch Ben hatte alarmbereit bleiben müssen, und nach einer langen Nacht mit unzähligen Bechern Kaffee waren sie beide nicht nur erschöpft, sondern nervös vom vielen Koffein.
Als Ben zum Haus zurückkam, nachdem er sich für den Tag frisch gemacht hatte, traf er auf Jake, der seine Sachen eingesammelt hatte. »Ich fahr lieber zurück und mache den Kerlen im Knast Frühstück.« Er gähnte herzhaft. »Dann habe ich Emily versprochen, ihr beim Anstreichen des Klassenraums zu helfen und den Boden neu zu lackieren.«
Ben grinste. »Die hat dich an der Leine, Kumpel. Pass lieber auf, sonst stehst du vor dem Altar, ehe du dich’s versiehst.«
Jake grinste dümmlich. »Tja, gut, es gibt Schlimmeres, Kumpel.« Er schaute Ben aus dunklen Augen an. »Und du bist auch nicht besser. Du hetzt seit Monaten hinter Becky her. Ist es nicht an der Zeit, dass sie sich von dir einfangen lässt?«
»Ich wünschte, es wäre so. Aber sie muss an Danny denken. Und deshalb dürfen wir nichts überstürzen.«
Jake nickte nachdenklich, schnallte das Pistolenhalfter um und zog den Gürtel stramm. »Ich weiß. Wenn Kinder im Spiel sind, ist es immer schwierig.«
Ben betrachtete ihn mit schiefem Lächeln. Sein Freund wusste ganz und gar nichts davon, denn er war immer nur ein Mann für den Augenblick gewesen; bei jeder Andeutung von Komplikationen hatte er für gewöhnlich schleunigst einen Rückzieher gemacht – bis er die sehr entschiedene Emily kennengelernt hatte. »Also«, neckte er ihn, »wann gibst du zu, dass Emily die Frau für dich ist?«
Jake renkte sich beim nächsten Gähnen beinahe den Kiefer aus. »Hör zu, Kumpel, sie hat die Führung inne, und wenn ich entscheide, dass die Zeit gekommen ist, lass ich mich von ihr einfangen. Ein Kerl muss Würde bewahren.« Schwungvoll setzte er sich die Polizeimütze auf. »Gehst du zu den Picknick-Rennen im nächsten Monat? Wie wär’s, wenn wir zu viert hinfahren?«
»Ich treffe Becky dort. Aber ja, wir könnten uns dort mit euch zusammentun.« Er grinste Jake an. »Solange Emily keine anderen Pläne für ein vertrautes kleines Picknick hat. Da wollen wir nicht stören.«
Jake versuchte verärgert auszusehen bei der Vorstellung, schaffte es aber nicht. »Schätze mal, die Rennen sind kein Ort für solche Art von Techtelmechtel«, brummte er. »Bis später.« Er sprang die Treppe hinunter und stieg in den Pick-up, den die Polizeibehörde von Queensland ihm zur Verfügung gestellt hatte.
Ben atmete die warme Luft ein und betrachtete prüfend den Himmel, während Jake in die Stadt zurückfuhr. Das Gewitter war vorbei, aber das nächste zog schon bedrohlich von Süden herauf, und dunkle Wolkenfetzen zeigten sich bereits im hellblauen Himmel.
Er ging wieder ins Haus und begann, das schmutzige Geschirr von der langen Nachtwache zu spülen. Bis der Regen kam, würden sie beide nur recht wenig Schlaf finden.
Als das Funkgerät knackend zum Leben erwachte, war Ben gerade fertig mit dem Abwasch. »Hier spricht Bob Freeman von der Wilga-Farm. Bist du da, Ben?«
»Hallo, Dad. Ist alles in Ordnung bei euch da draußen?«
Sein Vater war ein nachdenklicher, langsam sprechender Mann, der nur selten in Panik geriet. »Na ja, wir hatten in der südwestlichen Ecke bei der Windmühle einen kleinen Brand«, sagte er schleppend. »Das Seltsamste, was ich je erlebt habe.«
Ben runzelte die Stirn. »Was soll das heißen, Dad?«
Eine lange Pause trat ein. »Na ja, ein Blitz muss eingeschlagen sein, weil zwei meiner verdammten Kühe tot sind und der Rest nach Westen durchgegangen ist. Ein Feuer hat sich im Gestrüpp am Zaun entzündet, aber jemand muss es gesehen haben, denn es wurde gelöscht. Aber ich weiß nicht, wer zum Teufel da draußen gewesen sein könnte – und es war bestimmt keiner von meinen Leuten. Ich habe sie gestern Abend in der Nähe der Farmweiden gehalten.«
»Wahrscheinlich ein Wanderarbeiter. Oder einer von Djangos Haufen, der sich in Luft aufgelöst hat.«
»Ich weiß nicht«, murmelte Bob. »Ich habe mich da draußen umgesehen und frische Spuren gefunden, die auf Armeestiefel hindeuten; außerdem ein paar Fetzen Tarngewebe, die am Stacheldraht hängen geblieben sind.
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